Schlagwort: gesellschaft

  • Mittwoch beim ZeDiS: Queere Kritik an Diversity

    Als Kooperationspartner*in des Zentrums für Disability Studie hatten wir die Freunde, einen Beitrag für UniVision 2020: ein Lehrhaus für Alle – Perspektiven für eine barriere- und diskriminierungsfreie Hochschule zu schreiben. Der Sammmelband wurde von Lars Bruhn und Jürgen Homann herausgegeben, ist 2013 im Centaurus-Verlag (Freiburg) erschienen und hier auch als PDF verfügbar. In der Vortragsreihe „Behinderung ohne Behinderte!? Perspektiven der Disability Studies“ wird Mit-Autor Olaf Wachenhausen unseren Beitrag an diesem Mittwoch vorstellen.

    Olaf Wachenhausen:
    Queere Kritik an Diversity – und was sich sonst noch alles ändern muss …
    Mittwoch, 21.05.2014 16:30 Uhr, Edmund-Simers-Allee 1 Ost („rechter Flügelbau des Uni-Hauptgebäudes“)

    Der Vortrag wird schriftgemittelt.

    Unter dem Titel „Ein Lehrhaus für alle“ rief das ZeDiS mit einer Konferenz und einem Sammelband dazu auf, einen besseren Ort gemeinsamen Lernens zu entwickeln. Aus diesem Anlass überlegte auch die AG Queer Studies, was wir uns für eine künftige Gesellschaft und Universität wünschen und vor allem: Wie ein solcher Ort zu gestalten wäre.

    Dabei erwies sichder verbreitete Ansatz des „Diversity Management“ als untauglich, strukturelle Hierarchien und Diskriminierungen konsequent zu thematisieren. Um andere Räume zu gestalten bedarf es grundlegend anderer Analysekategorien und Strategien, einen herrschaftskritischen Umgang mit Differenzen zu finden. Hierfür soll unser Verständnis von Intersektionalität vorgestellt werden. Statt verkürztem Machtverständnis gehen wir von sich gegenseitig beeinflussenden und nicht aufeinander reduzierbaren Machtachsen aus.

    Auf dieser Basis streben wir nichts Unbescheideneres als eine materialisierte Utopie an, gedacht als unabschließbare Konstruktion. Baustelle betreten erbeten, Cyborgs haften für ihre Subjektivierungen!

  • Vortragseinladung 2014-05-14: Affective Turn

    Marius Henderson
    Wuchernde Wunden & Wunder: Notizen zum „Affective Turn“ in queer-feministischen Theorien
    Mittwoch 14.05.2014, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“)
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    Marius Henderson, M.A., ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Universität Hamburg.

    Aus dem Abstract

    In jüngster Zeit erfreuen sich affekttheoretische Ansätze in den Geistes- und Sozialwissenschaften immer größerer Beliebtheit, so dass oft von einem „Affective Turn“ die Rede ist. Was die meisten der mitunter recht unterschiedlichen, affekttheoretischen Ansätze eint, ist eine Hinwendung zu Affekten als prä-linguistischen, intensiven, unmittelbaren Gemüts(er)regungen, welche sich vordergründig auf körperlich-materiellen Ebenen ereignen und sich einer eindeutigen kognitiven und diskursiven Wahrnehmung entziehen. Fragen von Körperlichkeit und materieller Präsenz stehen, durchaus in Abgrenzung zu Paradigmen, die sich aus dem „linguistic turn“ speisten, somit wieder mehr im Mittelpunkt (kultur-)theoretischer Auseinandersetzungen.

    Auch im Bereich queer-feministischer Theoriebildung ist eine Hinwendung zu affekttheoretischen Perspektiven und Fragestellungen zu vernehmen. Zudem gingen und gehen entscheidende Impulse in der Affekttheorie von queer-feministischen Theoretiker*innen aus. In meinem Vortrag soll aus kulturwissenschaftlicher Perspektive der Versuch unternommen werden, überblickhaft einzelne affekttheoretische Strömungen und Positionen in queer-feministischen Theorien nachzuzeichnen; z.B. philosophisch-spinozistisch orientierte und (bio-)psychologische Ansätze. Gleichsam soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern affekttheoretische Fragestellungen auch schon vor einem möglichen „Affective Turn“ in den Wissensarchiven queer-feministischer Theorien eine vordergründige Rolle einnahmen – beispielsweise durch die Infragestellung starrer, vergeschlechtlichter Grenzziehungen zwischen öffentlicher und privater Sphäre oder die Einbeziehung von alltagspraktischen Erfahrungen und Empfindungen in politische und theoretische Reflexionsprozesse. Anhand von exemplarischen Lektüren ausgewählter literarischer und künstlerischer Positionen sollen die impulsgebenden und womöglich wundersam verwundernden Potentiale affekttheoretischen „Denken(s)-Fühlens“ kritisch diskutiert werden.

