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Urmila Goel: Zur Verflechtung von Heteronormativität und Rassismus

Logo des Podcasts von Jenseits der GeschlechtergrenzenAm 10. Juni 2012 hatten wir Urmila Goel aus Berlin zu Gast. Der Titel ihres Vortrages lautete „Zur Verflechtung von Heteronormativität und Rassismus – eine ethnographische Annäherung“. Urmila Goel arbeitet als Wissenschaftlerin, Autorin und Trainerin. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich auf Basis von theoretischen Ansätzen aus der kritischen Rassismustheorie, der postkolonialen Theorie sowie der Gender und Queer Studies mit ungleichen Machtverhältnissen in der Gesellschaft. Sie betreibt das außerordentlich lesenswerte Blog anders deutsch.

[podcast]http://www1.uni-hamburg.de/QUEERAG/podcast/Goel_2012_CC.mp3[/podcast]
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“Nein, meine Eltern hatten keine arrangierte Ehe, sie haben …”, “Ich hoffe, wieder mit meiner Hetero-Beziehung klar zu kommen, denn mit meinen Eltern will ich nicht brechen.”, “Es ist noch zu früh für Emanzipation in Indien” – solche oder ähnliche Aussagen finde ich in meinem ethnographischen Material (Interviews, Publikationen, etc.) von Menschen, die in Deutschland aufgewachsen sind und mindestens einen Elternteil haben, der/die aus Südasien nach Deutschland migriert ist. Wie lassen sich solche Aussagen jenseits von kulturalisierenden Ansätzen – analysieren? Welche Interpretationen ermöglicht ein intersektionaler Blick, der insbesondere die Verflechtungen der Machtverhältnisse Rassismus und Heteronormativität berücksichtigt? Im Vortrag diskutiere ich mein ethnographisches Material aus dieser Perspektive.

Nadine Lantzsch: Theorie und Praxis – doch so weit entfernt? (Slutwalks)

Logo des Podcasts von Jenseits der GeschlechtergrenzenIn der aktuellen Podcastfolge dokumentieren wir den Vortrag von Nadine Lantzsch aus dem Sommersemester 2012 mit dem Titel „Theorie und Praxis – doch weit voneinander entfernt?: Feministische Bewegung aus intersektionaler Perspektive am Beispiel der Slutwalks“. Nadine Lantzsch (M.A.) ist feministische Aktivistin und freie Autorin. Sie schreibt für das Gemeinschaftsblog Mädchenmannschaft und betreibt das private Blog Medienelite. Bitte beachtet dazu auch den nächsten Post mit dem Interview zu enter_the_gap.

[podcast]http://www1.uni-hamburg.de/QUEERAG/podcast/lantzsch_2012_CC.mp3[/podcast]
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Die Kritik, die Frauen mit Behinderungen, Lesben, Schwarze Frauen, Migrant_innen, Trans* und einige andere Gruppen bereits vor Jahrzehnten an der feministischen Bewegung formulierten, ist nach wie vor aktuell. Auch die Slutwalks, die Demonstrationswelle gegen sexualisierte Gewalt und Vergewaltigungsverharmlosung, sahen sich mit nahezu identischen Anwürfen konfrontiert. Obwohl die Organisator_innen die intersektionalen Verschränkungen sozialer Positionen in ihrer Arbeit versuchten zu berücksichtigen – sei es im Selbstverständnis, in der Organisation der Demo selbst oder in der Nachbereitung.

Nach wie vor kommt es innerhalb feministischer Gruppen und Bewegungen zu Ausschlüssen, Aneignungen und Übergriffen jeglicher Art, ungeachtet der Tatsache, dass Feminist_innen heute auf das Wissen ihrer Vorgänger_innen zurückgreifen (können).

Der Vortrag will der Frage nachgehen, inwiefern feministische Theorie und Praxis im Widerspruch stehen, welche Grenzen, Schwierigkeiten und Paradoxien feministischen Handlungs- und Widerstandsweisen zu Grunde liegt und warum Intersektionalität oft nur Theorie ist.

