Schlagwort: Politik

  • Interview mit Do. Gerbig zu enter_the_gap!

    Logo des Podcasts von Jenseits der GeschlechtergrenzenIm Rahmen unserer Sendung im Freien Sender Kombinat am 6. August 2012 hatten war – passend zum Vortrag von Nadine Lantzsch (Podcast) – Queer-AG-Mitfrau Do. Gerbig als Interviewpartnerin zu Gast, die aus dem enter_the_gap Bündnis berichtete. Das Bündnis entstand in Hamburg im Nachgang des letztjährigen Slutwalks und arbeitet – auch in Reaktion auf die im Vortrag behandelten Kritiken – unter dem neuen Namen enter_the_gap „gegen Sexismus und Verharmlosung von sexualisierter Gewalt“ und „für einen offenen Umgang mit Sexualität und Geschlecht“.

    Für Samstag, dem 18. August 2012 von 14:00 bis 17:00 Uhr ruft enter_the_gap zu einer Kundgebung mit Redebeiträgen, Infoständen und Musik vor dem Saturn am Hauptbahnhof (Mönckebergstr. 1) auf. Außerdem sind eine eine Aktionswoche (3.-7. September 2012) und eine Demonstration (8. September 2012) geplant. Aktuelle Informationen zu den Aktionen und zum Diskussionsstand des Bündnisses auf enterthegap.blogsport.de

    Weil es so wunderbar zum Thema passt, hier noch der Hinweis auf den Song „She Said No“ (youtube) von Msoke aka Namusoke, den wir im Radio gespielt haben. Der Track ist 2009 auf der CD „Dont’t try me“ erschienen.

    [podcast]http://www1.uni-hamburg.de/QUEERAG/podcast/interview-enter_the_gap.mp3[/podcast]
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  • Vortragseinladung 2012-05-23: ‘Maskulismus’

    Andreas Kemper
    ‘Maskulismus’ – Abwehrmechanismen komplizenhafter Männlichkeit
    Mittwoch, 23.05.2012, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

    Am Mittwoch zu Gast ist Andreas Kemper (M.A.) vom Verein Zabiba zum Abbau von Bildungsbarrieren.

    Seit zehn Jahren entwickelt sich im deutschsprachigen Raum ein zunehmend aggressiver werdender organisierter Antifeminismus. Sogenannte „Männerrechtler“, die sich selber auch „Maskulisten“ nennen, traten bislang hauptsächlich in ihren eigenen Blogs und Foren im Internet auf, aber auch auf den Kommentarseiten von Online-Artikeln größerer Zeitschriften. Zunehmend werden die antifeministischen Inhalte mit rechtspopulistischen Ideen vermengt und Neo-Nazi-Seiten wie Thiazi.net oder Altermedia verlinkt. Nach der Ermordung von 77 Menschen in Oslo durch Breivik, dessen Antifeminismus einige Maskulisten teilen, kam es in dieser Szene zu einer Spaltung. Arne Hoffmann, der (ehemalige?) Star-Autor dieser Szene versucht nun einen „linken Maskulismus“ zu etablieren. Schon länger geht es ihm und der Initiative AGENS darum, wissenschaftliche Reputabilität zu erhalten. In der Düsseldorfer Universität findet bspw. 2012 zum zweiten Mal eine „Männerkonferenz“ statt. Reetabliert sich hier ein „akademischer Maskulinismus“?

  • Radio im Mai

    Einige werden es wissen, in Hamburg gibt es mit FSK ein freies Radio, das dort auf 93,0 Antenne und über Kabel auf 101,4 (105,7 im Speckgürtel) zu empfangen ist, weniger, daß dieser Sender weltweit hörbar ist über Internet-Livestream.

    Noch weniger, daß die AG Queer Studies und ihre Mitglieder Euch in den kommenden Monaten ein reichhaltiges Angebot über dieses Medium präsentieren. Folgende Vortragsdokumentationssendungen stehen an:

  • Aufruf zur studentischen Vollversammlung von Frauen

    am 24.11.11 um 13.00 Uhr
    im ESA W Raum 221

    Vor ca. 6 Jahren wurde die Selbstorganisation von Frauen im AStA zerstört: Das teilautonome Frauenreferat wurde abgeschafft. Frauen haben sich an anderer Stelle organisiert. Es ist wenig besser geworden: Weibliche Professorinnen sind immer noch in einer Unterzahl gegenüber den männlichen Professoren, obwohl es immer mehr weibliche Studierende gibt. Eine Seminardiskussion ist meist männlich dominiert und auch im AStA sind die meisten der Referent*Innen männlich. Auch über den Uni-Kosmos hinaus sind wir noch sehr weit von einer Gleichbehandlung entfernt. Um gegen die herrschenden, patriarchal geprägten Herrschaftssysteme zu kämpfen, gilt es, sich zusammenzuschließen!

