Präsentationen und Texte

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Aufgrund regen Interesses hat Lüder Tietz die Präsentation seines Vortrags dankenswerterweise zum freien Download zur Verfügung gestellt. Beachtet, daß wir neben der Audio-Doumentation (im Netz und im Radio) auch einige Präsentationen und Links zu lesenswerten Onlinetexten sammeln und zwar unter „Vortragsreihe->Texte“. Auch die Präsentation zu Antje Schrupps Vortrag ist neuerdings dort verlinkt.

Vortragseinladung 2011-06-08: Die Pille

Eva-Maria Silies
Erfolgreiche Revolution oder fortgeführte Unterdrückung? Die hormonale Verhütung mit der Pille in der Bundesrepublik der 1960er und 1970er Jahre
Mittwoch 08.06.2011, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Eva-Maria Silies ist Historikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Innovations-Inkubator an der Leuphana Universität Lüneburg. Sie referiert Mittwoch über folgendes Thema:

Nachdem die Pille als neuartiges Verhütungsmittel 1961 in der Bundesrepublik eingeführt wurde, entwickelte sie sich im Verlauf der folgenden Jahre zunächst zu einem sehr nachgefragten Präparat, wurde aber spätestens in den 70er Jahren von vielen Frauen wieder abgesetzt. Nebenwirkungen und befürchtete Langzeitfolgen trugen ebenso dazu bei wie die Ablehnung der Pille als „unnatürliches“ Verhütungsmittel. Heftig diskutiert wurden zudem die Folgen für die weibliche Sexualität: Konservative Kritiker der Pille propagierten, die Pille mache junge Mädchen „hemmungslos“, während Nutzerinnen auch öffentlich die positiven Auswirkungen auf ihre Sexualität beschrieben. Aktivistinnen der Frauenbewegung kritisierten allerdings in den 70er Jahren, die Pille setze die sexuelle Unterdrückung der Frauen fort und sei damit letztlich ein Verhütungsmittel, von dem (wieder) nur die Männer profitierten. Diese verschiedenen Entwicklungslinien und Argumentationsmuster werden in dem Vortrag anhand von zeitgenössischen Quellen und Interviews mit Zeitzeuginnen nachgezeichnet und die Geschichte der Pille in den gesellschaftshistorischen Kontext der 60er und 70er Jahre eingebettet.

„Allein schon Weiße“

Gerne machen wir auf eine Veranstaltung außerhalb der Reihe aufmerksam

Veranstaltet von der kritischen T-Stube: studentisches Milieu

„Rassismus? Das ist doch nur ein Problem bei den Nazis! Heute gibt es in Deutschland vielleicht eine gewisse Fremdenfeindlichkeit, aber Rassismus ist doch eher Geschichte. Und hier auf dem Campus sind eh alle tolerant und an anderen Kulturen interessiert.“ – Diese verbreitete Ansicht, dass die Rassist_innen nur am „Rande der Gesellschaft“ zu finden sind und Rassismus durch „Multikulti“ überwunden wurde, blendet aus, dass die gesamte Gesellschaft von verschiedenen Rassismen durchzogen ist.

Ob die allgegenwärtige Panik vor „Flüchtlingswellen“ aus Nordafrika, der Ruf nach einer Abschottung Europas, welche die Bewegungsfreiheit von „Nicht-EU-Ausländern“ massiv beschränkt oder die tagtäglich in den Medien wiederkehrenden Forderungen an alle als Nicht-Deutsche markierten, sich endlich „unserer Leitkultur“ anzupassen – Rassismus wirkt in verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen. Rassismus erscheint in gewalttätigen Angriffen, in staatlichen Gesetzen und Institutionen. Rassismus erscheint aber auch in der alltäglichen Kommunikation, etwa in gutgemeinten Komplimenten, mit denen eine Nicht-Zugehörigkeit aber gerade hervorgehoben wird: „Du sprichst aber gut deutsch!“

Einer kürzlich erschienenen Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung („Die Abwertung der Anderen“) zufolge meint die Hälfte aller Deutschen, es gebe „zu viele Zuwanderer“ in Deutschland. Statistisch jede_r dritte Deutsche stimmt gar der Aussage zu, es gebe „eine natürliche Hierarchie zwischen schwarzen und weißen Völkern“. Rassismus ist aber nicht nur in der stumpfen Parole „Ausländer raus“ zu erkennen, sondern kann sich auch in der vermeintlich anteilnehmenden Frage zeigen, wann eine als nicht-deutsch wahrgenommene Person denn gedenke, wieder in „ihre Heimat“ zurückzukehren.