Vortragseinladung 2012-06-13: Heteronormativität und Rassismus

Urmila Goel
Zur Verflechtung von Heteronormativität und Rassismus – eine
ethnographische Annäherung
Mittwoch, 13.06.2012, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Aus Berlin kommt Dr.Urmila Goel, Wissenschaftlerin und Trainerin –
Näheres unter http://www.urmila.de/ – mit folgendem Thema:

„Nein, meine Eltern hatten keine arrangierte Ehe, sie haben …“, „Ich
hoffe, wieder mit meiner Hetero-Beziehung klar zu kommen, denn mit
meinen Eltern will ich nicht brechen.“, „Es ist noch zu früh für
Emanzipation in Indien“ – solche oder ähnliche Aussagen finde ich in
meinem ethnographischen Material (Interviews, Publikationen, etc.) von
Menschen, die in Deutschland aufgewachsen sind und mindestens einen
Elternteil haben, der/die aus Südasien nach Deutschland migriert ist.
Wie lassen sich solche Aussagen – jenseits von kulturalisierenden
Ansätzen – analysieren? Welche Interpretationen ermöglicht ein
intersektionaler Blick, der insbesondere die Verflechtungen der
Machtverhältnisse Rassismus und Heteronormativität berücksichtigt? Im
Vortrag diskutiere ich mein ethnographisches Material aus dieser
Perspektive.

Vortragseinladung 2012-04-03: Einführung

AG Queer Studies
Einführung
Mittwoch 03.04.2012, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Am Mittwoch geht es los: Wir starten in ein neues Semester. Dieses mal mit einer funkelnagelneuen Einführung:

Was bedeutet Queer? Eine möglichst allgemein verständliche Einführung in die theoretischen Hintergründe unseres Zuganges zu Queer und warum wir die beständige Politisierung des Begriffes für zentral halten? Kann es das geben? Woher nehmen, wenn nicht stehlen und ohne sich ständig zu wiederholen? Wir haben es gefunden! Auf einer Podiumsdiskussion in Leipzig zum Paranoid Paradise Filmfestival im Juli 2011. Dort ging es genau um die Erläuterung des Queerbegriffs aus verschiedenen Blickwinkeln: gender, race und class. Sprechen werden – in Anwesenheit, aber nicht live – Do. Gerbig und – in Abwesenheit – Nadine Lantzsch, die dieses Semester aber noch selbst in der Vorlesungsreihe zu erleben sein wird, sowie Franziska Rauchhut, die wir dann hoffentlich bald ebenfalls in persona begrüßen können.

BUNDESWEITER SILENTMOB am 26.11.2011 um 13 Uhr

Wichtig und dringend scheint diese Tage Vieles zu sein. Denn ja, es ist wieder Castor-Zeit – Respekt an all die Mutigen auf und an den Schienen! – aber an alle, die nicht dort sind,
von Herzen dieser Aufruf:

Pressemitteilung
BUNDESWEITER SILENTMOB am 26.11.2011 um 13 Uhr in mehreren deutschen Städten

Ein positives Zeichen für Respekt, Solidarität und Demokratie und gegen die schweigende Mehrheit in Deutschland, die verstehen muss, dass Rassismus keinen Platz in unserer Gesellschaft haben darf.

Am Samstag, den 26.11.2011 findet um 13 Uhr in mehreren deutschen Städten ein „Silentmob“ für die Opfer von rechtsextremer Gewalt statt. Auslöser für diese Aktion ist das Gedenken an die Opfer der Zwickauer Terrorzelle, das auch an alle weiteren Opfer rechter Gewalt erinnert. Die Geschehnisse haben insbesondere unter Online-AktivistInnen eine Welle der Empörung ausgelöst.

In einer entmenschlichenden Sprache wurde über die verstorbenen Deutschen mit Migrationsgeschichte (und mit Deutschen sind alle gemeint, die in Deutschland ihren Lebensmittelpunkt haben und nicht nur deutsche Staatsbürger sind) berichtet und eine Perspektive auf diese Menschen gezeigt, die die Opfer und deren Angehörige über Jahre hinweg kriminalisierte. So wurde den Opfern dadurch auch die letzte Ehre genommen. Auch daher fühlt sich „Schweigen gegen das Schweigen“ verpflichtet, den Angehörigen zur Seite zu stehen.
Die sprachliche Misere, welche sich an dem unsäglichen Begriff der „Dönermorde“ zeigt – die Geschehnisse um den Mord an Marwa El Sherbini wurden in den Medien zum Teil als „Mord wegen Schaukel“ betitelt – verdeutlicht, wie sehr ein alltäglicher Rassismus in den Köpfen der gesamten Gesellschaft vorherrscht. Jeder Einzelne soll sich kritisch mit seinen Gedankenstrukturen auseinandersetzen.