    In der Studierendenparlamentssitzung am 10.11.11 gab es eine intensive Diskussion um die Wiedereinrichtung eines teilautonomen Frauenreferats. Über das Studierendenparlament und viele anwesende Frauen hinaus wollen wir auf dem Campus über diese Situation informieren. Im Anschluss wollen wir uns darüber austauschen, in welcher gesellschaftlichen Lage sich Frauen heute befinden, um dann zum Abschluss darüber zu diskutieren, wie wir uns, weiter organisieren wollen.


    Dazu laden wir ein:
    Vollversammlung der Frauen
    am 24.11.11 um 13.00 Uhr im ESA W Rm 221


    Offene Projektgruppe Frauenreferat (gegründet aus dem Frauenplenum im StuPa am 10.11.11)

  • „Allein schon Deutschland II“

    Für alle Kurz-Entschlossenen und alle, die gestern schon die Überfüllung des tollen Vortrags von Noah Sow genossen haben ;) – gehts gleich weiter in der T-Stube.
    Um 18 Uhr im Pferdestall gibt es morgen Teil 2 der Veranstaltung „Allein schon Deutschland“ mit dem Cafe Morgenland, die wir wärmstens weiterempfehlen möchten.
    yay!
    Für mehr Infos: studentischesmillieu

  • Vortragseinladung 26.10.2011: Noah Sow

    Noah Sow
    Diskurs mit Schieflage – Wie Kommunikation zum Dominanzerhalt genutzt wird – an Beispielen aus Medien und Bildungsinstitutionen
    Mittwoch 26.10.2011, 19:15, Von Melle Park 6 („Philturm“) Hörsaal F

    Achtung, Raumabweichung:
    Der Vortrag findet nicht wie die meisten übrigen in wiwi0079, sondern in Phil F statt!

    Dieser Vortrag wird simultan in Deutsche Gebärdensprache (DGS) übersetzt. Weitersagen!

    Wir freuen uns, am Mittwoch Noah Sow begrüßen zu können, wikipediarelevante freie Künstlerin und Kulturschaffende aus Hamburg.

    Die Referentin zu ihrem Vortrag

    In meiner Arbeit betrachte ich die Konstruktion struktureller sogenannter Normalität, analysiere sie und stelle sie infrage: Welche Praktiken und Gepflogenheiten halten wir für „normal“? Sind diese geeignet, ein Ungleichgewicht in der Gesellschaft herzustellen oder zu erhalten? Nennen wir sie dann noch „normal“?

    In meinem Vortrag lege ich dar, welche strukturellen Eigenschaften darauf hin deuten, dass ein Diskurs dominant (als Gegensatz zu gleichberechtigt) geführt wird. Ich erläutere dies anhand von sieben unterschiedlichen Merkmalen, die sich oft addieren, von denen aber auch jedes für sich genommen bereits Indikator für hegemoniales Diskursverhalten ist. Nach den „7 Kennzeichen des strukturell dominanten Diskurses“ anhand von Beispielen, gebe ich „7 Empfehlungen und Strategien für einen gleichberechtigten Diskurs“.

    Mit der Betrachtung und Erörterung dieser Anzeichen werden Machtverhältnisse mit-analysiert. Traditionelle, oft als „willkürlich“ empfundene Instrumente des dominanten Diskurses fügen sich bei dieser genaueren Betrachtung zu einem Gesamtbild zusammen, das nicht zielgerichtet intendiert sein mag, dennoch aber unmittelbar dazu geeignet ist, eine Gleichberechtigung zu verhindern.

    Es ergeben sich vielfältige Strukturen, Strategien und Praktiken, die der Gleichberechtigung nicht nur nicht zuträglich sind, sondern sie sogar verhindern. Das Verstehen der Strukturen, die diese kommunikativen Gepflogenheiten gemeinsam haben, löst ihre Maskierung als „einzelErscheinungen“ oder unhinterfragten „Usus“ auf: Wir erkennen, dass es sich um Platzzuweisungen handelt, um die Festigung von Hierarchiestrukturen, die einer jeweils dominanten Gruppe nützen. Sie sind damit immer auch Vehikel zum Erhalt dieser Dominanz.