Wie abwertende Klischees über die „exotischen Fremden“ in Texten und Bildern weiterhin wirken, werden auf unserer Veranstaltung zwei Referent_innen vom Anti(ra)²dio* kritisch beleuchten. Anhand der Bezeichnung „Menschen mit Migrationshintergrund“ werden sie darüberhinaus auf aktuelle Praktiken der Fremdbezeichnung eingehen. Als weitere Gruppe wird das kürzlich entstandene antirassistische Bündnis der Uni Hamburg einen Einstieg in die „Critical Whiteness Studies“ geben. Es ist der Einsatz dieser kritischen Weißseinsforschung, den Blick umzukehren, und nicht mehr nur Objekte des Rassismus und ihre Konstruktion in den Blick zu nehmen, sondern die „Weißen“, die von diesem profitieren.

Wir hoffen ihr erscheint wieder zahlreich in der T-Stube und habt Lust auf eine lebendige Diskussion!

Am 06.06.2011, ab 18 Uhr in der T-Stube

Vortragseinladung 25.05.2011: Verschwinden des Körpers

Dr.-Ing. Bernard Robben
Phantasien vom Verschwinden des Körpers im allgegenwärtigen Computer
Mittwoch 25.05.2011, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Unser mittwöchentlicher Vortrag wird dieses mal von Bernard Robben gestaltet, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Digitale Medien in der Bildung, Informatik, Universität Bremen.

„Der Cyberspace besteht aus Beziehungen, Transaktionen und dem Denken selbst, positioniert wie eine stehende Welle im Netz der Kommunikation. Unsere Welt ist überall und nirgends, und sie ist nicht dort, wo Körper leben.“ schreibt Jean Perry Barlow in seiner Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace. In dieser Vorstellung der Körperlosigkeit des digital definierten Seins spiegeln sich frühere Phantasmen des Theoretikers der Artifiziellen Intelligenz Marvin Minsky, der davon träumte seine Seele vollständig in den Computer zu laden, um so unsterblich zu werden. Derartige Imaginationen formten auch einen typischen Plot für Science Fiction-Darstellungen, etwa im Roman „Do Androids Dream of Electric Sheep?“ von Philipp K. Dick, den Ridley Scott unter dem Titel „Blade Runner“ verfilmte, oder im Kultfilm „The Matrix“ von Larry and Andy Wachowski. Der Vortrag wird das Auftauchen der Phantasien vom Verschwinden des Körpers im Medium des Computers nachzeichnen, so dass ihre nach wie vor große Faszination sowohl verständlich als auch kritisierbar wird.

Der AStA und die Ignoranz gegenüber eigenen Rassismen in einem misslungenen „Image-Film“

Dass es heute nicht mehr en vogue ist, politisch korrekt zu sein – bedauerlich genug – ist eine Sache. Dass es aber möglich ist, aus einem Unigremium heraus die plattesten rassistischen, (hetero-)sexistischen und klassistischen Stereotype in einem Image-Film zu verbraten, ist schlichtweg ein ungeheuerlicher Skandal.
Der Film „Inside AStA“ und die Positionen, die AStA Vertreter_innen dazu einnehmen, treibt die traurige Realität des gesellschaftlichen Alltagsrassismus auf die Spitze.

