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Vortragseinladung 2013-11-06: Digitale Gesellschaft

Kathrin Ganz
Digitale Gesellschaft „for the rest of us“? Perspektiven feministischer Netzpolitik
Mittwoch 07.11.2013, 19:15, Von Melle Park 5 (“Wiwi Bunker”) 0079

Kathrin „ihdl“ Ganz, M.A. ist Politik- & Sozialwissenschaftlerin, Promovendin in der Arbeitsgruppe Arbeit-Gender-Technik, TU Hamburg-Harburg, war lange Jahre für die AG Queer Studies aktiv und ist Gestalende des netzpolitischen Radiomagazins „Der Computer kann alles“.

Sie referiert dieses mal zu folgendem Thema:

In der Netzpolitik werden die Weichen der digitalen Gesellschaft gestellt. Schließlich geht es darum, wie und mit welchen Folgen Internet und Digitalisierung gestaltet, genutzt und reguliert werden sollen. Doch egal ob in Parteien und Parlamenten, in der IT-Branche oder in den zivilgesellschaftlichen Organisationen der Netzbewegung: Netzpolitik scheint von den Perspektiven weißer, bürgerlicher Männer mittleren Alters dominiert, die schon früh Zugang zu Computern hatten.

Dabei ist Netzpolitik ein Feld, in dem sich soziale Ungleichheit täglich auswirkt. Ob fehlender Breitbandausbau auf dem Land oder ein ALG II-Satz, bei dem die DSL-Flat nicht drin ist: Die digitale Spaltung ist noch nicht überwunden. Zensur, fehlende Barrierefreiheit, Jugendschutzfilter, die Websites von LGBT-Organisationen sperren, und die neuesten Geschäftsmodelle von profitorientierten Providern, durch die bald nur noch finanzkräftige Kund_innen Zugang zum gesamten Netz haben werden, beschränken den Zugang zu Inhalten. Vorhaben wie ACTA und seine Nachfolger bedrohen die Artenvielfalt, den Zugang zu Medikamenten und die Kreativität im Netz zugleich. Staaten, die in der Lage sind, jeden Schritt im Netz zu überwachen, lassen dystopische Sci-Fi-Szenarien greifbar werden, während eine von Hasskommentaren und Dominanzphantasien geprägte Kommunikationskultur in manchen Räumen des „Sozialen Netzes“ Menschen aktiv aus der digitalen Öffentlichkeit ausgrenzt.

Die digitale Zukunft braucht mehr Perspektiven! Statt in Technikpessimismus zu verfallen gilt es, sich zugewandt und kritisch mit dem Internet und seinen Technologien, mit digitalen Alltagspraxen und Netzpolitik auseinanderzusetzen und Strategien zu entwickeln, wie die digitale Kultur lebenswert für viele werden kann. In einer Studie, die 2012 für das Gunda-Werner-Institut erstellt wurde, beschäftige ich mich mit Perspektiven feministischer Netzpolitik, die das Ziel haben, die emanzipatorischen Seiten des digitalen Lebens zu stärken und die netzpolitischen Kämpfe mit solchen zu verbinden, die für bessere Lebensbedingungen auf der ganzen Welt streiten.

Die Studie „Feministische Netzpolitik. Perspektiven und Handlungsfelder“ ist online verfügbar unter:
http://www.gwi-boell.de/downloads/GANZ_feministische_Netzpolitik_Web.pdf

Vortragseinladung 2013-06-26: Euer Schweigen schützt euch nicht!

