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Vortragseinladung: 19.05.2010 – wie Erwerbslose neoliberal regiert werden

Chistian Schultz (Dipl. Psych., Soz.Päd.)
Erziehung zur Eigenverantwortung – wie Erwerbslose neoliberal regiert werden
Mittwoch, 19. Mai 2010, 19ct, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Nachdem bereits mit Jürgen Martschukat am Beispiel der 30er angeregt über die Effekte von Arbeitslosigkeit disktutiert wurde, trägt Mittwoch ein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet für die Gegenwart vor: Christian Schultz leitet die Solidarisch-Psycho-Soziale-Hilfe (SPSH), eine Beratungsstelle für Erwerbslose. Daneben unterstützte er lange Jahre das studentische Seminar „Menschenbilder in der Psychologie“ als Lehrbeauftragter.

Gleichwohl der Kritischen Psychologie (Berlin School of Critical Psychology) nahe, nutzt er auch poststrukturalistisches Theorieangebot, wir können uns also auf einen theoretisch fundierten Vortrag eines Praxiserfahrenen freuen.

Texte von der SPSH: spsh.de
Texte zur Kritischen Psychologie: kripsy.de

Der Referent zu seinem Vortrag:

Wenn im Vortragstitel von ‚Regieren’ gesprochen wird, ist damit mehr und anderes gemeint als aktuelle tagespolitische Auseinandersetzungen. Der Vortrag orientiert sich vielmehr am Foucault’schen Begriff der Regierung und seinen Gouvernementalitätsanalysen. Er konstatiert einen tiefgreifenden Wandel in der Art und Weise, wie Erwerbslose regiert werden, der in den Hartz-Gesetzen seinen pointierten Ausdruck findet. Der Kern dieses Wandels, so die These, ist der Versuch, auf die Subjektivität der Erwerbslosen zuzugreifen und diese neu zu formieren im Sinne des neoliberalen Leitbilds – dem Unternehmer seiner selbst. Es geht also um ein Erziehungsprogramm, in dem die Freiheit des Einzelnen beschworen wird, aber mit Zwangsmitteln gegen ihn durchgesetzt werden muss. Ein paradoxer Versuch, der schwere Kollateralschäden u.a. am Sozialstaat und seinen Prinzipien billigend in Kauf nimmt.