Im Folgenden möchten wir einen Offenen Brief dokumentieren, den wir zur Unterstützung des Zentrums für Disability Studies (ZeDiS) geschrieben haben. Das ZeDiS freut sich sicherlich auch über weitere Wortmeldungen in dieser Sache:
Sehr geehrte Frau Dr. Stapelfeldt, sehr geehrte Frau Körner, sehr geehrter Herr Prof. Dr. Lenzen, sehr geehrte Mitglieder des Wissenschaftsausschusses,
die AG Queer Studies ist eine Arbeitsgruppe an der Universität Hamburg, die unter anderem eine seit über 20 Jahren bestehende interdisziplinäre Ringvorlesung organisiert und sich darüber hinaus gemeinsam mit dem Zentrum für Disability Studies (ZeDiS) und dem Zentrum Gender Wissen für einen Studiengang Intersectionality Studies einsetzt, der Diskriminierung und Benachteiligung in der Gesellschaft thematisieren und interdisziplinär untersuchen will.
Wie wir erfahren haben, ist der Bestand des ZeDiS an der Universität Hamburg über das Ende der gegenwärtigen Projektförderung hinaus nicht gesichert. Dabei leistet das ZeDiS seit nunmehr sieben Jahren mit seinen Veranstaltungen und seinem Lehr- und Beratungsangebot einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung eines inklusiven Bildungssystems und zur Etablierung der Disability Studies im deutschsprachigen Raum.
Die Disability Studies sind ein junges, aber international bereits etabliertes Forschungsfeld, welches das Thema Behinderung nicht mehr mit einem defizitorientierten, oft hauptsächlich medizinischen Zugang erforscht, sondern die Barrieren und Hindernisse in der Gesellschaft insgesamt interdisziplinär untersucht. Sowohl in den USA als auch in Großbritannien existieren bereits zahlreiche Institute und Lehrstühle für Disability Studies und auch im deutschsprachigen Raum sind inzwischen in Berlin, Bochum, Bremen, Dortmund, Düsseldorf, Marburg sowie in Innsbruck und Zürich Lehr- und Forschungstätigkeiten zu verzeichnen. Eigenständige Forschungseinrichtungen zu diesem Thema bestehen aber derzeit nur in Köln mit der Internationalen Forschungsstelle Disability Studies und an der Universität Hamburg mit dem Zentrum für Disability Studies. Damit zählt die Universität Hamburg zu den führenden Hochschulen in diesem Bereich im deutschsprachigen Raum. Das ZeDiS hat in den vergangenen Jahren ein umfangreiches Lehrangebot sowie mehrere wissenschaftliche Tagungen organisiert und einen Nebenfachstudiengang in Disability Studies entworfen. Gemeinsam mit der AG Queer Studies hat das ZeDis den Workshop „Queer meets Disability“ mit Prof. Robert McRuer (George Washington University) und Dr. Heike Raab (Universität Innsbruck) veranstaltet. Weitere Veranstaltungen und wissenschaftliche Sammelbände sind in diesem Arbeitszusammenhang bereits geplant.
Es erscheint uns daher um so unverständlicher, dass die Existenz des ZeDiS an der Universität Hamburg nicht nachhaltig gesichert ist und sogar vor dem Ende steht. Wir möchten Sie hierbei an einen Fehler der Vergangenheit erinnern: Die Universität Hamburg zählte zu den ersten Universitäten, die einen Studiengang in Gender Studies einführten. Nach einem guten Start des interdisziplinären und hochschulübergreifenden Studienprogrammes wurden vergleichsweise geringe finanzielle Mittel nicht mehr zur Verfügung gestellt, so dass der Studiengang nach wenigen Semestern wieder abgeschafft wurde. Mit dem Zentrum für Disability Studies würde die Universität Hamburg wiederum eine Vorreiterrolle in einem wichtigen Forschungszweig aufgeben.
Hiergegen protestiert die AG Queer Studies! Wir möchten Sie dringend darum bitten, die Forschung und Lehre im Bereich der Disability Studies an der Universität Hamburg langfristig zu verankern. Dazu ist eine entsprechende langfristig gesicherte Finanzierung notwendig. Sie würden damit nicht nur für mehr Inklusion im Hochschulbereich sorgen und damit der gesellschaftlichen Verantwortung von Universitäten in Deutschland Rechnung tragen, sondern auch der Wissenschaft in Hamburg einen Dienst erweisen: Sorgen Sie für den Erhalt des ZeDiS!
Mit freundlichen Grüßen
AG Queer Studies
Kommentare
2 Antworten zu „Offener Brief für den Erhalt des Zentrums für Disability Studies“
psychologisch ist eine weitere Ausgrenzung von DS im Rahmen einer Inklusion
nicht akzeptabel.
danke und mfg
Dipl.-Psych.
V.Mieberg
[…] AG Queer Studies hat einen offenen Brief für den Erhalt des Zentrums für Disability Studies in Hamburg […]