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Vortragseinladung 01.12.2010: Doing Difference unter Linux

Silke Meyer
Doing Difference unter Linux
Mittwoch, 01.12.2010, 19ct, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Im Sinne „‚queerer‘ ‚Ökonomiekritik'“ stets auf der Suche nach Möglichkeiten, kapitalistische Verhältnisse zu dezentrieren, scheinen die Ideen s.g. Free/Libre/OpenSource-Software Verfahren eines anderen Wirtschaften zu eröffnen. Wird noch andernorts über die Chancen reflektiert, haben wir uns Silke Meyer, Verfechterin und Kritkerin „freier“ Software aus Berlin eingeladen, die Bereiche aufzudecken, in denen dieses Wirtschaften leider gar kein so anderes ist.

Die Referentin zu ihrem Vortrag

Dem „freien“ Betriebssystem Linux wird oft ein fast subversiver Charakter zugeschrieben: Die alternative Software soll emanzipativen Ansprüchen gerecht werden, Computernutzer_innen von ökonomischen und rechtlichen Zwängen befreien. Die Philosophie hinter Linux sieht Computerprogramme als öffentliche Güter an, die gemeinwohlorientiert und von allen Interessierten gemeinsam entwickelt werden sollen. Kritische Stimmen zeigen jedoch, wo der Anspruch im Widerspruch zur Praxis steht, in der Linux entwickelt und vermittelt wird. Mich interessiert die konkrete Praxis, in der Linux entwickelt und vermittelt wird und die Frage nach Distinktions- und Ausschlussprozessen in dieser Praxis. Im Vortrag stelle ich Ergebnisse meiner teilnehmenden Beobachtung in Linux User Groups vor, die innerhalb der Community zentrale Plattformen für den angestrebten offenen Wissenstransfer sind. Dabei wird deutlich: Weder die Technologien selbst noch der Umgang mit ihnen liegt jenseits von Geschlechtergrenzen – Geschlecht ist aber auch bei weitem nicht das einzige K.O.-Kriterium für Neulinge…

20 Jahre – Die Jubiläumsparty am 19. Juni 2010 im Centro Sociale

AG Queerstudies & Freund*Innen 20 Jahre „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ Jubiläumsparty Samstag, 19. Juni 2010, 21 Uhr, Sternstraße 2 im Centro Sociale

Die AG-QueerStudies feiert 20 Jahre ‚Jenseits der Geschlechtergrenzen‘. Anno 1990 – das Veröffentlichungsjahr von „Gender Trouble“ – als studentisches Projekt an der Uni Hamburg gestartet, besteht die immer noch selbstorganisierte Vortragsreihe seit nunmehr zwei Dekaden. Damals wie heute geht es um kritische Interventionen in die Produktion von (Hetero-)Normalitaeten. Denn: Wir sind gekommen, um zu bleiben  – und uns an den Verhältnissen zu reiben! Was für ein Anlaß zum Feiern! Mit queer-kulturellem Rahmen-Programm, Stößchen, (auch veganer) Torte und Tanz, am 19. Juni ab 21 Uhr im Centro Sociale. Das – umfangreiche wie grandiose – Programm findet sich hier

Vortragseinladung: 19.05.2010 – wie Erwerbslose neoliberal regiert werden

Chistian Schultz (Dipl. Psych., Soz.Päd.)
Erziehung zur Eigenverantwortung – wie Erwerbslose neoliberal regiert werden
Mittwoch, 19. Mai 2010, 19ct, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Nachdem bereits mit Jürgen Martschukat am Beispiel der 30er angeregt über die Effekte von Arbeitslosigkeit disktutiert wurde, trägt Mittwoch ein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet für die Gegenwart vor: Christian Schultz leitet die Solidarisch-Psycho-Soziale-Hilfe (SPSH), eine Beratungsstelle für Erwerbslose. Daneben unterstützte er lange Jahre das studentische Seminar „Menschenbilder in der Psychologie“ als Lehrbeauftragter.

Gleichwohl der Kritischen Psychologie (Berlin School of Critical Psychology) nahe, nutzt er auch poststrukturalistisches Theorieangebot, wir können uns also auf einen theoretisch fundierten Vortrag eines Praxiserfahrenen freuen.

Texte von der SPSH: spsh.de
Texte zur Kritischen Psychologie: kripsy.de

Der Referent zu seinem Vortrag:

Wenn im Vortragstitel von ‚Regieren’ gesprochen wird, ist damit mehr und anderes gemeint als aktuelle tagespolitische Auseinandersetzungen. Der Vortrag orientiert sich vielmehr am Foucault’schen Begriff der Regierung und seinen Gouvernementalitätsanalysen. Er konstatiert einen tiefgreifenden Wandel in der Art und Weise, wie Erwerbslose regiert werden, der in den Hartz-Gesetzen seinen pointierten Ausdruck findet. Der Kern dieses Wandels, so die These, ist der Versuch, auf die Subjektivität der Erwerbslosen zuzugreifen und diese neu zu formieren im Sinne des neoliberalen Leitbilds – dem Unternehmer seiner selbst. Es geht also um ein Erziehungsprogramm, in dem die Freiheit des Einzelnen beschworen wird, aber mit Zwangsmitteln gegen ihn durchgesetzt werden muss. Ein paradoxer Versuch, der schwere Kollateralschäden u.a. am Sozialstaat und seinen Prinzipien billigend in Kauf nimmt.