Peggy Piesche
„Euer Schweigen schützt euch nicht:
Audre Lorde und die Schwarze Frauenbewegung in Deutschland“
Mittwoch 26.06.2013, 19:15, Von Melle Park 5 (“Wiwi Bunker”) 0079

Peggy Piesche ist Kultur- und Literaturwissenschaftlerin am Hamilton College in NY. Sie ist Mittwoch zu Gast für eine Lesung mit Gespräch zu:

Audre Lordes Einfluss auf die US-amerikanische Frauenbewegung, ihre aufrüttelnden Texte und ihr brillantes Beleuchten von Sexismus, Rassismus und Homophobie wurden Mitte der achtziger Jahre allmählich auch in der deutschen Frauenbewegung bekannt. Es gelang ihr tatsächlich in Deutschland, Schweigen in Sprache und Handeln zu verwandeln.

Peggy Piesche wird den zu Audre Lordes zwanzigstem Todestag erschienenen Band „Euer Schweigen schützt euch nicht: Audre Lorde und die Schwarze Frauenbewegung in Deutschland“ vorstellen und deren Texte in den Kontext von Audre Lordes Leben und Werk stellen. Der Band vereinigt bereits erschienene Texte Lordes mit Beiträgen, Interviews und Gedichten afrodeutscher Frauen. Kaleidoskopartig entsteht so die Geschichte der Schwarzen Frauenbewegung in Deutschland.

Vortragseinladung 2013-06-12: Bini Adamczak

Bini Adamczak
bzw. – Beziehungsweise. Liebe & Kapital.
Mittwoch 12.06.2013, 19:15, Von Melle Park 5 (“Wiwi Bunker”) 0079

Bini Adamczak ist freie Wissenschaftlerin im weiten Berlin und zum zweiten mal zu Gast in unserer Vorlesungsreihe (ihr erster Vortrag „Kritik der polysexuellen Ökonomie“ befindet sich in unserem Podcast). Ihre Monographien Kommunismus. Kleine Geschichte wie alles anders wird und Gestern Morgen. Über die Einsamkeit kommunistischer Gespenster und die Rekonstruktion der Zukunft fanden große Beachtung. Dieses mal referiert sie Folgendes:

Ware und Liebe sind Beziehungen, Beziehungsweisen, die zudem in inniger Beziehung zueinander stehen. In beiden maskiert sich eine gesellschaftliche Beziehung von öffentlichem Interesse als bloßes Privatverhältnis, als zweigliedriger Austausch von Dingen und Geld, von Obszönitäten und Zärtlichkeiten – oder beidem zugleich. Als Austausch, jedenfalls, von Arbeit – Waren produzierender oder Arbeitskraft reproduzierender Arbeit; Lohnarbeit oder Liebesarbeit. In beiden Beziehungsweisen manifestiert sich eine erstaunliche Symbiose von Singularität und Universalität, privatester Privatheit und öffentlichster Öffentlichkeit. Die Ware beansprucht – trotz aller Serialität – als gebrauchswertiger Körper immer ein konkretes Bedürfnis zu befriedigen und trägt zugleich einen Preis, als Zeichen ihrer allgemeinen Austauschbarkeit. Die Liebe, ganz ähnlich, behauptet, jedes Mal unverwechselbar und einzigartig zu sein und dudelt doch täglich unentrinnbar in Radio, TV wie Kino. Zu lieben (romantisch) soll ebenso Merkmal einer allgemeinen Anthropologie sein wie zu tauschen (äquivalent) oder zu kacken (individuell). Gerade in der Vereinzelung soll die Allgemeinheit bestehen. Doch der private Handel verbirgt die öffentliche Aushandlung.

Vortragseinladung 2013-05-29: Glee

Andrea Rick
„Because of the layers? – Because of the layers.“ – Lesarten der Fernsehserie ‚Glee‘
Mittwoch 29.05.2013, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Andrea Rick (M.A.) ist freischaffende Kulturwissenschaftlerin in Hamburg und dürfte Queerag-Affinen u.a. durch einen gemeinsam ausgerichteten Femmeness-Workshop bekannt sein. Am Mittwoch referiert sie über:

Die amerikanische Fernsehserie „Glee“, eine mehrfach preisgekrönte postmoderne Mischung aus Musical, Drama und Satire, hat in ihrem Herkunftsland vor allem damit Furore gemacht, dass sich zwei ihrer schwulen Figuren (Kurt Hummel und Blaine Anderson) über sämtliche geschlechtlichen und sexuellen Identitätsgrenzen hinweg zu absoluten Publikumslieblingen entwickelt haben, die regelmäßig und mit großem Abstand Zuschauer*innenwettbewerbe um das beliebteste Serienpaar gewinnen und deren Bilder inzwischen auch College-Lehrbücher illustrieren.

