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Vortragseinladung 2014-05-14: Affective Turn

Marius Henderson
Wuchernde Wunden & Wunder: Notizen zum „Affective Turn“ in queer-feministischen Theorien
Mittwoch 14.05.2014, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“)
0079

Marius Henderson, M.A., ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Universität Hamburg.

Aus dem Abstract

In jüngster Zeit erfreuen sich affekttheoretische Ansätze in den Geistes- und Sozialwissenschaften immer größerer Beliebtheit, so dass oft von einem „Affective Turn“ die Rede ist. Was die meisten der mitunter recht unterschiedlichen, affekttheoretischen Ansätze eint, ist eine Hinwendung zu Affekten als prä-linguistischen, intensiven, unmittelbaren Gemüts(er)regungen, welche sich vordergründig auf körperlich-materiellen Ebenen ereignen und sich einer eindeutigen kognitiven und diskursiven Wahrnehmung entziehen. Fragen von Körperlichkeit und materieller Präsenz stehen, durchaus in Abgrenzung zu Paradigmen, die sich aus dem „linguistic turn“ speisten, somit wieder mehr im Mittelpunkt (kultur-)theoretischer Auseinandersetzungen.

Auch im Bereich queer-feministischer Theoriebildung ist eine Hinwendung zu affekttheoretischen Perspektiven und Fragestellungen zu vernehmen. Zudem gingen und gehen entscheidende Impulse in der Affekttheorie von queer-feministischen Theoretiker*innen aus. In meinem Vortrag soll aus kulturwissenschaftlicher Perspektive der Versuch unternommen werden, überblickhaft einzelne affekttheoretische Strömungen und Positionen in queer-feministischen Theorien nachzuzeichnen; z.B. philosophisch-spinozistisch orientierte und (bio-)psychologische Ansätze. Gleichsam soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern affekttheoretische Fragestellungen auch schon vor einem möglichen „Affective Turn“ in den Wissensarchiven queer-feministischer Theorien eine vordergründige Rolle einnahmen – beispielsweise durch die Infragestellung starrer, vergeschlechtlichter Grenzziehungen zwischen öffentlicher und privater Sphäre oder die Einbeziehung von alltagspraktischen Erfahrungen und Empfindungen in politische und theoretische Reflexionsprozesse. Anhand von exemplarischen Lektüren ausgewählter literarischer und künstlerischer Positionen sollen die impulsgebenden und womöglich wundersam verwundernden Potentiale affekttheoretischen „Denken(s)-Fühlens“ kritisch diskutiert werden.

Vortragseinladung 2013-12-04: Sookee

Sookee
Männlichkeitsentwürfe und (Hetero-)Sexismus im deutschsprachigen Rap
Mittwoch 04.12.2013, 19:15, Von Melle Park 6 („Philturm“) Hörsaal C

Da für den zu erwartenden Andrang unser üblicher Seminarraum wohl nicht ausgereicht hätte, findet die Vorlesung diesen Mittwoch abweichend im Hörsaal C des Philosoph*innenturms statt.

Wer Sookee noch nicht kennt: Sie ist Hip Hop Artist & Queer-Feministische Aktivistin im weiten Berlin, studierte Germanistik und Genderstudies und referiert zu folgendem:

Der Input gibt einen Einblick in die Entstehung, Potentiale und problematischen Aspekte von Rap. Aufbauend auf Theorien zur Konstruktion von Geschlecht und aus der kritischen Männerforschung wird der Zusammenhang von Männlichkeitsentwürfen und (hetero-)sexistischen Images und Performances im deutschsprachigen Rap thematisiert. Hierbei geht der Input vor allem auf sprachliche Mechanismen ein, diskutiert die Verquickung von Gewalt und Sexualisierung und setzt sich mit dem Aspekt der Mehrdeutigkeit auseinander: Wie sind Männlichkeitsvorstellungen und (hetero-)sexistische Lines in Rap-Texten einzuordnen? Lassen sie sich alle eins zu eins übersetzen oder handelt es sich um bloße Ironie? Welche Rolle spielen hier rassistische Diskurse der Mehrheitsgesellschaft?