  • Vortragseinladung 2014-01-29: Blessless & Didine

    Blessless Mahoney, Didine van der Platenvlotbrug
    Mental Fracking durch philosophisches Tumblern.
    Oder Emulsionen des Begehbaren.
    Mittwoch 29.01.2013, 19:15, Edmund-Siemers-Allee 1 („ESA Hauptgebäude“) Hörsaal C

    Abweichend von der restlichen Vorlesungsreihe findet dieser Vortrag in ESA-C statt

    Blessless Mahoney ist Dekanin der Eberhardt-Anbau-Scheibenschwenkpflug-Universität,
    Brake an der Weser, Didine van der Platenvlotbrug ist Pröpstin der Elsa-Sophia-von-Kamphoevener-
    Fernuniversität, Katzen-Ellenbogen. Beide halten traditionell den letzten Vortrag des Wintersemesters. Dieses mal mit folgenden Gedanken, wie immer tiefschürfender Art:

    Was haben sich die beiden ProfessorInnen der Beredsamkeit da nun wieder ausgedacht? Ganz einfach: ein Verfahren, welches an den Bruchkanten der Zivilisation in den Einsturztrichtern des Ephemeren nach Amplituhedronen & Chimären schürft. Philosophischer Bergbau ist schmutzig – Sie wollen es doch auch! „Tabubildend!“, konstatiert das Rindenmännchen!

  • Vortragseinladung 2013-12-04: Sookee

    Sookee
    Männlichkeitsentwürfe und (Hetero-)Sexismus im deutschsprachigen Rap
    Mittwoch 04.12.2013, 19:15, Von Melle Park 6 („Philturm“) Hörsaal C

    Da für den zu erwartenden Andrang unser üblicher Seminarraum wohl nicht ausgereicht hätte, findet die Vorlesung diesen Mittwoch abweichend im Hörsaal C des Philosoph*innenturms statt.

    Wer Sookee noch nicht kennt: Sie ist Hip Hop Artist & Queer-Feministische Aktivistin im weiten Berlin, studierte Germanistik und Genderstudies und referiert zu folgendem:

    Der Input gibt einen Einblick in die Entstehung, Potentiale und problematischen Aspekte von Rap. Aufbauend auf Theorien zur Konstruktion von Geschlecht und aus der kritischen Männerforschung wird der Zusammenhang von Männlichkeitsentwürfen und (hetero-)sexistischen Images und Performances im deutschsprachigen Rap thematisiert. Hierbei geht der Input vor allem auf sprachliche Mechanismen ein, diskutiert die Verquickung von Gewalt und Sexualisierung und setzt sich mit dem Aspekt der Mehrdeutigkeit auseinander: Wie sind Männlichkeitsvorstellungen und (hetero-)sexistische Lines in Rap-Texten einzuordnen? Lassen sie sich alle eins zu eins übersetzen oder handelt es sich um bloße Ironie? Welche Rolle spielen hier rassistische Diskurse der Mehrheitsgesellschaft?

  • Vortragseinladung 2013-11-27: ZeDiS

    Lars Bruhn & Jürgen Homann
    Wissenschaft, Partikularität und das Lehrhaus für Alle – Anmerkungen zur
    Schließung des ZeDiS an der Universität Hamburg
    Mittwoch 27.11.2013, 19:15, Von Melle Park 5 (“Wiwi Bunker”) 0079

    Lars Bruhn und Jürgen Homann sind Gründungsmitglieder des Zentrum für Disability Studies, einem mehrfach preisgekrönten Projekt, welches Pionierarbeit für die Disability Studies im deutschsprachigen Raum leistete und leistet.

    2009 trat in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) in Kraft. Anders als ihr Name zunächst vermuten lässt, ist sie kein Regelwerk zur völkerrechtlichen Einführung partikularer Interessen von Behinderung betroffener Menschen. Vielmehr führt sie die allgemeinen Menschenrechte auf der Grundlage von Chancengleichheit aus der Perspektive von Behinderung betroffener Menschen aus. Diese Gruppe wird entsprechend als Teil der menschlichen Vielfalt aufgefasst. Inklusion ist damit das zentrale Anliegen der UN-BRK nicht allein für von Behinderung betroffene Menschen, sondern für alle.