Die Organisatoren aus dem gesamten Bundesgebiet haben sich auf Facebook unter dem Motto „Schweigen gegen das Schweigen“ zusammen gefunden. Der Silentmob ist eine Bewegung von Menschen für Menschen. Deshalb sind alle in Deutschland Lebenden zu dieser bundesweiten Traueraktion eingeladen. Sie sehen dies als ersten Schritt die Ehre der Toten und ihrer Angehörigen wiederherzustellen.

Es soll einige bundesweite Schweigeminuten geben. Weiße und rote Rosen mit den Namen der zehn bisher bekannten Opfer sollen hochgehalten, um dann niedergelegt zu werden. Die weißen Rosen sollen an die Widerstandsbewegung während der Zeit des Nationalsozialismus erinnern, die roten an die Trauer in Norwegen nach den rechtsextremen Terroranschlägen vom 22. Juli.

„Wir schweigen, weil wir der Opfer des rechten Terrors gedenken. Wir schweigen, denn wir sind Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Yunus Turgut, İsmail Yaşgar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michéle Kiesewetter. Und wenn wir nicht aufhören zu schweigen, dann könnten wir die nächsten sein.“
Die Organisatoren und alle Teilnehmenden rufen dazu auf, Gruppen in weiteren Städten zu bilden, die sich dem gemeinsamen Gedenken anschließen wollen.

Kontakt
Email-Adresse: SilenceAgainstSilence(at)googlemail.com
Link zur Website: SchweigenGegenDasSchweigen
Facebook-Seite: SchweigenGegenDasSchweigen

Orte
Berlin (Brandenburger Tor), Bielefeld (Hauptbahnhof am Mahnmal), Essen (Kettwinger Straße) Frankfurt (Hauptwache), Görlitz (Altstadtbrücke Hotherstraße/Uferstraße), Hamburg (Europapassage, Richtung Ballindamm/Alster), Hannover (Kröpcke Uhr, Georgstraße), Kiel (Hörnbrücke), Köln (Bahnhofsvorplatz), München (Geschwister-Scholl-Platz), Nürnberg (Weißer Turm (an der U-Bahn-Haltestelle, vor dem Wöhrl))

Vortragseinladung 2011-11-23

der braune mob e.V. Media-Watch
Gegen öffentlichen Rassismus intervenieren – Erfahrungen und best practice
Mittwoch 23.11.2011, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Am Mittwoch erwarten wir Referierende von „der braune mob“ in unserer Ringvorlesung.

Zum Vortrag liegt uns bedauerlicherweise kein Abstract vor. Doch die Arbeit jener Gruppe spricht für sich, deren Internetpräsenz „der schwarze Blog“ ist unter der URL http://www.derbraunemob.info/ zu erreichen.

NiNsee droht Schliessung

NiNsee is a centre for the promotion of research and distribution of knowledge and information regarding the Dutch slavery past and its consequences for contemporary society. To that end, NiNsee initiates historical research, develops educational programmes and exhibitions, and facilitates the distribution of information and documentation of the Dutch slavery past and its legacy. Research and education will contribute towards the recognition of the slavery past as a part of the shared history of all Dutch people and moreover promote the realization and acceptance of the legacy of slavery.

As of January 2013, there is a good chance that the National Institute for the study of Dutch slavery and its legacy (NiNsee) will no longer be subsidized by the the Ministry of Education, Research and Science. On Monday, June 27th, the State Secretary Halbe Zijlstra will discuss plans to discontinue the subsidy within the Tweede Kamer (House of Commons).

Durch die von der Regierung geplante Kürzungen droht die Geschichte der Sklaverei, aus dem kollektiven Gedächtnis der Niederlande gelöscht werden. Dies sollte nicht passieren! Unterschreiben sie bitte alle die Online-Petition!