Do. Gerbig & Kathrin Ganz: Queere Ökonomiekritik – alternative Praxen

Logo des Podcasts von Jenseits der GeschlechtergrenzenDer Vortrag „Queere Ökonomiekritik – alternative Praxen“ stammt von zwei Mitgliedern der AG Queer Studies, von denen jeweils auch schon Einzelvorträge in der Podcastreihe zu hören waren (Links dazu findet ihr unten). Dipl. Soziologin Do. Gerbig und Kathrin Ganz (M.A. Politikwissenschaft) sind außerdem Mitglieder der Arbeitsgruppe Arbeit-Gender-Technik an der TU Hamburg-Harburg, wo Do. in einem Forschungsprojekt zur gesellschaftlichen Teilhabe durch Internetnutzung bei Erwerbslosen und Kathrin an ihrer Dissertation zur Netzbewegung arbeitet. Ihr Vortrag vom November 2008 dreht sich jedoch um queer-feministisches und dekonstruktivistisches Nachdenken über Kapitalismus und Wirtschaften (Folien zum Vortrag). Die beiden Vortragenden haben dieses Thema seither weiterverfolgt. Kürzlich erschien der Artikel „Diverser leben, arbeiten und Widerstand leisten. Queerende Perspektiven auf ökonomische Praxen der Transformation“ in der Arranca! #4 und zusammen mit weiteren Mitstreiterinnen organisieren sie einen Workshop zum Thema für das Diskussions- und Vernetzungsevent zu Ökonomiekritik und Queerfeminismus, das nächste Woche (4.-6. März 2010) in Berlin stattfindet.

[podcast]http://www1.uni-hamburg.de/QUEERAG/podcast/ganzgerbig_2008_CC.mp3[/podcast]
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Podcast: Bini Adamczak – Kritik der polysexuellen Ökonomie

Logo des Podcasts von Jenseits der GeschlechtergrenzenZur zweiten Ausgabe unseres Podcasts präsentieren wir euch einen Votrag vom 23. April 2008. Bini Adamczak ist Autorin von „Kommunismus. Kleine Geschichte, wie endlich alles anders wird“ und „Gestern Morgen. Über die Einsamkeit kommunistischer Gespenster und die Rekonstruktion der Zukunft“ und spricht im Vortrag über die „Kritik der polysexuellen Ökonomie“ (direkt Download).

[podcast]http://www1.uni-hamburg.de/QUEERAG/podcast/adamczak_2008.mp3[/podcast]
Wer den Podcast direkt mit einem Podcatcher bzw. Podcastclient abonnieren will, nimmt dazu diesem Feed. Den Podcast gibt es auch im iTunes Store Podcast Verzeichnis, wo ihr gerne eine Bewertung abgeben oder Rezension schreiben könnt. Das Abstract zum Vortrag findet ihr nach dem Klick!
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Buchpräsentation mit Antke Engel: Neoliberale Anrufungen queer gewendet

Am 9. Juni wird Antke Engel ihr gerade erschienenes Buch „Bilder von Sexualität und Ökonomie. Queere kulturellen Politiken im Neoliberalismus“ (transcript) im Centro Sociale vorstellen – organisiert von der AG Queer Studies. Wir freuen uns sehr, diese Veranstaltung kurzfristig und außerhalb unserer Ringvorlesung in Hamburg präsentieren zu dürfen. Und darum wird es gehen:

Gibt es eine intime Beziehung zwischen sexueller Freiheit und Marktfreiheit? Bilder dissidenter Sexualität und geschlechtlicher Ambiguität finden sich heute nicht nur in sexueller Subkultur, sondern auch in Kunst und kommerzieller Werbung. Die entstehenden Überlappungsfelder – queere Diskurse in kommerziellen ebenso wie neoliberale Diskurse in queeren visuellen Produkten – sind Schauplätze kultureller Politiken.
Bilder von Sexualität und Ökonomie

Der Begriff der „projektiven Integration“ verweist auf eine spätmoderne Form von Herrschaft, die auf Zustimmung und aktive Beteiligung der Einzelnen setzt. Dort, wo vormals Abwehr oder Assimilation propagiert wurde, werden heute Differenzen als kulturelles Kapital codiert und ökonomisch verwertbar. Es zeigt sich, dass diese affirmativen Investitionen in Differenz maßgeblich über Sexualität vermittelt sind. Genau hieraus erwachsen jedoch auch Möglichkeiten queerer Herrschaftskritik.

„Bilder von Sexualität und Ökonomie“ richtet die Aufmerksamkeit auf – und unterstützt – diejenigen Tendenzen innerhalb queerer Theorie und Politik, die sich zu Nutze machen, dass sie in die Verhältnisse, gegen die sie antreten, auch verwickelt sind. Anhand der Lektüre des Coverbildes, einer Collage von Ines Doujak aus der Serie „Victory Gardens“ (2007) soll gezeigt werden, wie queere kulturelle Politiken neoliberale Anrufung dissidenter Geschlechter und Sexualitäten verkehren und das Feld für die Kritik kapitalistischer Ökonomie eröffnen.

Dienstag, 9. Juni, 20 Uhr – im Centro Sociale – Sternstr. 2, Hamburg

Antke Engel ist promovierte Philosophin, feministische Queer Theoretikerin und freiberuflich in Wissenschaft und Kulturproduktion tätig. Sie leitet das Institut für Queer Theory (Berlin/Hamburg), das seit 2006 Projekte initiiert, die sich einer „queeren Politik der Repräsentation“ verschreiben und in denen sich akademische und aktivistische, philosophische, politische und künstlerische Praxen verflechten. Sie war (zwischen 2003-2005) als Gast- und Vertretungsprofessorin für Queer Studies an der Universität Hamburg tätig und ist seit Herbst 2007 Fellow am Institute for Cultural Inquiry (ICI) in Berlin.