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Vortragseinladung 20-01-2016: how to combine activism and filmmaking?

Mittwoch 20.01.2016, 19:15, Raum 0079, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“)

Zara Zandieh, Filmemacherin und Kamerafrau, Berlin

Dekonstruktion von Sehgewohnheiten in Erzählform und Bildersprache aus postkolonialer & queer-feministischer Perspektive – Or how to combine activism and filmmaking?

Filmemachen ist eine Möglichkeit Geschichten, Blickwinkel und Widersprüchlichkeiten, die im Mainstream weniger Betrachtung finden, sowohl im Inhalt, als auch in der Form, einen Raum und Ausdruck zu geben.
In Filmausschnitten von verschiedenen Filmschaffenden, die u.a. post-koloniale (queer-) feministische Perspektiven einnehmen, schauen wir uns unterschiedliche Möglichkeiten an und diskutieren auf welche Weise sie sich sowohl in ihrer narrativen Erzählform als auch in der Bildersprache vom Mainstream absetzen.

Zara Zandieh ist unabhängige Filmemacherin & Kamerafrau und schloss 2006 ihren MA in Gender, Ethnic Studies und Sexualities an der University of East London ab.
Ihre Arbeit ‚under-construction‘ (2012) wurde auf Ausstellungen in verschiedenen Ländern gezeigt, zuletzt im Haus der Kulturen der Welt im Februar 2015. Ihr Film ‚Khoshbakhti‘ (Happiness) läuft auf der DokLeipzig (Internationales Leipziger Festival für Dokumentar– und Animationsfilm) im Rahmen der offiziellen Auswahl des Deutschen Wettbewerbs kurzer Dokumentar- und Animationsfilm.
Andere Filme wie ‚Fragments of Ava‘ (2012) und „Such a strange time it is, my dear…“ (2007) liefen auf diversen Filmfestivals weltweit. Sie war außerdem an der Organisation und künstlerischen Programmgestaltung des Filmfestivals SECOND TAKE – Gender and Society in Cinema in Kabul 2008 beteiligt.
Durch ihre Filme zieht sich eine poetische schlichte Erzählweise, die die Zuschauenden einlädt, unvertraute Perspektiven einzunehmen.

Der AStA und die Ignoranz gegenüber eigenen Rassismen in einem misslungenen „Image-Film“

Dass es heute nicht mehr en vogue ist, politisch korrekt zu sein – bedauerlich genug – ist eine Sache. Dass es aber möglich ist, aus einem Unigremium heraus die plattesten rassistischen, (hetero-)sexistischen und klassistischen Stereotype in einem Image-Film zu verbraten, ist schlichtweg ein ungeheuerlicher Skandal.
Der Film „Inside AStA“ und die Positionen, die AStA Vertreter_innen dazu einnehmen, treibt die traurige Realität des gesellschaftlichen Alltagsrassismus auf die Spitze.

Der Inhalt dieses Films ist nichts als Diffamierung. Es geht los mit den „farbenprächtig gewandeten afrikanischen Reinigungskräften“, die „gospelnd ihrer Arbeit“ nachgehen und als urgewaltige Furien repräsentiert werden. Allein darin stecken sowohl im (Ankündigungs-)Text als auch in den entsprechenden Bildern des Films jede Menge diskriminierende Repräsentation. Das erschließt sich aber leider den Verantwortlichen nicht, auch wenn die Kritik schon vor der Premiere am 3. Februar pointiert ausformuliert wurde (siehe dazu auch der braune mob gew-studis wochenendseminar hwp-netz indymedia).
Sie scheinen nichts über die Kolonialgeschichte der Hamburger Universität zu wissen, wenn sie diese Szene in den „prächtigen Kuppelsaal des historischen Hauptgebäudes“ legen und vorher den Hafen einblenden. Sie schrecken auch nicht davor zurück, dass sie damit Bilder von singenden Sklav_innen auf Baumwollfeldern heraufbeschwören, was sicher nicht als lustig durchgehen kann. Bedauernswert einerseits, wenn nicht voraus gesetzt werden kann, dass sich Studierende (die sich gerne als Bildungselite bezeichnen lassen) mit der Kolonialgeschichte Hamburgs auseinander gesetzt haben; sich dann aber mit der Kritik konfrontiert auch noch als äußerst beratungsresistent auszuzeichnen, ist das Andere.

Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, wird im Film als nächstes die privilegierte Stellung der (anscheinend ausschließlich weißen) AStA Mitarbeiter_innen wirkungsvoll in Szene gesetzt, welche ihrer politisch-intellektuellen Arbeit des Flyer-Verteilens nachgehen wollen. Sie werden von den schwarzen Putzkräften (die laut der ursprünglich veröffentlichten und später geänderten Version des Ankündigungstextes selbstverständlich Afrikanerinnen sein müssen) mit Gewalt daran gehindert, was naturalisierende Bilder weckt. Der Kommentar des Sprechers, die AStA Vertreter_innen stellten „sich der Urgewalt von Werktätigkeit und Folklore entgegen“ (O-Ton aus dem Film), macht die Fronten schnell klar: Auf der einen Seite die nur als körperliche Arbeitskraft brauchbare, nur zum Teil zähmbare Wildheit, die versucht, die gebildeten Weißen auf der anderen Seite an ihrer wichtigen intellektuellen Tätigkeit zu hindern. Wünschenswert wäre es, wenn sich der AStA damit auseinandersetzt, dass die Putzkräfte an der Uni für einen Hungerlohn verdammt harte Arbeit leisten müssen. Stattdessen werden aber die rassistischen Strukturen, die auch das Studieren und Arbeiten an der Universität Hamburg prägen, vom AStA „liebevoll“ stilisiert.

Nach dieser skandalösen Einstiegsszene jagt ein Stereotyp das andere: Die ewig gestrigen Linken (natürlich männlich, langhaarig, bärtig und mit schlechter Artikulation), die immer noch gegen Brokdorf sind, das knutschende Pärchen in der Materialkammer, das natürlich hetero sein muss oder der Wohnungslose, der an der Uni in Mülleimern wühlt. Auch hier wird wieder „liebevoll“ stilisiert, was der schönen heilen Uniwelt täglich den Spiegel gesellschaftlicher Realität vorhält und eigentlich Anlass für Reflektion und Solidarität geben sollte. In diesem „Image-Film“ bleibt jedoch alles auf seinem gesellschaftlich zugewiesenen Platz (entlang von Hautfarbe, Geschlecht und Klasse), wird weiter aufrecht erhalten und fortgeschrieben. Doch bereits eine inhaltliche Auseinandersetzung mit ihren Kritiker_innen scheint zu hoch für die AStA Leute und wird abgeblockt.

Uns stellt sich die Frage, was dieser Film eigentlich soll. Satire kann er nicht sein – auch wenn der Macher Timo Hempel es gerne so sehen würde. Allein es fehlt ihm die dafür nötige geistige Durchdringung der Sachverhalte – das hat er schon durch die platten, bruchlosen Reproduktionen von Stereotypen bewiesen. Seine Rechtfertigung, der Film sei voller Insider-Witze, wirft bei uns weiterhin die Frage auf, ob zur Verbreitung von unverständlichen Witzen auf dem Niveau von Mario Barth tausende Euros der Studierenden ausgegeben werden müssen. Denn auch die Referent_innen des AStA selbst werden in dem Film diffamiert und als inkompetent dargestellt, weil sie keinerlei nützliche Hilfestellung geben können. Verknüpft wird das Ganze dann recht zusammenhangslos mit der Botschaft: „AStA, der kriegt alles für Sie auf die Reihe“, was offensichtlich hinkt. Was der AStA mit seinem Image-Film aber unseres Erachtens tatsächlich hingekriegt hat ist, einen tiefen Einblick zu liefern, wie es politisch um ihn bestellt ist: nämlich extrem finster.

Die AG Queer Studies war mit einigen Leuten vor Ort und erklärt hiermit ihre Solidarität mit dem Black Students Network und allen anderen Gruppen oder Einzelpersonen, die auch gegen diesen Film und dabei waren, um gegen Rassismus aufzustehen und sich zu Recht lauthals zu empören. Gerne geben wir an dieser Stelle folgenden Aufruf weiter, welcher uns durch die GEW-Studis erreichte:

Am kommenden Montag (07.02.) um 18:00 Uhr findet im Subkultur Paranoia (VMP8, K57) ein Treffen in Sachen AStA-Image-Film und Konsequenzen daraus statt, zu dem alle Interessierten herzlich eingeladen sind.

Wir fordern die sofortige Entlassung von Timo Hempel als den so genannten „Sonderbeauftragten für Kultur“.
Außerdem fordern wir den AStA auf, sich über alle Kanäle für seine rassistischen und sexistischen Machenschaften zu entschuldigen. Die Idee, diesen Film bei Orientierungseinheiten allen Erstsemester_innen zu zeigen, um den AStA bekannt und beliebt zu machen, ist nicht nur absurd, sondern auch menschenverachtend.
Last but not least, muss die Summe der studentischen Gelder, die auf dieses Schmierentheater verwendet wurde, offen gelegt und am besten von den Verantwortlichen zurück gefordert werden, um für sinnvolle Projekte gegen Rassismus und für mehr politische Bildung (vor allem auch für die Verantwortlichen im AStA selbst) eingesetzt werden zu können.