„Allein schon Weiße“

Gerne machen wir auf eine Veranstaltung außerhalb der Reihe aufmerksam

Veranstaltet von der kritischen T-Stube: studentisches Milieu

„Rassismus? Das ist doch nur ein Problem bei den Nazis! Heute gibt es in Deutschland vielleicht eine gewisse Fremdenfeindlichkeit, aber Rassismus ist doch eher Geschichte. Und hier auf dem Campus sind eh alle tolerant und an anderen Kulturen interessiert.“ – Diese verbreitete Ansicht, dass die Rassist_innen nur am „Rande der Gesellschaft“ zu finden sind und Rassismus durch „Multikulti“ überwunden wurde, blendet aus, dass die gesamte Gesellschaft von verschiedenen Rassismen durchzogen ist.

Ob die allgegenwärtige Panik vor „Flüchtlingswellen“ aus Nordafrika, der Ruf nach einer Abschottung Europas, welche die Bewegungsfreiheit von „Nicht-EU-Ausländern“ massiv beschränkt oder die tagtäglich in den Medien wiederkehrenden Forderungen an alle als Nicht-Deutsche markierten, sich endlich „unserer Leitkultur“ anzupassen – Rassismus wirkt in verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen. Rassismus erscheint in gewalttätigen Angriffen, in staatlichen Gesetzen und Institutionen. Rassismus erscheint aber auch in der alltäglichen Kommunikation, etwa in gutgemeinten Komplimenten, mit denen eine Nicht-Zugehörigkeit aber gerade hervorgehoben wird: „Du sprichst aber gut deutsch!“

Einer kürzlich erschienenen Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung („Die Abwertung der Anderen“) zufolge meint die Hälfte aller Deutschen, es gebe „zu viele Zuwanderer“ in Deutschland. Statistisch jede_r dritte Deutsche stimmt gar der Aussage zu, es gebe „eine natürliche Hierarchie zwischen schwarzen und weißen Völkern“. Rassismus ist aber nicht nur in der stumpfen Parole „Ausländer raus“ zu erkennen, sondern kann sich auch in der vermeintlich anteilnehmenden Frage zeigen, wann eine als nicht-deutsch wahrgenommene Person denn gedenke, wieder in „ihre Heimat“ zurückzukehren.

Wie abwertende Klischees über die „exotischen Fremden“ in Texten und Bildern weiterhin wirken, werden auf unserer Veranstaltung zwei Referent_innen vom Anti(ra)²dio* kritisch beleuchten. Anhand der Bezeichnung „Menschen mit Migrationshintergrund“ werden sie darüberhinaus auf aktuelle Praktiken der Fremdbezeichnung eingehen. Als weitere Gruppe wird das kürzlich entstandene antirassistische Bündnis der Uni Hamburg einen Einstieg in die „Critical Whiteness Studies“ geben. Es ist der Einsatz dieser kritischen Weißseinsforschung, den Blick umzukehren, und nicht mehr nur Objekte des Rassismus und ihre Konstruktion in den Blick zu nehmen, sondern die „Weißen“, die von diesem profitieren.

Wir hoffen ihr erscheint wieder zahlreich in der T-Stube und habt Lust auf eine lebendige Diskussion!

Am 06.06.2011, ab 18 Uhr in der T-Stube

Das kleine Einmaleins gängiger Abwehrmechanismen: Lippenbekenntnisse, Definitionsmacht und die überempfindlichen Anderen

Der Image-Film „Inside AStA“ des AStA der UHH wurde vor, während und nach der Erstvorführung am 3.2.2011 im Abaton – welches übrigens durch seine Geschäftsführung entgegen des sonst gepflegten Images von hohem künstlerischem und politischem Anspruch alle Diskussionen vor der Vorführung abblockte – aufgrund der darin enthaltenen Rassismen und Sexismen von vielen Seiten massiv kritisiert (Linksammlungen zum Kontext findet ihr bei den Afrikawissenschaften, auf den stupanews und bei uns). Nun hat der AStA vor einer Woche die Stellungnahme „Zum Thema Rassismus“ veröffentlicht, die auch wir nicht unkommentiert stehen lassen können und wollen.