    Der Vortrag wird der Frage nachgehen, ob und inwiefern Inklusion auch auf das Verständnis von Wissenschaft theoretisch wie praktisch Auswirkungen hat oder gar haben muss. Ergeben sich daraus „ungewöhnliche Maßnahmen“ für Lehre und Forschung, zu denen der Präsident der Universität Hamburg, Prof. Dr. Dieter Lenzen, im Rahmen der hochschulübergreifenden Aufklärungskampagne „Mehr Wissen schafft mehr!“ im Mai 2011 noch aufrief, um gegen Sparvorhaben des Senats der Stadt Hamburg für den Wissenschaftsbereich zu mobilisieren? Oder bedeutet Inklusion für Lehre und Forschung, dem Ungewöhnlichen des eigentlich Selbstverständlichen (Chancengleichheit) Raum zu gewähren, der damit ein kritischer ist? In der Auseinandersetzung mit solchen und ähnlichen Fragen wird die Perspektive auf ein „Lehrhaus für Alle“ eröffnet werden.

  • Vortragseinladung 2013-11-06: Digitale Gesellschaft

    Kathrin Ganz
    Digitale Gesellschaft „for the rest of us“? Perspektiven feministischer Netzpolitik
    Mittwoch 07.11.2013, 19:15, Von Melle Park 5 (“Wiwi Bunker”) 0079

    Kathrin „ihdl“ Ganz, M.A. ist Politik- & Sozialwissenschaftlerin, Promovendin in der Arbeitsgruppe Arbeit-Gender-Technik, TU Hamburg-Harburg, war lange Jahre für die AG Queer Studies aktiv und ist Gestalende des netzpolitischen Radiomagazins „Der Computer kann alles“.

    Sie referiert dieses mal zu folgendem Thema:

    In der Netzpolitik werden die Weichen der digitalen Gesellschaft gestellt. Schließlich geht es darum, wie und mit welchen Folgen Internet und Digitalisierung gestaltet, genutzt und reguliert werden sollen. Doch egal ob in Parteien und Parlamenten, in der IT-Branche oder in den zivilgesellschaftlichen Organisationen der Netzbewegung: Netzpolitik scheint von den Perspektiven weißer, bürgerlicher Männer mittleren Alters dominiert, die schon früh Zugang zu Computern hatten.

    Dabei ist Netzpolitik ein Feld, in dem sich soziale Ungleichheit täglich auswirkt. Ob fehlender Breitbandausbau auf dem Land oder ein ALG II-Satz, bei dem die DSL-Flat nicht drin ist: Die digitale Spaltung ist noch nicht überwunden. Zensur, fehlende Barrierefreiheit, Jugendschutzfilter, die Websites von LGBT-Organisationen sperren, und die neuesten Geschäftsmodelle von profitorientierten Providern, durch die bald nur noch finanzkräftige Kund_innen Zugang zum gesamten Netz haben werden, beschränken den Zugang zu Inhalten. Vorhaben wie ACTA und seine Nachfolger bedrohen die Artenvielfalt, den Zugang zu Medikamenten und die Kreativität im Netz zugleich. Staaten, die in der Lage sind, jeden Schritt im Netz zu überwachen, lassen dystopische Sci-Fi-Szenarien greifbar werden, während eine von Hasskommentaren und Dominanzphantasien geprägte Kommunikationskultur in manchen Räumen des „Sozialen Netzes“ Menschen aktiv aus der digitalen Öffentlichkeit ausgrenzt.

    Die digitale Zukunft braucht mehr Perspektiven! Statt in Technikpessimismus zu verfallen gilt es, sich zugewandt und kritisch mit dem Internet und seinen Technologien, mit digitalen Alltagspraxen und Netzpolitik auseinanderzusetzen und Strategien zu entwickeln, wie die digitale Kultur lebenswert für viele werden kann. In einer Studie, die 2012 für das Gunda-Werner-Institut erstellt wurde, beschäftige ich mich mit Perspektiven feministischer Netzpolitik, die das Ziel haben, die emanzipatorischen Seiten des digitalen Lebens zu stärken und die netzpolitischen Kämpfe mit solchen zu verbinden, die für bessere Lebensbedingungen auf der ganzen Welt streiten.