Vortragseinladung 2013-11-15: Haritaworn/Petzen

Jin Haritaworn, Jennifer Petzen
Von grenzenloser Liebe und unheilbarem Hass. Heteronormativität, Homonormativität und Queere Nekropolitik
Freitag 15.11.2013, 18:30, Rothenbaumchaussee 34 („Gästehaus der Universität Hamburg“)

Achtung: Die Veranstaltung findet weder zum gewohnten Termin, noch am gewohnten Ort statt.
Wir können von daher auch nicht die gewohnten Standards barrierefreien Zugangs garantieren

Wir freuen uns, Dr. Jin Haritaworn und Dr. Jennifer Petzen in Hamburg begrüßen zu dürfen. Jin Haritaworn ist mittlerweile Assistant Professor an der Fakultät für Environmental Studies der York University in Kanada und Jennifer Petzen ist tätig an der Kadir Has University zu Istanbul.

Es handelt sich um die Keynote zur Jahrestagung „Wandel und Kontinuität heteronormativer Geschlechterverhältnisse“ unter Moderation von María Teresa Herrera Vivar. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist aber für Leser*innen dieses Blogeintrags dennoch kostenlos. Es folgt auf den Vortrag gleich im Anschluß die Buchdiskussion in englischer Sprache „The Biopolitics of Mixing: Thai Multiracialities and Haunted Ascendancies“.

Aus dem Abstract

Debates over who belongs in Europe and who doesn’t increasingly speak the language of mixing, but how are the figures commonly described as ‚mixed‘ actually embodied? The Biopolitics of Mixing invites us to reckon with the spectres of pathologization past and present, placing the celebration of mixing beside moral panics over terrorism and trafficking and a post-race multiculturalism that elevates some as privileged members of the neoliberal community, whilst ghosting others from it. Drawing on a broad archive including rich qualitative interviews conducted in Britain and Germany, media and policy debates, popular culture, race-based research and queer-of-colour theories, this book imagines into being communities in which people and places normally kept separate can coexist in the same reality. As such, it will appeal to scholars across a range of sociological and cultural studies, including critical race, ethnic and migration studies, transnational gender and queer studies, German and European studies, Thai and Southeast Asian studies, and studies of affect, performativity, biopolitics and necropolitics. It should be read by all those interested in thinking critically on the intersections of race, class, gender, sexuality and disability.

Vortragseinladung 2013-11-06: Digitale Gesellschaft

Kathrin Ganz
Digitale Gesellschaft „for the rest of us“? Perspektiven feministischer Netzpolitik
Mittwoch 07.11.2013, 19:15, Von Melle Park 5 (“Wiwi Bunker”) 0079

Kathrin „ihdl“ Ganz, M.A. ist Politik- & Sozialwissenschaftlerin, Promovendin in der Arbeitsgruppe Arbeit-Gender-Technik, TU Hamburg-Harburg, war lange Jahre für die AG Queer Studies aktiv und ist Gestalende des netzpolitischen Radiomagazins „Der Computer kann alles“.

Sie referiert dieses mal zu folgendem Thema:

In der Netzpolitik werden die Weichen der digitalen Gesellschaft gestellt. Schließlich geht es darum, wie und mit welchen Folgen Internet und Digitalisierung gestaltet, genutzt und reguliert werden sollen. Doch egal ob in Parteien und Parlamenten, in der IT-Branche oder in den zivilgesellschaftlichen Organisationen der Netzbewegung: Netzpolitik scheint von den Perspektiven weißer, bürgerlicher Männer mittleren Alters dominiert, die schon früh Zugang zu Computern hatten.

Dabei ist Netzpolitik ein Feld, in dem sich soziale Ungleichheit täglich auswirkt. Ob fehlender Breitbandausbau auf dem Land oder ein ALG II-Satz, bei dem die DSL-Flat nicht drin ist: Die digitale Spaltung ist noch nicht überwunden. Zensur, fehlende Barrierefreiheit, Jugendschutzfilter, die Websites von LGBT-Organisationen sperren, und die neuesten Geschäftsmodelle von profitorientierten Providern, durch die bald nur noch finanzkräftige Kund_innen Zugang zum gesamten Netz haben werden, beschränken den Zugang zu Inhalten. Vorhaben wie ACTA und seine Nachfolger bedrohen die Artenvielfalt, den Zugang zu Medikamenten und die Kreativität im Netz zugleich. Staaten, die in der Lage sind, jeden Schritt im Netz zu überwachen, lassen dystopische Sci-Fi-Szenarien greifbar werden, während eine von Hasskommentaren und Dominanzphantasien geprägte Kommunikationskultur in manchen Räumen des „Sozialen Netzes“ Menschen aktiv aus der digitalen Öffentlichkeit ausgrenzt.

