Kategorie: Vortragsreihe

  • Vortrag von Kerstin Palm: Die Natur der Schönheit: Reflektionen zur evolutionstheoretischen Attraktivitätsforschung

    Mittwoch, 27.05.2009, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“), Raum 0079

    PD Dr. Kerstin Palm ist zurzeit Gastprofessorin für Kulturtheorie und Kulturgeschichte der Naturwissenschaften am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien der Humboldt Universität und wird sich in ihrem Vortrag am kommenden Mittwoch mit der (Evolutions-)Biologisierung von „Schönheit“ beschäftigen:

    Schönheitsideale sind nicht gesellschaftlich kontingent entstanden, sondern folgen der evolutiven Logik einer ökonomisierten Fortpflanzungsdynamik, die Frauen- und Männerkörper einem natürlichen Optimierungsprozess aussetzt. Diese Ansicht vertritt die evolutionstheoretisch ausgerichtete Verhaltensbiologie. Die evolutionstheoretische Schönheitstheorie liefert vor allem auch eine Theorie der Dynamik von geschlechtsspezifischen Auswahlprozessen bei der heterosexuellen PartnerInnenwahl – Homosexualität und andere sexuelle Orientierungen werden in dieser Fortpflanzungslogik damit zum Rätsel. In dem Vortrag möchte ich zunächst die wesentlichen Forschungsmethoden und -designs, Argumentationen und Ergebnisse der evolutionstheoretischen Schönheitstheorie vorstellen.

    Anschließend stelle ich die Konsequenzen dieser Sichtweise für das
    Verständnis geschlechtlicher Körper dar. Was bedeutet es beispielsweise, dass ganz spezifische Schönheitsideale mit der Autorität der Natürlichkeit ausgestattet werden, oder dass das Maß für Schönheit immer mit einer bestimmten ökonomisierten Form von Sexualität verbunden ist? Und wie reagiert diese Theorie auf den Einwand, dass es kulturelle und historische Unterschiede von Schönheitsidealen gibt? Wie wird schließlich versucht, das Phänomen der homosexuellen PartnerInnenwahl argumentativ zu bewältigen? In einer abschließenden Runde stelle ich Kritikpunkte und Problematisierungsweisen dieser evolutionären Schönheitstheorie zusammen. Dabei wird deutlich werden, dass die biologische Schönheitstheorie als ein Fallbeispiel für evolutionäre Begründungsweisen zu verstehen ist, anhand dessen eine grundsätzliche Kritik an evolutionsbiologischen Begründungen für (geschlechtspezifisches) Verhalten entwickelbar ist.

  • Vortrag von Barbara Maldoner-Jäger: Betreten erbeten!

    Am kommenden Mittwoch begrüßen wir Barbara Maldoner-Jäger aus Innsbruck in unserer Vortragsreihe. Sie ist Dipl. Pädagogin und Teil des feministischen Projekts „Radikales Nähkränzchen„, und wird sich in ihrem Vortrag mit feministisch-queeren Raumkonstruktionen beschäftigen. In jüngerer Zeit hat sich in diversen Fachbereichen die Hinwendung zur Analysekategorie Raum („Spatial Turn“) als fruchtbar erwiesen, insofern sind wir gespannt, wie sich die Brücke zur queer-feministischen Praxis schlagen läßt.

    Betreten erbeten! Feministisch-queere Raumkonstruktionen am Beispiel von Ladyfest Wien

    Ausgangspunkt der Diplomarbeit bildet die Annahme, dass Raum, Geschlecht und Sexualität gesellschaftliche Konstruktionen und Strukturkategorien bilden, die sehr eng verwoben sind und sich zu einem großen Teil gegenseitig bedingen und stabilisieren. Am Beispiel von feministisch- queeren Raumkonstruktionen wird dieser konstruktive Charakter exemplarisch diskutiert. Gleichzeitig wird auch der Frage nachgegangen, ob es Möglichkeiten der Veränderung und Verschiebung gibt und welche Strategien hier zum Tragen kommen. Als konkretes Beispiel bezieht sich die Verfasserin dabei auf Ladyfest Wien.

    Zeit: 13. Mai 2009 um 19.00 Uhr – 21.00 Uhr
    Ort: Universität Hamburg, Von-Melle-Park 5, Raum 0079

  • Vortrag von Christiane Hutson: Unverschämt. Wir im Spannungsfeld von Rassismus, Hetero/Sexismus und Ableism

    Wir freuen uns ganz besonders, am kommenden Mittwoch Christiane Hutson (Lehrbeauftragte in den Gender Studies an der HU und in den Erziehungswissenschaften an der Uni Bielefeld) gemeinsam mit dem Zentrum für Disability Studies (ZeDiS) der Uni Hamburg begrüßen zu dürfen, denn der Vortrag findet in Kooperation mit der Ringvorlesung „Behinderung ohne Behinderte!? Perspektiven der Disability Studies“ des ZeDiS statt.