  • Nachbereitungsmaterial Queereinführung

    Zum Einführungsvortrag von letzter Woche ist jetzt das Material online, wir danken allen für ihr Interesse. Beachtet auch unsere Onlinetextsammlung und unseren Podcast

  • Antje Schrupp: Symbolische Unabhängigkeit

    Logo des Podcasts von Jenseits der GeschlechtergrenzenDr. Antje Schrupp, Politikwissenschaftlerin und Journalistin aus Frankfurt, dürfte vielen ein Name sein, die sich im Internet für feministische und geschlechterpolitische Themen interessieren. Im Rahmen ihres Vortrages „Symbolische Unabhängigkeit: Das Denken der Geschlechterdifferenz als politische Praxis“ diskutierte sie mit uns ihren Feminismusbegriff. Antje ist mit einigen italienischen Feministinnen aus der Philosophinnengemeinschaft Diotima und dem Mailänder Frauenbuchladen befreundet und hat Teile ihrer Texte ins Deutsche übersetzt. Mehr von ihr lesen könnt Ihr unter www.antjeschrupp.com, weitere Vorträge findet ihr in ihrem Podcast. Die Folien zum Vortrag bei „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ stehen in Form einer Prezi im Netz.

    [podcast]http://www1.uni-hamburg.de/QUEERAG/podcast/schrupp_2011_CC.mp3[/podcast]
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  • Vortragseinladung 2011-07-13: Kritik an Queer

    Tove Soiland
    Warum sich gesellschaftliche Verhältnisse nicht dekonstruieren lassen: Eine an Marx und Foucault orientierte Kritik an queer.
    Mittwoch 13.07.2011, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

    Zum Ende des Semesters – daß wir die vorgetragene Kritik gleich durch Auflösung der AG umsetzen könnten – präsentieren wir Tove Soiland aus Zürich. Sie ist feministische Theoretikerin und erfüllt Lehraufträge an diversen Universitäten. Sie stellt uns ihre Kritik an „queeren“ und dekonstruktivistischen Ansätzen vor. Wir können uns also vorwefen lassen, scheißliberal zu sein

    Die Referentin zu ihrem Vortrag:

    Geschlechterverhältnisse lassen sich ebenso wenig dekonstruieren wie Produktionsverhältnisse. Mit dieser These tritt der Vortrag einer allzu simplen Vorstellung von der politischen Veränderbarkeit gesellschaftlicher Verhältnisse entgegen, wie sie sich im Umfeld der US-amerikanischen Cultural Studies entwickelt hat, in deren Tradition auch die Queer-Theorie steht. In einem lediglich vermeintlichen Rekurs auf den französischen Poststrukturalismus erscheinen gesellschaftliche Verhältnisse hier als primär durch Bedeutung konstituiert und darum auch auf der Ebene der Bedeutung verschiebbar. Produktionsverhältnisse und die dazugehörigen Subjektivierungsweisen, so wird der Vortrag argumentieren, lassen sich aber als Bedeutungsfestschreibungen nicht nur nicht beschreiben. Im Rahmen dieser kulturalistischen Umdeutung des historischen Materialismus kann auch nicht mehr verstanden werden, dass das – aus dieser Perspektive subversiv erscheinende – Instabilwerden von Identitäten zu den veränderten Produktionsbedingungen des spätkapitalistischen Akkumulationsregimes gehört. Dieser „kultureller Materialismus“ wird deshalb weder Marx Kritik der politischen Ökonomie noch Foucaults Spätwerk, das als Adaption des Marxismus für spätkapitalistische Gesellschaften gelesen werden kann, gerecht, sondern vergibt vielmehr deren gesellschaftskritisches Potential.

    Sollte jemand zustimmend stattdessen lieber eine nicht-queere marxistische Veranstaltung besuchen wollen oder sich aus Harmoniebedürfnis nach einer Alternative umsehen, empfehlen wir den Vortrag von Wolfgang Maiers.

  • Vortragseinladung (Schriftgemittelt!) 2011-07-06: „Armlose Wunder“

    Lucie Storchová
    „Ich will, deswegen kann ich!“ Geschlechtliche Markierung der Normalität, Produktivität und „bürgerlichen Tüchtigkeit“ in Autobiographien der zentraleuropäischen „armlosen Wunder“ (1910–1930)
    Mittwoch 06.07.2011, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

    Der folgende Vortrag wird in Kooperation mit zusammen mit unserer PartnerInitiative Zentrum für Disablity Studies (ZeDiS) angeboten. Schriftmittler*Innen werden anwesend sein, d.h. verbreitet diese Ankündigung weiter, solltet Ihr potentiell interessierte kennen.