Der Inhalt dieses Films ist nichts als Diffamierung. Es geht los mit den „farbenprächtig gewandeten afrikanischen Reinigungskräften“, die „gospelnd ihrer Arbeit“ nachgehen und als urgewaltige Furien repräsentiert werden. Allein darin stecken sowohl im (Ankündigungs-)Text als auch in den entsprechenden Bildern des Films jede Menge diskriminierende Repräsentation. Das erschließt sich aber leider den Verantwortlichen nicht, auch wenn die Kritik schon vor der Premiere am 3. Februar pointiert ausformuliert wurde (siehe dazu auch der braune mob gew-studis wochenendseminar hwp-netz indymedia).
Sie scheinen nichts über die Kolonialgeschichte der Hamburger Universität zu wissen, wenn sie diese Szene in den „prächtigen Kuppelsaal des historischen Hauptgebäudes“ legen und vorher den Hafen einblenden. Sie schrecken auch nicht davor zurück, dass sie damit Bilder von singenden Sklav_innen auf Baumwollfeldern heraufbeschwören, was sicher nicht als lustig durchgehen kann. Bedauernswert einerseits, wenn nicht voraus gesetzt werden kann, dass sich Studierende (die sich gerne als Bildungselite bezeichnen lassen) mit der Kolonialgeschichte Hamburgs auseinander gesetzt haben; sich dann aber mit der Kritik konfrontiert auch noch als äußerst beratungsresistent auszuzeichnen, ist das Andere.

Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, wird im Film als nächstes die privilegierte Stellung der (anscheinend ausschließlich weißen) AStA Mitarbeiter_innen wirkungsvoll in Szene gesetzt, welche ihrer politisch-intellektuellen Arbeit des Flyer-Verteilens nachgehen wollen. Sie werden von den schwarzen Putzkräften (die laut der ursprünglich veröffentlichten und später geänderten Version des Ankündigungstextes selbstverständlich Afrikanerinnen sein müssen) mit Gewalt daran gehindert, was naturalisierende Bilder weckt. Der Kommentar des Sprechers, die AStA Vertreter_innen stellten „sich der Urgewalt von Werktätigkeit und Folklore entgegen“ (O-Ton aus dem Film), macht die Fronten schnell klar: Auf der einen Seite die nur als körperliche Arbeitskraft brauchbare, nur zum Teil zähmbare Wildheit, die versucht, die gebildeten Weißen auf der anderen Seite an ihrer wichtigen intellektuellen Tätigkeit zu hindern. Wünschenswert wäre es, wenn sich der AStA damit auseinandersetzt, dass die Putzkräfte an der Uni für einen Hungerlohn verdammt harte Arbeit leisten müssen. Stattdessen werden aber die rassistischen Strukturen, die auch das Studieren und Arbeiten an der Universität Hamburg prägen, vom AStA „liebevoll“ stilisiert.

Nach dieser skandalösen Einstiegsszene jagt ein Stereotyp das andere: Die ewig gestrigen Linken (natürlich männlich, langhaarig, bärtig und mit schlechter Artikulation), die immer noch gegen Brokdorf sind, das knutschende Pärchen in der Materialkammer, das natürlich hetero sein muss oder der Wohnungslose, der an der Uni in Mülleimern wühlt. Auch hier wird wieder „liebevoll“ stilisiert, was der schönen heilen Uniwelt täglich den Spiegel gesellschaftlicher Realität vorhält und eigentlich Anlass für Reflektion und Solidarität geben sollte. In diesem „Image-Film“ bleibt jedoch alles auf seinem gesellschaftlich zugewiesenen Platz (entlang von Hautfarbe, Geschlecht und Klasse), wird weiter aufrecht erhalten und fortgeschrieben. Doch bereits eine inhaltliche Auseinandersetzung mit ihren Kritiker_innen scheint zu hoch für die AStA Leute und wird abgeblockt.

Uns stellt sich die Frage, was dieser Film eigentlich soll. Satire kann er nicht sein – auch wenn der Macher Timo Hempel es gerne so sehen würde. Allein es fehlt ihm die dafür nötige geistige Durchdringung der Sachverhalte – das hat er schon durch die platten, bruchlosen Reproduktionen von Stereotypen bewiesen. Seine Rechtfertigung, der Film sei voller Insider-Witze, wirft bei uns weiterhin die Frage auf, ob zur Verbreitung von unverständlichen Witzen auf dem Niveau von Mario Barth tausende Euros der Studierenden ausgegeben werden müssen. Denn auch die Referent_innen des AStA selbst werden in dem Film diffamiert und als inkompetent dargestellt, weil sie keinerlei nützliche Hilfestellung geben können. Verknüpft wird das Ganze dann recht zusammenhangslos mit der Botschaft: „AStA, der kriegt alles für Sie auf die Reihe“, was offensichtlich hinkt. Was der AStA mit seinem Image-Film aber unseres Erachtens tatsächlich hingekriegt hat ist, einen tiefen Einblick zu liefern, wie es politisch um ihn bestellt ist: nämlich extrem finster.