„Glee“ setzt ein popkulturell gebildetes Publikum voraus, das die schier endlosen Anspielungen, Persiflagen und Hommagen (in Text und Bild) an die Musik- und Medienlandschaft der letzten paar Jahrzehnte nicht nur erkennt, sondern auch deren Bedeutung für die Geschichten und Charaktere der Serie erfassen kann. Weiterhin zeigt sich „Glee“ auch in Bezug auf LGBTQ*-Kulturen mit unverkennbarem Insiderwissen ausgestattet, was sich insbesondere auf die Darstellung von lesbischen, bisexuellen, schwulen und Transgender-Figuren und deren Geschichten auswirkt. Schließlich stehen die Macher*innen von „Glee“ auch in regem Austausch mit Fans der Serie (v.a. über Twitter) und beziehen sich in der Serie auch auf visuelle und sprachliche Eigenheiten von kulturellen Produkten aus Fan-Zusammenhängen.

Durch diese komplexe Erzählweise, die sich immer wieder auf ihr kulturelles Umfeld bezieht, wird „Glee“ zu einem extrem vielschichtigen Gebilde, das durch genaueres und wiederholtes Anschauen nur an Tiefe und Aussagekraft gewinnt. Dies möchte ich in meinem Vortrag anhand einiger Beispiele illustrieren, in denen ich sowohl gesprochene/gesungene Texte als auch visuelle Elemente (Kostüme, Szenenbild, Requisiten, Kameraperspektiven) betrachte und deren Aussagen auf die Darstellung v.a. von queerer Maskulinität und von Transidentität in „Glee“ untersuche.

Präsidium der Universität Hamburg stellt sich gegen Inklusion und Diversity

Pressemitteilung der AG Queer Studies

Die Vizepräsidentin der Universität Hamburg, Prof. Dr. Rosemarie Mielke, hat sich in einer E-Mail abschätzig über Gruppen geäußert, die die UN-Behindertenrechtskonvention an der Universität Hamburg umsetzen wollen. Aber auch durch das drohende Aus des aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds geförderten Projekts „Zentrum für Disability Studies“ (ZeDis) schürt das Präsidium Zweifel an der Ernsthaftigkeit seiner Bemühungen um Inklusion und für eine diskriminierungsfreie Universität.

Im Oktober 2012 setzte sich das ZeDiS gemeinsam mit dem Zentrum GenderWissen und der AG Queer Studies unter Verweis auf die UN-Behindertenrechtskonvention für die Bezahlung von GebärdensprachdolmetscherInnen ein, um die Teilnahme gehörloser Studierender am „Runden Tisch Diversity“ der Uni Hamburg zu gewährleisten. Zudem wurde ein Konzept des Präsidiums im Bereich Diversity gefordert. Daraufhin wurde der „Runde Tisch“ einfach abgesagt. Auf Nachfrage äußerte sich die Vize-Präsidentin Prof. Dr. Rosemarie Mielke in einer E-Mail wie folgt: „Das Thema ist ein vermintes Feld und seit Jahren tummeln sich hier Interessengruppen, die immer gleich die UN-Konvention aus der Huefte ziehen.“ Anscheinend werden von der Vizepräsidentin Gruppen, die sich für die Geltung und Achtung der Menschenrechte aus UN-Konventionen einsetzen, als Bedrohung wahrgenommen.
Im Januar wurde schließlich wieder ein „Runder Tisch“ mit GebärdensprachdolmetscherInnen einberufen, doch obwohl hier ein Diversity-Konzept erarbeitet werden soll, sind die Ergebnisse bisher mehr als dürftig. Ein ernsthaftes Interesse an Antidiskriminierungsmaßnahmen scheint das Universitätspräsidium nicht zu haben. Stattdessen werden Gruppen, die sich in diesem Bereich engagieren, als fragwürdige „Interessengruppen“ diffamiert.