Die digitale Zukunft braucht mehr Perspektiven! Statt in Technikpessimismus zu verfallen gilt es, sich zugewandt und kritisch mit dem Internet und seinen Technologien, mit digitalen Alltagspraxen und Netzpolitik auseinanderzusetzen und Strategien zu entwickeln, wie die digitale Kultur lebenswert für viele werden kann. In einer Studie, die 2012 für das Gunda-Werner-Institut erstellt wurde, beschäftige ich mich mit Perspektiven feministischer Netzpolitik, die das Ziel haben, die emanzipatorischen Seiten des digitalen Lebens zu stärken und die netzpolitischen Kämpfe mit solchen zu verbinden, die für bessere Lebensbedingungen auf der ganzen Welt streiten.

Die Studie „Feministische Netzpolitik. Perspektiven und Handlungsfelder“ ist online verfügbar unter:
http://www.gwi-boell.de/downloads/GANZ_feministische_Netzpolitik_Web.pdf

Anna-Katharina Meßmer: Intimchirurgie

Logo des Podcasts von Jenseits der GeschlechtergrenzenAnna-Katharina Meßmer war im Sommersemester in unserer Reihe zu Gast. Ihr Vortrag war angekündigt unter dem Titel „‚Und dann ändert man eben seinen Körper‘ – Intimchirurgie zwischen Medikalisierung und Rohstoffisierung“. Davon abweichend behandelt Meßmer die Rolle von Genitalverstümmlung im Diskurs um Intimchirugie im cis-weiblichen Genitalbereich. Der Vortrag basiert in dieser Form auf dem Artikel „Same Same But Different: Intimmodifikationen zwischen Zwang und Selbstbestimmung“, der 2013 in einem Band mit dem Titel „Wanderungen. Migrationen und Transformationen aus geschlechterwissenschaftlichen Perspektiven“ bei transcript erschienen ist.

Anna-Katharina Meßmer promoviert derzeit an der LMU München am Lehrstuhl von Paula Irene Villa. Dort ist sie angegliedert an das DFG-Projekt „Das optimierte Geschlecht? Soziologische Explorationen zur (Neu)Kodierung der Geschlechterdifferenz am Beispiel der ‚Schönheitschirurgie'“.

Inhaltswarnung: Die Referentin geht auf die medizinischen Praxen der Intimchirugie und die Praxen der Genitalbeschneidung bei Frauen ein.

[podcast]http://www1.uni-hamburg.de/QUEERAG/podcast/messmer_2013_CC.mp3[/podcast]
Download (mp3 18 MB, 38 Minuten)
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Vortragseinladung 2013-06-19: Das Fatale Genitale

Diana Hartmann
Das fatale Genitale
Mittwoch 19.06.2013, 19:15, Von Melle Park 5 (“Wiwi Bunker”) 0079

Diana Hartmann ist KunstfotografIn und Intersex-AktivistIn in Hamburg. Sie referiert Mittwoch zu folgendem:

Eine zu große Klitoris zu haben ist nicht erlaubt in Deutschland. Mit zu „groß“ wird die Länge bei Neugeborenen bei ca. 1,5 cm angesetzt, ungefähr die Länge einer Fingerkuppe. Ein zu kleiner Penis mit weniger als ca. 2 cm ist ebenfalls nicht erlaubt. Bei einer großen Klitoris hat man/n die Befürchtung, dass sie sich über Gebühr erigieren könnte, und bei einem kleinen Penis befürchtet man/n eine nicht genügende Erektionsfähigkeit. Solche Genitale werden zum Störfaktor der strikt aufrecht gehaltenen und beruhigenden sozialen Ordnung unserer heutigen Gesellschaft, in der jede/r zu glauben hat, dass unsere Körper nur in zwei Formen zu existieren haben: perfekt männlich oder perfekt weiblich. Unsere Genitale sind jedoch überraschend mehr- und auch uneindeutig. Tag für Tag werden Kinder in unsere Gesellschaft geboren, die nicht zu dem reflexartigen Ausruf „Es ist ein Mädchen!“ oder „Es ist ein Junge!“ animieren, und noch viele mehr haben Genitalien, die als „maskulinisiert“ oder „feminisiert“ definiert werden, obwohl das Geschlecht des Kindes außer Frage steht. Gemäß der Leitlinie der Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin wird empfohlen, die Genitalien der Kinder im Alter von ca. einem Jahr operativ zu modifizieren, um ihre Körper in eine Richtung zu manipulieren, die dem gesellschaftlichen Konsens der „wahren“ Weiblichkeit oder Männlichkeit entsprechen. Klitorale Chirurgie und Phalloplastie sind brutal und unlogisch und – egal wie man es nennen will – sie sind immer eine Verstümmelung. Wir werden in diesem Vortrag den misogynen, homofeindlichen und sexualitätszerstörenden Hintergrund der sog. „Genitalen Zwangsoperationen“ an Mädchen, Jungen und Intersexe beleuchten.