In tiefer Erschütterung und mit einer gehörigen Portion Wut,
Die AG Queer Studies

weitere Nachbereitungen der Ereignisse:

Nachtrag:
Der AStA hat anscheinend dafür gesorgt, dass das Video bei YouTube rausgenommen wird. Folgende Nachricht dazu hat uns eben erreicht:

Es gibt Neuigkeiten: YouTube hat aus „Urheberrechtlichen Gründen“ das Video von der Filmpremiere herausgenommen. Man kann sich die Videos (zur Zeit) nicht mehr angucken!!
Hahahah da versucht wohl der Asta durch Zensur bzw. durch formal-rechtliche Schritte die eigene rassistische Moppelkotze zu vertuschen….! Echt Peinlich!!!! (Bitte verbreitet diese „frohe Botschaft“)
Es wird bestimmt Leute geben die die Videos bald wieder online stellen werden…..!

ANTIRASSISMUS LÄSST SICH NICHT ZENSIERN!!!

Außerdem scheint der AStA zu denken, dass sich der Protest schon wieder gelegt hat. Dem ist aber nicht so!
Wir hatten heute ein sehr produktives Treffen und halten euch über baldige Aktionen auf dem Laufenden. Wer noch dazu kommen möchte, kann gerne nächsten Montag (14.02.) wieder um 18 Uhr im Subkultur Paranoia (VMP8, K57) dabei sein.

PartyProgramm

Wie Ihr mitbekommen haben werdet, feiern wir am 19.06.2010 ab 21 Uhr im Centro Sociale mit Euch ein rauschendes Fest:

Hier Folgt das qualitätativ wie quantitativ überwältigende Programm:

QueerFilmFest Rostock: Call for Films

Uns erreichte heute der Call for Films vom QueerFilmFest Rostock:

Liebe Filmschaffende, Künstler_innen, Kings, Queens & Queers,
in diesem Sommer findet in Rostock vom 29. Juli bis zum 31. Juli 2010 zum zweiten Mal unser unkommerzielles und unabhängiges QueerFilmFest statt. Hierfür suchen wir eure Filme! Jeder queere Film ist uns willkommen, gerne zu Themen wie Intersexualität, Trans*, Gender- nicht-konform und queer in Verbindung mit Migration, Illegalität, Klasse…
Wir würden uns freuen, wenn ihr euren Film persönlich in Rostock vorstellt und dem Publikum im Anschluss für ein Gespräch zur Verfügung steht.
Das QueerFilmFest wird in Rostock im Peter-Weiss-Haus stattfinden, einem linken Raum für freie Bildung und Kultur.
Im Rahmen des Festivals gibt es auch Raum für eure Dia-Shows, Ausstellungen, Vorträge oder Workshops. Bei der Abschlussparty am Samstag könnt ihr euch gerne mit euren Performances, Deko-Ideen und DJ-Skillz einbringen.
Für weitere Fragen sind wir unter der E-Mail-Adresse queerfilm@systemausfall.org erreichbar, unsere Website findet Ihr unter www.queerfilmfest.de

Wir freuen uns auf eure Beiträge!
Leitet diesen Aufruf bitte an alle Interessierten weiter!

Vortrag von Vera Tudor: Post/Porno und feministische post/queere Interventionen: Sexualität interdependent?

Vera Tudor ist Lehrbeauftragte für Genderstudies und Sprachanalyse an der FU Berlin und präsentiert uns diesen spannenden Vortrag zum Thema Post/Porno:

Anhand der illustrativen medientheoretischen Analyse von vier post/pornographischen Kurzfilmen der weißen_Politaktivistinnen Girlswholikeporno aus Barcelona, die einen feministischen, kritischen und anti-heteronormativen Ansatz verfolgen, zeige ich in meinem Vortrag die Notwendigkeit einer situierten post/queeren Theorie von Sexualität als interdependenter Kategorisierung. Dabei diskutiere ich Möglichkeiten und Grenzen von feministisch-queerer Post/Pornographie – verstanden als ’subkultureller‘ Widerstand gegen hegemoniale Repräsentationen von Sexualität. Bei der Analyse des filmischen Materials werden Linien von Vergeschlechtlichungs- und Rassifizierungsprozessen in den Darstellungen von Sexualität verfolgt. Damit interdependente Prozesse zur Herstellung von Schichtzugehörigkeit, Alter, Religion, Profession, Nationalität,
kultureller Verortung und Ability werden punktuell herausgearbeitet. Aus einer weißen_lesbisch-feministischen Perspektive zeichne ich in den Filmen der Girlswholikeporno höchst widersprüchliche und komplexe Strategien der Verleugnung, der Einverleibung und der Nicht/Abbildung von Differenzen nach. Prozesse der Dis/Identifikation mit Blicken und Diskursen sowie der De/Fragmentierung und De/Zentrierung von Körpern und Positionen de/konstruieren in den Filmen Machtverhältnisse auf verschiedenen Ebenen.

Mittwoch 29.04.2009, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079