Die AG Queer Studies ist über den Umgang der Universität Hamburg mit den Betroffenen und dem Thema Diversity entsetzt. Nicole Meyer von der AG Queer Studies erklärt hierzu „Mit altgedienten Strukturen und Personen scheint unverhohlen eine Strategie zur Durchsetzung präsidialer und professoraler Interessen verfolgt zu werden. Die Sicht betroffener Gruppen scheint keine Rolle zu spielen und unliebsamen Einrichtungen wird die Existenzgrundlage entzogen.“

Die AG Queer Studies fordert daher:

  • eine Entschuldigung von Vizepräsidentin Prof. Dr. Rosemarie Mielke
  • eine öffentliche Stellungnahme der Universität Hamburg zum Weiteren Vorgehen in Bezug auf Inklusion und Diversity sowie eine Zusicherung die UN-Behindertenrechtskonvention konsequent umzusetzen
  • die Förderung inklusiv ausgerichteter Projekte und Initiativen und eine Weiterführung des Zentrums für Disability Studies
  • die Entwicklung einer Diversity-Strategie Bottom-up unter maßgeblicher Beteiligung der Betroffenen.

Vortragseinladung 2013-01-30: Blessless & Didine

Blessless Mahoney & Didine van der Platenvlotbrug
Die luminöse Topographie. Auf der Planche in Olims Apodyterium. Leukopoetische Ombragen für machulle Zeiten
Mittwoch 30.01.2013, 19:15, Edmund-Siemers-Allee 1 („ESA“) C

Achtung: Diese Vorlesung findet abweichend von der restlichen Vorlesung im Erwin-Panofsky Hörsaal des Uni-Hauptgebäudes statt

Zum Ende des Wintersemesters freuen wir uns, wieder einmal Blessless Mahoney, Dekanin der Eberhardt-Anbau-Scheibenschwenkpflug-Universität, Brake an der Weser & Didine van der Platenvlotbrug Pröpstin der Elsa-Sophia-von-Kamphoevener-Fernuniversität, Katzen-Ellenbogen begrüßen zu dürfen. Dieses mal mit folgendem Thema:

Stellen wir uns das philosophische Wohnzimmer als endoplasmatisches Retikulum vor, so drängen sich die neuesten Erkenntnisse im Bereich der holistic science geradezu auf! Wer sonst außer den beiden Töchtern der dialektischen Morgenröte könnte sich mit apodiktischem Aplomb Hempels Didaktik zu Nutze machen und eine cereale Landkarte in Moll entwerfen? Eben. Das Membransurfen bzw. Queer(t)reiben wird unsere innere Möblierung zum Schwingen bringen oder ganz anders gesagt: Wenn Sound zur Landschaft wird, wo wollen wir uns dann verlieren? Eine Action Lecture a prima vista, garantiert äquivok.

Veranstaltungstip 2013-21-1: Biologismus in der Psychologie

Vanessa Lux
Unikate Vorlesung: Biologismus in der Psychologie : Die Suche nach den Genen: Biologie und Biologismus in der Psychologie
Montag, 21.1.2013, um 18:15 Uhr, Universität Hamburg, Von-Melle-Park 5 („WiWi Bunker“), Hörsaal B2

Download des Posters

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe interessierte Menschen,

Wir freuen uns, im Rahmen der „Unikaten Vorlesung“ in diesem Semester Dr. Vanessa Lux (Berlin) mit einem Vortrag zum Thema „Biologismus in der Psychologie“ begrüßen zu dürfen unter dem Titel: „Die Suche nach den Genen: Biologie und Biologismus in der Psychologie“