    Lucie Storchová ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Philosophischen Institut der tschechischen Akademie der Wissenschaften und am Institut für Anthropologie an der Faculty of Humanities in der Karls-Universität zu Prag. Sie referiert folgendes:

    Obwohl eine breitere konzeptionelle Diskussion sowie konkrete Forschungsprojekte zum Thema in der zentral- und osteuropäischen Geschichtswissenschaft mehr oder weniger fehlen, gehören die Imagination und kommerzielle Ausstellungen des „außerordentlichen Körpers“ (extraordinary body) an der Wende von 19. zum 20. Jahrhundert zu entscheidenden Phänomenen in der Entstehung des modernen zentraleuropäischen Nationalismus oder liberalen Kapitalismus. In meinem Exposé möchte ich auf den diskursiven Rahmen dieser Prozesse fokussieren, im besonderen auf Intersektionen von Gender und anderen Differenzdiskursen (als Klasse, Nation, Heteronormativität oder körperliche Differenz) in Autobiographien, die von renommierten „armlosen Wundern“ nach dem Ersten Weltkriege verfasst worden sind. Das autobiographische Selbst sowie der außerordentliche Körper in seiner Materialität lassen sich in diesem Sinne als textuelle Effekte der vielseitigen diskursiven Interaktion interpretieren, die unter anderen auch derzeitige Vorstellungen von ökonomischer Produktivität mitgestalteten. Die Lebensbeschreibung von Carl Hermann Unthan, dem populären und erfolgreichen armlosen Violinisten, wurde in Stuttgart unter dem Titel „Das Pediscript. Auszeichnungen aus dem Leben eines Armlosen“ in 1925 herausgegeben und diente als eine intertextuelle Basis für andere Super-Crip Autobiographien der Zeit. Als eine tschechische Parallele wähle ich ein einige Jahre später erschienenes Buch von František Filip „Bezruký Frantík píše o sobě“ („Armloser Franz schreibt von sich selbst“) aus. Eine entscheidende Rolle in der Produktion des autobiographischen Selbst spielte in beiden Texten der mit der Imagination von „ökonomischer Nützlichkeit“ und „ehrenvollem Lohn“ verbundene Diskurs der körperlichen Zwangsfähigkeit/Zwang zu nichtbehinderter Körperlichkeit (compulsory able-bodiedness), die als verbindlich auch für normates – im Sinne wie Rosemarie Garland-Thomson den Begriff benutzt – betrachtet wurden. Die Männlichkeit des außerordentlichen Körpers überschneidet 12 sich in beiden Lebensläufen auch mit Motiven der „bürgerlichen Tüchtigkeit“ und öffentlichen Engagiertheit – sei in Kriegsbestrebung in Falle Unthans oder in der Ideologie des Republikanismus und liberalen Kapitalismus bei Filip. Im abschließenden Teil meines Vortrages konzentriere ich mich auf Nachleben beider Lebensbeschreibungen seit den 1950ern. Die Autobiographie von Carl Unthan wurde am Ende der 60er Jahre von Joachim Piechowski neu bearbeitet; der Verfasser akzentuierte in seinem „dokumentarischen Roman“ „Der Mann ohne Arme“ solche Motive wie die zufriedene Ehe Unthans (mit dem Gewicht auf die Liebe für die innere Schönheit usw.) oder das Engagement des armlosen Violinisten im nachkriegszeitlichen Pazifismus und in der entstehenden Bewegung für Behindertenrechte. Paradoxerweise, ergänzen wir, weil das autobiographisches Selbst in der originellen Lebensbeschreibung Unthans sich gerade durch Strategien des „Anpassens“ (passing) und explizite Ablehnung der „Krüppelidentität“ charakterisieren lässt – es handelt sich um eine Art der Annihilation der eigenen körperlichen Differenz, die sich auf der hervorgehobenen Gender- und Klassenormalität des Autors und auf seine bürgerliche Arbeitsmoral und Anstrengung in Name des Vaterlandes und sein Kriegsansatzes gründete. Noch signifikanter für den aktuellen Zustand in postkommunistischen Ländern scheinen tschechische Aufsätze und Bücher über „den armlosen Franz“ aus den letzten zwei Dekaden. Die Person und das autobiographische Selbst dieses renommierten „armlosen Wunders“ funktionierte mehr als 50 Jahre nach seinem Tod als ein Super-Crip-Held der entstehenden neoliberalen Ideologie, als ein Beispiel eines idealisierten Unternehmers und Selfmademans, der nicht nur alle Äußerungen des Mitleids sondern auch das ganze „veraltete“ Fürsorgesystem des kommunistischen Sozialstaates ablehnt und verneint.