Die AG Queer Studies war mit einigen Leuten vor Ort und erklärt hiermit ihre Solidarität mit dem Black Students Network und allen anderen Gruppen oder Einzelpersonen, die auch gegen diesen Film und dabei waren, um gegen Rassismus aufzustehen und sich zu Recht lauthals zu empören. Gerne geben wir an dieser Stelle folgenden Aufruf weiter, welcher uns durch die GEW-Studis erreichte:

Am kommenden Montag (07.02.) um 18:00 Uhr findet im Subkultur Paranoia (VMP8, K57) ein Treffen in Sachen AStA-Image-Film und Konsequenzen daraus statt, zu dem alle Interessierten herzlich eingeladen sind.

Wir fordern die sofortige Entlassung von Timo Hempel als den so genannten „Sonderbeauftragten für Kultur“.
Außerdem fordern wir den AStA auf, sich über alle Kanäle für seine rassistischen und sexistischen Machenschaften zu entschuldigen. Die Idee, diesen Film bei Orientierungseinheiten allen Erstsemester_innen zu zeigen, um den AStA bekannt und beliebt zu machen, ist nicht nur absurd, sondern auch menschenverachtend.
Last but not least, muss die Summe der studentischen Gelder, die auf dieses Schmierentheater verwendet wurde, offen gelegt und am besten von den Verantwortlichen zurück gefordert werden, um für sinnvolle Projekte gegen Rassismus und für mehr politische Bildung (vor allem auch für die Verantwortlichen im AStA selbst) eingesetzt werden zu können.

In tiefer Erschütterung und mit einer gehörigen Portion Wut,
Die AG Queer Studies

weitere Nachbereitungen der Ereignisse:

Nachtrag:
Der AStA hat anscheinend dafür gesorgt, dass das Video bei YouTube rausgenommen wird. Folgende Nachricht dazu hat uns eben erreicht:

Es gibt Neuigkeiten: YouTube hat aus „Urheberrechtlichen Gründen“ das Video von der Filmpremiere herausgenommen. Man kann sich die Videos (zur Zeit) nicht mehr angucken!!
Hahahah da versucht wohl der Asta durch Zensur bzw. durch formal-rechtliche Schritte die eigene rassistische Moppelkotze zu vertuschen….! Echt Peinlich!!!! (Bitte verbreitet diese „frohe Botschaft“)
Es wird bestimmt Leute geben die die Videos bald wieder online stellen werden…..!

ANTIRASSISMUS LÄSST SICH NICHT ZENSIERN!!!

Außerdem scheint der AStA zu denken, dass sich der Protest schon wieder gelegt hat. Dem ist aber nicht so!
Wir hatten heute ein sehr produktives Treffen und halten euch über baldige Aktionen auf dem Laufenden. Wer noch dazu kommen möchte, kann gerne nächsten Montag (14.02.) wieder um 18 Uhr im Subkultur Paranoia (VMP8, K57) dabei sein.

Vortragseinladung 02.02.2011: Blessless & Didine

Blessless Mahoney, Didine van der Platenvlotbrug
Gödeln, Zopfen oder Wyniwycen? Sind wir chirales Porcelain in den Händen eines Alan Smithee? Mit der Torten Platt’schen Unschärfekonstanz ins unentdeckte Land. Oder: Gudrun und die Revolution!
Mittwoch, 02.02.2011, 19ct, Von Melle Park 8 („PI“) Hörsaal

Achtung: Die Veranstaltung findet an abwechendem Ort statt; auf Bitte der Referentinnen gibt es eine Wegbeschreibung.