Dr. phil. Vanessa Lux ist Diplom-Psychologin, sie promovierte 2011 zum Thema „Genetik und psychologische Praxis“ an der Freien Universität Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Schnittstellen zwischen den Bio-/Neurowissenschaften und der Psychologie sowie Theorie und Geschichte der Psychologie. Sie arbeitet zur Zeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Kuturelle Faktoren der Vererbung“, Teilprojekt „Epigenetik und Psychologie: das Beispiel Trauma“.

Im Anschluss an den Vortrag wird es Zeit für Fragen und Diskussion geben. Wir bitten um rege Weiterverbreitung der Einladung und freuen uns auf Ihr und Euer Kommen!

Die Referentin über ihren Vortrag

Seit den Anfängen der Genetik wurden individuelle Differenzen im Psychischen immer mal wieder auf Unterschiede in den Genen zurückgeführt. Die psychiatrischen Genetik hatte sogar verkündet, mit Hilfe der modernen Gentechnologie den Einfluss einzelner Gene auf psychisches Erleben endgültige aufzuklären. Anfangs schien es auch so, als hätte dies Erfolg: Nur allzu oft war in den Medien vom „Schizophrenie-„, „Depressions-“ und „Alkoholismus-Gen“ die Rede, das „gefunden“, „identifiziert“ oder „entdeckt“ worden sei. Erst seit kurzem werden komplexere Annahmen des Zusammenhangs zwischen der DNA und psychischen Funktionen – etwa unter dem Stichwort „Epigenetik“ – in Forschung und Medienöffentlichkeit diskutiert. Wie aber passen die Suche nach dem Schizophrenie-Gen und das biologische Wissen um die Komplexität auf DNA-Ebene zusammen? Was bedeutet das für die Forschungsmethoden der psychiatrischen Genetik? Welche Vorstellungen von Norm und Abweichung liegen diesen implizit zugrunde? Und schließlich: Wie verändert sich unser Verständnis von der Biologie des Psychischen durch z.B. die Epigenetik?

Der Vortrag stellt den gegenwärtigen Wandel in der Vorstellung vom „Gen“ von der Genetik zur Epigenetik bzw. Systembiologie vor und diskutiert die Konsequenzen dieses Wandels für die Methoden, mit denen nach Genen für psychische Funktionen und ihre Störungen gesucht wird, sowie für den Umgang mit biologischem Wissen in der Psychologie.

Mit herzlichen Grüßen, das Menschenbilder-Team in Zusammenarbeit mit dem Fachschaftsrat Psychologie

Vortragseinladung 2013-01-09: Noah Sow zu Medienbegegnungen

Noah Sow
Vorsicht, Falle! Strategien für eine traumafreie Begegnung mit den Medien – bzw. – „Hilfe, ich erkenne mein Interview nicht wieder!“
Mittwoch 09.01.2013, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Achtung: Da eine hohe Besucher*innenzahl erwartet wird, ist eine Raumänderung in letzter Minute z.Zt. nicht ausgeschlossen. Rechtzeitiges Erscheinen könnte sich ggf. als hilfreich erweisen; v.a. lohnt sich aber, die nächsten Tage diese Seite und/oder die eMailverteilerin zu beachten.

Kurz nach Zahlenwechsel auf dem Kalender – die üblichen guten Wünsche für die nächsten 359 Tage seien hinzugedacht – präsentieren wir ein starkultverdächtiges Highlight dieses Semesters, es referiert Noah Sow – Autorin, Künstlerin, Medienkritikerin, Gründerin und Vorstandsmitglied der ersten Schwarzen deutschen media watch Organisation der braune mob e.V. u.v.m.