    Die Studie „Feministische Netzpolitik. Perspektiven und Handlungsfelder“ ist online verfügbar unter:
    http://www.gwi-boell.de/downloads/GANZ_feministische_Netzpolitik_Web.pdf

  • Vortragseinladung 2013-07-03: Enhancement

    Mike Laufenberg
    Regenerative Körper? Biomedizin, Enhancement und die Krise der gesellschaftlichen Reproduktion
    Mittwoch 03.07.2013, 19:15, Von Melle Park 5 (“Wiwi Bunker”) 0079

    Dr. Mike Laufenberg ist Soziologe und arbeitet z.Zt. als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZIFG zu Berlin. Er referiert am Mittwoch zu folgendem Thema:

    Der regenerative Körper ist eine alte Vision der Medizin, die jedoch seit einiger Zeit neuen Aufwind erfährt. Von der Präventions- über die Stammzellforschung bis zur Gen- und Zelltherapie setzt die Biomedizin heute vermehrt auf die Anregung körpereigener Reparatur- und Regenerationsprozesse. Die Medizin tritt dabei nicht mehr erst im Krankheitsfall auf den Plan, sondern beansprucht zunehmend Krankheiten zu verhindern, bevor sie entstehen. Nicht der symptomatische, sondern der präsymptomatische, nicht der pathologische, sondern der ’normale‘ Körper wird der modernen Medizin damit zusehends zum Problem und Interventionsfeld. Im Vortrag wird dieser Paradigmenwechsel in der Medizin als Ausdruck einer biopolitischen Neuanordnung von Individuum, Körper und Gesellschaft analysiert. Im Zentrum steht dabei die Beobachtung, dass der Ausbau einer milliardenschweren Hightech-Medizin in den Ländern der OECD zeitlich mit der Entsicherung sozialer Pflege- und Sorgestrukturen korreliert. Der regenerative Körper der Biomedizin ist die Vision eines autonomen, sich selbst reproduzierenden Körpers, der auf Bindungen zu sozialen Gemeinschaften nicht mehr angewiesen zu sein scheint. Medizinischer Autonomismus, statt communities of care? So wie die Medizin sich seit geraumer Zeit erneuert, muss sich auch die Medizinkritik erneuern, will sie die Umstände und Konsequenzen dieser Entwicklungen analytisch erfassen. Im Vortrag werden traditionelle Elemente der Medizinkritik (z.B. Kritik an Pathologisierung und Normierung) auf ihre Aktualität hin befragt und in ihrer begrenzten Reichweite kritisiert. Davon ausgehend sollen die Konturen einer queer-feministischen Medizinkritik gezeichnet werden, die die moderne Biomedizin und deren Leitbild des regenerativen Körpers gesellschafts- und kapitalismustheoretisch einzuordnen sucht und Alternativen aufzeigt.

  • Vortragseinladung 2013-06-26: Euer Schweigen schützt euch nicht!

    Peggy Piesche
    „Euer Schweigen schützt euch nicht:
    Audre Lorde und die Schwarze Frauenbewegung in Deutschland“
    Mittwoch 26.06.2013, 19:15, Von Melle Park 5 (“Wiwi Bunker”) 0079

    Peggy Piesche ist Kultur- und Literaturwissenschaftlerin am Hamilton College in NY. Sie ist Mittwoch zu Gast für eine Lesung mit Gespräch zu:

    Audre Lordes Einfluss auf die US-amerikanische Frauenbewegung, ihre aufrüttelnden Texte und ihr brillantes Beleuchten von Sexismus, Rassismus und Homophobie wurden Mitte der achtziger Jahre allmählich auch in der deutschen Frauenbewegung bekannt. Es gelang ihr tatsächlich in Deutschland, Schweigen in Sprache und Handeln zu verwandeln.

    Peggy Piesche wird den zu Audre Lordes zwanzigstem Todestag erschienenen Band „Euer Schweigen schützt euch nicht: Audre Lorde und die Schwarze Frauenbewegung in Deutschland“ vorstellen und deren Texte in den Kontext von Audre Lordes Leben und Werk stellen. Der Band vereinigt bereits erschienene Texte Lordes mit Beiträgen, Interviews und Gedichten afrodeutscher Frauen. Kaleidoskopartig entsteht so die Geschichte der Schwarzen Frauenbewegung in Deutschland.