    Unverschämt. Wir im Spannungsfeld von Rassismus, Hetero/Sexismus und Ableism

    Was ist Ableism? Und was hat diese Diskriminierungsform mit Rassismus und Hetero/Sexismus zu tun? Diesen und weiteren Fragen geht der Vortrag aus der Perspektive einer Schwarzen kranken Hetera nach. Dabei wird nicht nur vorausgesetzt, dass Konstruktionen von Krankheit sowie Rassifizierungs- und Vergeschlechtlichungsprozesse im Zuge des Kolonialismus auf besondere Weise miteinander verknüpft worden sind, sondern dass Echos dieser Verknüpfungen bis in die Gegenwartvernehmlich spürbar sind. Anders ausgedrückt: Weiß- oder Schwarz-sein, das eigene Geschlecht, die eigene Sexualität und das eigene Gesund-, Krank- oder Behindertsein werden nicht „einfach so“ erlebt. Vielmehr erschließt sich die Sinnhaftigkeit des Erlebten erst über Rahmen, innerhalb derer wir in der Lage sind, es als Erfahrung zu verorten. Der Vortrag stellt diese Erfahrungen daher in den Rahmen postkolonialer Wissensproduktion und wählt die „koloniale Ethnisierung sexueller Normen“ (Grosse 2000) als einen wichtigen Ausgangspunkt. Von diesem aus soll aufgezeigt werden, in welcher Weise die gewaltvolle Gegenwart der kolonialen Vergangenheit in verschämenden Erklärungs- und Konstruktionsmustern von Krankheit widerhallt, und wie kranke People of Color diesen Echos unverschämt entgegentreten.

    Bei der Veranstaltung werden Schriftdolmetscher_innen anwesend sein!

    Zeit: 13. Mai 2009 um 19.00 Uhr – 21.00 Uhr
    Ort: Universität Hamburg, Von-Melle-Park 5, Raum 0079

  • Vortrag von Kathrin Ganz: Von Wahlfreiheit und dem ökonomischen Charme der Familie: Elternschaft im familienpolitischen Diskurs

    Verehrte Freund*Innen der AG Queer Studies

    Diesen Mittwoch erwartet ein regelrechtes Highlight, Politologin Kathrin Ganz aus unseren eigenen Reihen nutzt die Kenntnisse ihrer Magisterarbeit, um uns einen kritischen Blick auf aktuelle familienpolitische Diskurse zu präsentieren.

    Familienpolitische Diskurse (re-)produzieren normative Leitbilder von Familie, die sich institutionell manifestieren und dadurch Vorstellungen und Handlungsmöglichkeiten beeinflussen. In Deutschland steht dieser Diskurs in einer besonders konservativen Tradition. Mit dieser haben in jüngster Zeit und für viele überraschend die Große Koalition und eine christdemokratische Familienministerin gebrochen. In meinem Vortrag zeige ich, wie sich die normativen Leitbilder der Institution Familie im familienpolitischen Diskurs seit der Nachkriegszeit verändert haben. Seit einigen Jahren zeichnet sich hierbei eine Ökonomisierung des Familienverständnisses ab, die mit gleichstellungspolitischen Forderungen und dem Ziel der Steigerung der Geburtenrate verbunden wird, während sozialpolitische Ziele in den Hintergrund treten. Im Zuge dessen hat sich die Familienpolitik die Förderung von Frauenerwerbsarbeit und aktiver Vaterschaft auf die Fahnen geschrieben. Das Zwei-Erwerbstätigen-Modell hat mittlerweile das Alleinernährermodell als Leitbild abgelöst. Auch wenn diese Entwicklung als Öffnung des Familienbegriffes gedeutet wird, gehe ich davon aus, dass dadurch neue Leitbilder entstehen, die den Lebensrealitäten und Bedürfnissen von Eltern und Kindern nicht entsprechen und bestimmte familiäre Lebensformen aus dem Diskurs ausschließen oder aber stigmatisieren.

    Anhand von Bundestagsdebatten und Regierungsdokumenten möchte ich zum einen darstellen, wie Elternschaft, Mutterschaft und Vaterschaft im Zusammenhang mit dem Elterngeld diskursiv konstruiert, und wie dabei Lebensentwürfe und Geschlechterverhältnisse verhandelt werden. Zum anderen frage ich nach der Rolle von sozio-ökonomischen und sozio-kulturellen Strukturkategorien, die neben Geschlecht die Existenzbedingungen von Individuen und Familien prägen.

    Mittwoch 06.05.2009, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

    Einen erkenntnisreichen Vortrag und heiße Debatten wünsche Eure AG Queerstudies

  • Vortrag von Vera Tudor: Post/Porno und feministische post/queere Interventionen: Sexualität interdependent?

    Vera Tudor ist Lehrbeauftragte für Genderstudies und Sprachanalyse an der FU Berlin und präsentiert uns diesen spannenden Vortrag zum Thema Post/Porno:

    Anhand der illustrativen medientheoretischen Analyse von vier post/pornographischen Kurzfilmen der weißen_Politaktivistinnen Girlswholikeporno aus Barcelona, die einen feministischen, kritischen und anti-heteronormativen Ansatz verfolgen, zeige ich in meinem Vortrag die Notwendigkeit einer situierten post/queeren Theorie von Sexualität als interdependenter Kategorisierung. Dabei diskutiere ich Möglichkeiten und Grenzen von feministisch-queerer Post/Pornographie – verstanden als ’subkultureller‘ Widerstand gegen hegemoniale Repräsentationen von Sexualität. Bei der Analyse des filmischen Materials werden Linien von Vergeschlechtlichungs- und Rassifizierungsprozessen in den Darstellungen von Sexualität verfolgt. Damit interdependente Prozesse zur Herstellung von Schichtzugehörigkeit, Alter, Religion, Profession, Nationalität,
    kultureller Verortung und Ability werden punktuell herausgearbeitet. Aus einer weißen_lesbisch-feministischen Perspektive zeichne ich in den Filmen der Girlswholikeporno höchst widersprüchliche und komplexe Strategien der Verleugnung, der Einverleibung und der Nicht/Abbildung von Differenzen nach. Prozesse der Dis/Identifikation mit Blicken und Diskursen sowie der De/Fragmentierung und De/Zentrierung von Körpern und Positionen de/konstruieren in den Filmen Machtverhältnisse auf verschiedenen Ebenen.

    Mittwoch 29.04.2009, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079