Benno Gammerl: Von Amazone bis Zögling

Logo des Podcasts von Jenseits der GeschlechtergrenzenLesbische und schwule Kontaktanzeigen aus den 1970er und 80er Jahren sind ein Gegenstand von Benno Gammerls aktuellem Dissertationsprojekt, das sich mit Homosexualität und Gefühlsleben auf dem westdeutschen Land (1960-1990) beschäftigt. In seinem Vortrag „Von Amazone bis Zögling. Männlichkeiten und Weiblichkeiten in gleichgeschlechtlichen Kontaktanzeigen“ aus dem Sommersemester 2011 interessiert sich der Historiker insbesondere dafür, wie sich die Inserent_innen entlang der Kategorie Geschlecht positionieren. Benno Gammerl ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Forschungsbereich Geschichte der Gefühle zu Berlin.

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Zwischen Tuntenstreit und Hypermaskulinität, zwischen Damenkränzchen und sexpositivem Feminismus: Konflikte um die angemessene und politischen wie persönlichen Erfolg verheißende Aneignung bipolarer oder transgressiver Geschlechtlichkeiten haben die Geschichte der Homosexualitäten seit den 1950er Jahren geprägt. In Kontaktanzeigen bezeichneten frauenliebende Frauen und männerliebende Männer sich selbst und die von ihnen Gesuchten als „Menschinnen“, „Jeanstypen“, „Hexen“, „boys“, „Traditionslesben“ oder „Kameraden“ und markierten damit Positionen in einem weiten Spektrum von Männlichkeiten, Weiblichkeiten und anderen Möglichkeiten. Wie haben sich diese Selbst- und Fremdbeschreibungen im Lauf der Zeit verändert? Kann man zwischen dominanten Versionen und marginalisierten Alternativen unterscheiden oder von einer zunehmenden Pluralisierung sprechen? Und welche Schlüsse lassen sich daraus für heutige Konstellationen ziehen – zwischen der Vielfältigkeitsparty, dem schwulesbischen Identitätsbau und queeren Verwerfungen?