Selbst mit viel Erfahrung ist eine unmittelbare Medienbegegnung schwer manövrierbar. Damit eine solche Begegnung im potenzierten Dominanzgefälle Marginalisierte Person – Medienproduktion überhaupt eine Chance hat, ansatzweise kontrolliert und selbstbestimmt zu geschehen, sind für Angehörige von Minderheiten vielerlei Dinge zu beachten und Strategien zu entwickeln.

Es sind zumeist dieselben Praxen im dokumentarischen Filmbeitrag, Interview oder anderen medialen Produktionen, in denen die Dominanzkultur sich eines Themas annimmt, die „Anderssein“ (sprich: Anderung) oder Widerstand beinhalten, die regelmäßig zu Ergebnissen führen, die die Be-sprochenen ihre Bereitschaft zur Mitwirkung bereuen lässt, sie nicht selten traumatisiert. Diese Themenfelder sind beispielsweise Rassismus, (Cis)Sexismus, Behindertwerden. Sie werden von und für die Dominanzgesellschaft bearbeitet, Inhalte, Bilder und Aussagen nach Belieben entlang der (imaginären) Verständnisachse der Dominanzgesellschaft verzerrt, und so zum dauerhaften verfälschten Display unserer eigenen Geschichte/n / Leben /Themen. Die Auswirkungen auf die Geschichtsschreibung, Wissensproduktion, Emanzipationsbewegung und gesellschaftlichen Verhältnisse sind auf den zweiten Blick schwerwiegend.

• Inputvortrag über die klassischen „Fallen“ im Umgang mit hegemonialer Medienproduktion: Macht und Ohnmacht
• Input: Welche Strategien gibt es um medialen Verzerrungen und kontraproduktiven Ergebnissen vorzubeugen?
• Wie kann ich unzumutbare und schmerzhafte Medienbegegnungen verhindern?
• Q&A, extensive Fragerunde zur Praxis, ggf. mit Input des Justitiars von der braune mob e.V.

Aufbauend auf dem Vorjahres-Vortrag „Diskurs mit Schieflage: Wie Kommunikation zum Dominanzerhalt genutzt wird“.

Vortragseinladung 2012-12-19: Geschlecht und Psyche

Anna Sieben
Geschlecht und Psyche : Auf der Suche nach Geschlechtlichkeit und Sexualität in klassischen psychologischen Theorien des 20. Jahrhunderts
Mittwoch 19.12.2012, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Anna Sieben ist Dipl.-Psych. und Doktorandin am Lehrstuhl für Sozialtheorie und Sozialpsychologie der Ruhr-Universität Bochum. Sie präsentiert uns einen kritischen, breiten und kompetenten Blick auf die Psychologie unter dem Aspekt von Geschlecht und Sexualität:

Wie werden Geschlecht und Sexualität in klassischen psychologischen Theorien des 20. und späten 19. Jahrhunderts thematisiert? Dieser Frage bin ich in einer breit angelegten Analyse elf verschiedener Theorieströmungen – unter anderem Behaviorismus, Humanistische Psychologie, Evolutionspsychologie und Persönlichkeitspsychologie – nachgegangen. Dass in fast allen Theorien ein heteronormatives Bild biologisch bedingter Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität gezeichnet wird, überrascht wenig. Interessant ist jedoch, wie die verschiedenen Psycholog_innen dieses Modell in ihre psychologischen Theorien ‚einbauen‘. Wie gelingt es ihnen, sich mit ihren Theorien eben nicht „jenseits der Geschlechtergrenzen“ zu bewegen? Auf drei Formen der Einbindung heteronormativer Vorstellung in psychologische Theorien gehe ich in diesem Vortrag ein, erstens die Verwendung geschlechtsstereotyper Beispiele, zweitens die Schaffung eines theoretischen Sonderbereichs für Geschlecht und Sexualität, der zum Teil im Widerspruch zur übrigen Theorie steht und drittens die tendenziöse Interpretation empirischer Befunde.