Vortragseinladung 2013-06-12: Bini Adamczak

Bini Adamczak
bzw. – Beziehungsweise. Liebe & Kapital.
Mittwoch 12.06.2013, 19:15, Von Melle Park 5 (“Wiwi Bunker”) 0079

Bini Adamczak ist freie Wissenschaftlerin im weiten Berlin und zum zweiten mal zu Gast in unserer Vorlesungsreihe (ihr erster Vortrag „Kritik der polysexuellen Ökonomie“ befindet sich in unserem Podcast). Ihre Monographien Kommunismus. Kleine Geschichte wie alles anders wird und Gestern Morgen. Über die Einsamkeit kommunistischer Gespenster und die Rekonstruktion der Zukunft fanden große Beachtung. Dieses mal referiert sie Folgendes:

Ware und Liebe sind Beziehungen, Beziehungsweisen, die zudem in inniger Beziehung zueinander stehen. In beiden maskiert sich eine gesellschaftliche Beziehung von öffentlichem Interesse als bloßes Privatverhältnis, als zweigliedriger Austausch von Dingen und Geld, von Obszönitäten und Zärtlichkeiten – oder beidem zugleich. Als Austausch, jedenfalls, von Arbeit – Waren produzierender oder Arbeitskraft reproduzierender Arbeit; Lohnarbeit oder Liebesarbeit. In beiden Beziehungsweisen manifestiert sich eine erstaunliche Symbiose von Singularität und Universalität, privatester Privatheit und öffentlichster Öffentlichkeit. Die Ware beansprucht – trotz aller Serialität – als gebrauchswertiger Körper immer ein konkretes Bedürfnis zu befriedigen und trägt zugleich einen Preis, als Zeichen ihrer allgemeinen Austauschbarkeit. Die Liebe, ganz ähnlich, behauptet, jedes Mal unverwechselbar und einzigartig zu sein und dudelt doch täglich unentrinnbar in Radio, TV wie Kino. Zu lieben (romantisch) soll ebenso Merkmal einer allgemeinen Anthropologie sein wie zu tauschen (äquivalent) oder zu kacken (individuell). Gerade in der Vereinzelung soll die Allgemeinheit bestehen. Doch der private Handel verbirgt die öffentliche Aushandlung.

Vortragseinladung 2013-06-05: Intimchirurgie

Anna Katharina Messmer
„Und dann ändert man eben seinen Körper“ – Intimchirurgie zwischen
Medikalisierung und Rohstoffisierung
Mittwoch 05.06.2013, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Anna Katharina Messmer ist als Diplom-Soziologin und derzeit an der LMU München tätig, hat aber auch theoretische und praktische Erfahrungen im Bereich Medien- und Kommunikationspolitik. Sie trägt zu Aspekten ihres Dissertationsthemas vor:

Die Selbstoptimierung mittels ‚Schönheitschirurgie’ ist im weiblichen Genitalbereich angekommen. Zur Intimchirurgie/Female Genital Cosmetic Surgery bzw. Vaginal Rejuvenation zählen Schamlippenkorrekturen, Modellierungen des Venushügels, Vaginalverengungen, Geburtsfolgenkorrekturen und G-Punkt-Unterspritzungen. Begründet werden diese Eingriffe zunehmend über ‚biologische Defizite’ und ‚medizinische Notwendigkeiten’. Der weibliche Körper erscheint hier abwechselnd als zu behandelndes, medizinisches Problem und als formbare Rohmasse. Dabei zeichnen sich zahlreiche Grenzverhandlungen ab: unter anderem zwischen ‚Natur’ und ‚Kultur’, zwischen ‚Krankheit’ und ‚Gesundheit’, aber auch zwischen ‚richtigen’ und ‚falschen’ Genitalien, zwischen ‚Zwang’ und ‚Selbstermächtigung’ sowie zwischen ‚Intimchirurgie’ und ‚Genitalverstümmelung’. Auf der Grundlage empirischer Analysen des Intimchirurgie-Diskurses werde ich diese Grenzziehungen nachzeichnen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Fragen, wer die zentralen Diskursakteur_innen sind, die um Deutungshoheit kämpfen, und auf welche Strategien zur Begründung und Legitimation sie dabei zurückgreifen.

