Statement zum Start der Vortragsreihe WiSe 23/24 und Aufruf zum Mitmachen

Wir sind eine Gruppe von Studierenden und nicht Studierenden, die gemeinsam die Vortragsreihe „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ organisieren. Diese setzt sich mit (hetero-)sexistischen gesellschaftlichen Hierarchisierungen, Normierungsprozessen und den Möglichkeiten des politischen Handelns auseinander. Die Vortragsreihe startete 1990 und existiert noch heute – über mehrere Generationen, Konflikte und Verdrängungsversuche hinweg. 

Wir starteten die Vortragsreihe in diesem Semester mit einem Vortrag von Prof. Dr. Marianne Pieper, welche uns einen Einblick in die Geschichte der Gender & Queer Studies an der Uni Hamburg ermöglichte und damit auch jenen Teil der Geschichte sichtbar gemacht hat, welcher Queering Academia – anschließend an die AG Queer Studies – erst dazu brachte, für einen Ausbau in der Lehre sowie einen eigenen Studiengang eintreten zu müssen. Bis heute werden Gender & Queer Studies immer noch nicht ausreichend gefördert. Es fehlt an politischem Willen und finanziellen Mitteln, um diese wichtigen Forschungsrichtungen weiter auszubauen und zu sichern. Aus diesem Grund möchten wir gerade heute erneut auf die Wichtigkeit von queerfeministischen und intersektionalen Perspektiven in Forschung und Lehre verweisen. Denn Wissensproduktion- und Bildung darf nicht von patriarchalen, heterosexistischen Perspektiven dominiert werden. 

Besonders in Zeiten des Rechtsrucks braucht es gemeinsame Organisation und Positionierung sowie ein Programm und Arbeit gegen jene Entwicklungen. Forschung, Wissensproduktion und Lehre tragen gesellschaftliche Kämpfe maßgeblich mit und halten somit eine Verantwortung inne, der es jetzt gerecht zu werden gilt. Demnach glauben wir an die dringende Notwendigkeit, queerfeministische Forschung sowie Gender & Queer Studies als festen Bestandteil der Lehr- und Studienpläne zu sehen. 

Die Gender & Queer Studies leisten einen wichtigen Beitrag zur Analyse von Geschlecht, Sexualität und Herrschaftsverhältnissen in unserer Gesellschaft. Sie decken auf, wie Geschlecht konstruiert wird und wie es in Machtverhältnisse eingebettet ist. Indem wir diese Strukturen und Prozesse verstehen, können wir sie auch kritisch hinterfragen und für eine gerechtere Gesellschaft eintreten. Gender & Queer Studies haben weiterhin eine starke gesellschaftspolitische Relevanz. Sie setzen sich mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Gender Pay/Pension/Care Gaps, sexualisierter Gewalt und antidemokratischen Strömungen auseinander. Indem wir diese Themen in Forschung und Lehre stärker verankern, können wir aktiv zu einer gerechteren und inklusiveren Gesellschaft beitragen.

Wir als Aktionsbündnis möchten nicht, dass die Diskussion zur vergangenen und derzeitigen Lage der Gender & Queer Studies in Hamburg wie so oft nur in reinen Lippenbekenntnissen münden. Es muss nicht nur benannt werden, was genau verändert werden müsste, sondern es muss gemeinsam auch aktiv und solidarisch gehandelt werden. Hierzu möchten wir gerne Forderungen als Aktionsbündnis aufstellen und durchsetzen. Dabei kann es konkret z.B. um die Rückkehr des 2006 abgeschafften Studiengangs “Gender & Queer Studies” oder die Wiederbelegung von Gender & Queer Studies Professuren in allen Disziplinen gehen, aber es könnten auch interne Strukturen analysiert und aufgedeckt werden, die dazu führen, dass Themen zu Gender & Queerness in den Curricula an der Universität keine Beachtung finden und insgesamt verdrängt werden. Weiterhin könnte man eine aktive Professor*innenschaft und Student*innenschaft aufbauen, die zusammen arbeitet und an den Hamburger Universitäten und ihren Gremien dann dazu aktiv und laut wird. Dies sind alles nur Beispiele bzw. Ideen.

Da wir im Moment selbst mit dem Erhalt von Queering Academia zu kämpfen haben, suchen wir dringend Menschen, die mit uns gemeinsam im Aktionsbündnis solche Forderungen formulieren und angehen wollen. Gleichzeitig suchen wir aber auch Menschen, die die Vortragsreihe aktiv mitgestalten und kritischen Stimmen in Hamburg in bezahlter Weise weiterhin eine Bühne geben möchten. Im Moment lastet leider viel Verantwortung auf nur wenigen Personen, deshalb wäre es für den Erhalt des Bündnisses wichtig, wenn sich mehr Menschen mit uns gemeinsam aktiv engagieren wollen und bewusst die Entscheidung treffen, in ihrem Leben hierfür Kapazitäten zu schaffen

Wir bitten euch also direkt um Mithilfe! Queering Academia muss bestehen bleiben und queerfeministischen Themen müssen ihre dringend benötigte Plattform in der Wissenschaft bekommen.

Sofern ihr mitmachen möchtet, schreibt uns einfach per Mail an queeringacademia@riseup.net oder an unseren Instagram-Account eine Nachricht.

Wir freuen uns auf dich!