Fast schon aus einer traditionell beenden wir dieses Wintersemester mit einer Vorlesung von Blessless Mahoney, Dekanin der Eberhardt-Anbau-Scheibenschwenkpflug-Universität, Brake an der Weser & Didine van der Platenvlotbrug, Pröpstin der Elsa-Sophia-von-Kamphoevener- Fernuniversität, Katzen-Ellenbogen und zwar mit folgendem Thema:

Das Gödelsche Unschärfetheorem und die 23 Hilbertschen Probleme sind die Grundlage für eine weitere Four de torce der beiden Genialistinnen am Rande des Wahrseins. Die in ihrer Händigkeit quasi Schneckenhaus-artig angelegte Vorlesung wird diesmal über die Ich-Konstruktion des Porcelain zur Realitätsdefinitionen eines Alan Smithee opalisieren und dabei grundfindige Gedanken in das Reich der Mythen vertreiben. Stellen Sie sich den Thesen der beiden Professorinnen der Beredsamkeit, lauschen Sie den Schwingungen der verschlungenen Knüpfmethoden einer Double-accented Dutch Cascading Crown und beantworten Sie zusammen mit den beiden Wissenschaftlerinnen das 7. Hilbertsche Problem mit einem herzhaften „Ja!“

Veranstaltungstip: Kaindl zur Subjektwissenschaft

Unsere PartnerInitiative Menschenbilder in der Psychologie präsentiert im zweiten Versuch Christina Kaindl:

Wie versprochen lädt das Menschenbilder-Seminar und der Fachschaftsrat Psychologie der Uni Hamburg euch noch einmal zu unserer „Unikaten Vorlesung“ in diesem Semester ein.

Wir freuen uns sehr, euch den Nachholtermin des wegen Krankheits
ausgefallenen Vortrags von Christina Kaindl aus Berlin
zur Subjektwissenschaftlichen Forschung der Kritischen Psychologie
mitteilen zu können.

Stattfinden wird das Ganze am Dienstag, den 01.02.2011 um 18:15 Uhr in Raum W 120, Edmund-Siemers-Allee 1 (ESA Westflügel), Universität Hamburg.

Wir freuen uns auf euer zahlreiches Erscheinen und einen spannenden
Vortrag und eine angeregte Diskussion.

Vortragseinladung 15.12.2010: Über die Erfindung des Gleichheits- und des Differenzfeminismus

Cornelia Möser
C’è ma non si vede. Über die Erfindung des Gleichheits- und des Differenzfeminismus : Eine Dekonstruktion
Mittwoch, 15.12.2010, 19ct, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Mittwoch widmen wir uns der Dekonstruktion einer beliebten Erzählung feministischer Bewegungsgeschichte. Dafür haben wir Cornelia Möser eingeladen, Promoventin an der Humboldt-Universität zu Berlin in Gender Studies (GK Geschlecht als Wissenskategorie) und an der Université Paris 8 in Politikwissenschaften. Sie ist aktiv im feminist
saloon
Berlin, ihre Kompetenz beschränkt sich also nicht auf Theorie.

Differenz- und Gleichheitsfeminismus sind zentrale Kategorien für das Erzählen der Geschichte feministischen Denkens. Durch eine historisierende Dekonstruktion, welche einer Reihe ausgewählter theoretischer Wanderungsprozesse nachgeht, soll die Entstehung dieses Antagonismus zunächst nachgezeichnet und schließlich kritisiert werden. Dabei werden vor allem die produktiven Aspekte von theoretischen Wanderungen und kulturellen Übersetzungsprozessen eine Rolle spielen. Maßgeblich im Dreieck Frankreich, USA und Deutschland haben sich im Zuge mehrerer zum Teil überkreuzter Rezeptionsprozesse Narrative über feministische Theorie entwickelt, welche die tatsächlichen Antagonismen, Konflikt- und Spannungslinien nicht zu erzählen helfen, sondern statt dessen vielmehr verschleiern. Vor allem die Schriften von Simone de Beauvoir, Luce Irigaray, Monique Wittig, aber auch Judith Butler spielen für diese theoretischen Wanderungs- und Rezeptionsprozesse eine zentrale Rolle. Kontrastiert werden sollen diese Analysen mit der Frage nach der Bedeutung globalisierter Wissensproduktion für mindestens ehemals emanzipatorische Theorie- und Kritikgebäude. Welches sind die heute wirkmächtigen Kriterien, denen sich eine institutionalisierte queerfeministische Forschung unterwerfen muss? Welches könnten alternative Formen emanzipatorischer und kritischer Wissensproduktion sein? Welche Rolle spielt Übersetzung darin?