Vortragseinladung 2012-12-19: Geschlecht und Psyche

Anna Sieben
Geschlecht und Psyche : Auf der Suche nach Geschlechtlichkeit und Sexualität in klassischen psychologischen Theorien des 20. Jahrhunderts
Mittwoch 19.12.2012, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Anna Sieben ist Dipl.-Psych. und Doktorandin am Lehrstuhl für Sozialtheorie und Sozialpsychologie der Ruhr-Universität Bochum. Sie präsentiert uns einen kritischen, breiten und kompetenten Blick auf die Psychologie unter dem Aspekt von Geschlecht und Sexualität:

Wie werden Geschlecht und Sexualität in klassischen psychologischen Theorien des 20. und späten 19. Jahrhunderts thematisiert? Dieser Frage bin ich in einer breit angelegten Analyse elf verschiedener Theorieströmungen – unter anderem Behaviorismus, Humanistische Psychologie, Evolutionspsychologie und Persönlichkeitspsychologie – nachgegangen. Dass in fast allen Theorien ein heteronormatives Bild biologisch bedingter Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität gezeichnet wird, überrascht wenig. Interessant ist jedoch, wie die verschiedenen Psycholog_innen dieses Modell in ihre psychologischen Theorien ‚einbauen‘. Wie gelingt es ihnen, sich mit ihren Theorien eben nicht „jenseits der Geschlechtergrenzen“ zu bewegen? Auf drei Formen der Einbindung heteronormativer Vorstellung in psychologische Theorien gehe ich in diesem Vortrag ein, erstens die Verwendung geschlechtsstereotyper Beispiele, zweitens die Schaffung eines theoretischen Sonderbereichs für Geschlecht und Sexualität, der zum Teil im Widerspruch zur übrigen Theorie steht und drittens die tendenziöse Interpretation empirischer Befunde.

Vortragseinladung 2012-12-12: Trümmerfrauen

Bertold Scharf
„Opfer, nichts als Opfer der Naziverbrechen!“ Die „Trümmerfrauen“ als Gründungsmythos der Bundesrepublik
Mittwoch 12.12.2012, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Bertold Scharf ist Sozial- und Wirtschaftshistoriker in Hamburg und referiert zum Inhalt seiner Magisterarbeit. Da u.a. für die AG Queer Studies tätig, erwarten wir qua Gruppendruck einen nicht weniger als großartigen Vortrag, um die ‚Hausberufung‘ zu rechtfertigen.

Die „Trümmerfrauen“ sind aus den Erzählungen über die deutsche Nachkriegsgeschichte nicht mehr wegzudenken. Tatkräftige deutsche Frauen seien es gewesen, die in den zerbombten Städten Schutt und Trümmer beseitigt und die Voraussetzungen für den Wiederaufbau und das deutsche „Wirtschaftswunder“ geschaffen hätten, so die gängige Vorstellung. In den letzten Jahren wurde in der historischen Forschung aber Kritik an diesem Bild laut. So kritisierte Elizabeth Heineman, dass sich Frauen besonders gut als „Heldinnen“ der Nachkriegszeit geeignet hätten, da sie unbelasteter von den Verbrechen der NS-Zeit erschienen als Männer. Aber auch die tatsächliche Beteiligung von Frauen an der Trümmerbeseitigung außerhalb Berlins wurde in Frage gestellt. Hat es die „Trümmerfrauen“ in Hamburg überhaupt gegeben? Wer ist damit überhaupt gemeint? Wie konnten sie Teil eines bundesdeutschen Gründungsmythos werden und was ist daran problematisch? In diesem Vortrag wird diesen Fragen am Beispiel Hamburgs nachgegangen und die Ergebnisse zur Diskussion gestellt.