  • Vortragseinladung 2013-06-19: Das Fatale Genitale

    Diana Hartmann
    Das fatale Genitale
    Mittwoch 19.06.2013, 19:15, Von Melle Park 5 (“Wiwi Bunker”) 0079

    Diana Hartmann ist KunstfotografIn und Intersex-AktivistIn in Hamburg. Sie referiert Mittwoch zu folgendem:

    Eine zu große Klitoris zu haben ist nicht erlaubt in Deutschland. Mit zu „groß“ wird die Länge bei Neugeborenen bei ca. 1,5 cm angesetzt, ungefähr die Länge einer Fingerkuppe. Ein zu kleiner Penis mit weniger als ca. 2 cm ist ebenfalls nicht erlaubt. Bei einer großen Klitoris hat man/n die Befürchtung, dass sie sich über Gebühr erigieren könnte, und bei einem kleinen Penis befürchtet man/n eine nicht genügende Erektionsfähigkeit. Solche Genitale werden zum Störfaktor der strikt aufrecht gehaltenen und beruhigenden sozialen Ordnung unserer heutigen Gesellschaft, in der jede/r zu glauben hat, dass unsere Körper nur in zwei Formen zu existieren haben: perfekt männlich oder perfekt weiblich. Unsere Genitale sind jedoch überraschend mehr- und auch uneindeutig. Tag für Tag werden Kinder in unsere Gesellschaft geboren, die nicht zu dem reflexartigen Ausruf „Es ist ein Mädchen!“ oder „Es ist ein Junge!“ animieren, und noch viele mehr haben Genitalien, die als „maskulinisiert“ oder „feminisiert“ definiert werden, obwohl das Geschlecht des Kindes außer Frage steht. Gemäß der Leitlinie der Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin wird empfohlen, die Genitalien der Kinder im Alter von ca. einem Jahr operativ zu modifizieren, um ihre Körper in eine Richtung zu manipulieren, die dem gesellschaftlichen Konsens der „wahren“ Weiblichkeit oder Männlichkeit entsprechen. Klitorale Chirurgie und Phalloplastie sind brutal und unlogisch und – egal wie man es nennen will – sie sind immer eine Verstümmelung. Wir werden in diesem Vortrag den misogynen, homofeindlichen und sexualitätszerstörenden Hintergrund der sog. „Genitalen Zwangsoperationen“ an Mädchen, Jungen und Intersexe beleuchten.

  • Vortragseinladung 2013-06-12: Bini Adamczak

    Bini Adamczak
    bzw. – Beziehungsweise. Liebe & Kapital.
    Mittwoch 12.06.2013, 19:15, Von Melle Park 5 (“Wiwi Bunker”) 0079

    Bini Adamczak ist freie Wissenschaftlerin im weiten Berlin und zum zweiten mal zu Gast in unserer Vorlesungsreihe (ihr erster Vortrag „Kritik der polysexuellen Ökonomie“ befindet sich in unserem Podcast). Ihre Monographien Kommunismus. Kleine Geschichte wie alles anders wird und Gestern Morgen. Über die Einsamkeit kommunistischer Gespenster und die Rekonstruktion der Zukunft fanden große Beachtung. Dieses mal referiert sie Folgendes:

    Ware und Liebe sind Beziehungen, Beziehungsweisen, die zudem in inniger Beziehung zueinander stehen. In beiden maskiert sich eine gesellschaftliche Beziehung von öffentlichem Interesse als bloßes Privatverhältnis, als zweigliedriger Austausch von Dingen und Geld, von Obszönitäten und Zärtlichkeiten – oder beidem zugleich. Als Austausch, jedenfalls, von Arbeit – Waren produzierender oder Arbeitskraft reproduzierender Arbeit; Lohnarbeit oder Liebesarbeit. In beiden Beziehungsweisen manifestiert sich eine erstaunliche Symbiose von Singularität und Universalität, privatester Privatheit und öffentlichster Öffentlichkeit. Die Ware beansprucht – trotz aller Serialität – als gebrauchswertiger Körper immer ein konkretes Bedürfnis zu befriedigen und trägt zugleich einen Preis, als Zeichen ihrer allgemeinen Austauschbarkeit. Die Liebe, ganz ähnlich, behauptet, jedes Mal unverwechselbar und einzigartig zu sein und dudelt doch täglich unentrinnbar in Radio, TV wie Kino. Zu lieben (romantisch) soll ebenso Merkmal einer allgemeinen Anthropologie sein wie zu tauschen (äquivalent) oder zu kacken (individuell). Gerade in der Vereinzelung soll die Allgemeinheit bestehen. Doch der private Handel verbirgt die öffentliche Aushandlung.