Veranstaltungstip: Christina Kaindl 07.12.2010

Fällt kankheitsbedingt aus!

Christina Kaindl
Subjektwissenschaftliche Forschung – Vortrag mit Diskussion
Dienstag, 07.12.2010, 18:15-20:00, Von Melle Park 5 („WiWi-Bunker“), Hörsaal B2
Flyer-Download

Das Menschenbilder Seminar und der Fachschaftsrat Psychologie der Universität Hamburg laden am 07.12.2010 um 18:15 zu einem Vortrag mit anschliessender Diskussion im Rahmen der „Unikaten Vorlesungsreihe“ ein. Christina Kaindl wird zum Thema „Kritische Psychologie als Subjektwissenschaft“ referieren. Die subjektwissenschaftliche Herangehensweise der Kritischen Psychologie dient PsychologInnen als Handwerkszeug an der Schnittstelle zwischen Forschung und Berufspraxis. Dieser Ansatz, der nicht mehr allgemeine sondern sehr spezielle Aussagen für konkrete Menschen in konkreten Situationen wissenschaftlich herausstellt, ist bedeutungsvoll für verschiedene psychologische und auch (sozial-)pädagogische Arbeitsfelder.
Christina Kaindl ist Diplom-Psychologin, Verterterin der Kritischen Psychologie und promoviert in Politikwissenschaften an der FU Berlin zum Zusammenhang von Neoliberalismus und Rechtsextremismus. Sie ist Mitglied der Redaktion der Zeitschriften „Das Argument“ und „Forum Kritische Psychologie“, leitende Redakteurin der Zeitschrift „Luxemburg. Gesellschaftsanalyse und linke Praxis“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung und Lehrbeauftragte an der FH Stendal.

Vortragseinladung 01.12.2010: Doing Difference unter Linux

Silke Meyer
Doing Difference unter Linux
Mittwoch, 01.12.2010, 19ct, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Im Sinne „‚queerer‘ ‚Ökonomiekritik'“ stets auf der Suche nach Möglichkeiten, kapitalistische Verhältnisse zu dezentrieren, scheinen die Ideen s.g. Free/Libre/OpenSource-Software Verfahren eines anderen Wirtschaften zu eröffnen. Wird noch andernorts über die Chancen reflektiert, haben wir uns Silke Meyer, Verfechterin und Kritkerin „freier“ Software aus Berlin eingeladen, die Bereiche aufzudecken, in denen dieses Wirtschaften leider gar kein so anderes ist.

Die Referentin zu ihrem Vortrag

Dem „freien“ Betriebssystem Linux wird oft ein fast subversiver Charakter zugeschrieben: Die alternative Software soll emanzipativen Ansprüchen gerecht werden, Computernutzer_innen von ökonomischen und rechtlichen Zwängen befreien. Die Philosophie hinter Linux sieht Computerprogramme als öffentliche Güter an, die gemeinwohlorientiert und von allen Interessierten gemeinsam entwickelt werden sollen. Kritische Stimmen zeigen jedoch, wo der Anspruch im Widerspruch zur Praxis steht, in der Linux entwickelt und vermittelt wird. Mich interessiert die konkrete Praxis, in der Linux entwickelt und vermittelt wird und die Frage nach Distinktions- und Ausschlussprozessen in dieser Praxis. Im Vortrag stelle ich Ergebnisse meiner teilnehmenden Beobachtung in Linux User Groups vor, die innerhalb der Community zentrale Plattformen für den angestrebten offenen Wissenstransfer sind. Dabei wird deutlich: Weder die Technologien selbst noch der Umgang mit ihnen liegt jenseits von Geschlechtergrenzen – Geschlecht ist aber auch bei weitem nicht das einzige K.O.-Kriterium für Neulinge…