Die Stellungnahme des AStA beginnt mit den üblichen inhaltsleeren Worthülsen, wie sie gerne auch von Politiker_innen oder Firmenvorständen in die Welt gesetzt werden, um von eigenen Schwächen abzulenken bzw. ein angeschlagenes Image wortgewaltig herum zu reißen: Es müsse „aktiv gegen Rassismus eingetreten werden“, die „wichtige Diskussion um Rassismus ist eine für eine gerechte Gesellschaft zwangsläufige“. Wenn der AStA dies so sieht, fragen wir uns allerdings, warum er sich der Debatte nicht stellt. Die Diskussion im Rahmen der Filmpremiere wurde nach ca. zwanzig Minuten abgebrochen, an der anschließenden Diskussion in anderen Räumlichkeiten nahm der AStA nicht teil. Das Black Students Network hat in der gleichen Woche als die Stellungnahme erschien, einen Brief an Monty Arnold geschrieben, mit der Bitte an einer Diskussion über den Film teilzunehmen. Dieser wurde am 15.2. auf dem Blog des BSN veröffentlicht. Darauf kam bisher keine Antwort und auch von Seiten des AStA kam kein Gesprächsangebot an die Kritiker_innen.

Um aber tatsächlich einen „zensurfreien Diskurs“ zum Film und seine rassistischen und sexistischen stereotypen Bilder führen zu können, wäre zumindest eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Kritik nötig! Das Statements hinterlässt bei uns das dumpfe Gefühl, eine kaum begründete Zurückweisung der Kritiken entlang der gängigen Abwehrmechanismen gelesen zu haben.

Der AStA definiert darin Rassismus als „das gleichzeitige Wirken von Vorurteilen und einem ungleichen Machtverhältnis“. Wie es vor diesem Hintergrund möglich ist, den Image-Film als nicht rassistisch zu bezeichnen, ist uns schleierhaft: Wir finden im Film einerseits eine Vielzahl von stereotypen Vorurteilen („Urgewalt“, „Folklore“), andererseits die angesprochenen „ungleichen Machtverhältnisse“, ausgedrückt in der unterlegenen Position der Schwarzen Putzfrauen und die überlegene Position der intellektuellen Weißen, die höheren Arbeiten nachgehen. Der Film bestätigt so genau die aktuell herrschenden ungleichen Machtverhältnisse. Welche Personen haben Spitzenpositionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik inne? Und wer verrichtet in unserer Gesellschaft die ungeliebten Arbeiten, die als „nieder“ gelten?
Laut AStA-Stellungnahme seien besagte Szenen aber keinesfalls rassistisch, sondern stünden in der Tradition des Kabarett. Stur zu behaupten, etwas sei Kabarett bedeutet aber nicht automatisch das Erfüllen der dafür nötigen Kriterien. Auch der Verweis auf nebulöse, nicht näher erläuterte „filmtheoretische Betrachtung“ (etwa durch Timo Hempel selbst?) hilft da nicht wirklich weiter und wirkt eher wie ein Versuch der Einschüchterung oder Beeindruckung der Lesenden durch das Vorgaukeln eines wissenschaftlichen Anspruchs. Nicht jede überspitzte Darstellung dekonstruiert automatisch Stereotype und dass erst erklärt werden muss, wo in ihrem Film damit gebrochen wird, erschwert die Interpretation als Satire erheblich. (Nach der Argumentation des AStA wäre wohl auch Astra-Werbung antisexistisch und die BILD-Zeitung das emanzipatorischste Medium weit und breit.)

In früheren Äußerungen hat der AStA versucht, sich darauf heraus zu reden, dass der Film voller Insider-Witze sei. Dies beschränkt den Kreis derer, die sich die satirische Komponente des Films erschließen können, natürlich erheblich. Es läuft also letztlich darauf hinaus, dass der AStA sich mit diesem Film über Dinge lustig macht, über die nur die Verantwortlichen selbst lachen können.

Wie wenig der AStA tatsächlich bereit ist, sich mit Kritik auseinanderzusetzen, demonstriert er in der Stellungnahme durch wiederholte Versuche, mit Gewalt die Definitionsmacht an sich zu reißen: Weil der AStA durch seine Einsichten in filmtheoretische Betrachtung sich selbst bestätigt, dass der Film „klar erkenntlich“ auf das „differenzierte Gegenteil“ von Stereotypen abziele, sei er erwiesenermaßen Kabarett. Und weil der AStA selbst den Film als „nicht rassistisch“ einordnet, sei er das dann auch nicht! Solche Sätze verweisen nicht nur auf völlige Kritikunfähigkeit, vielmehr: dieser selbst-referenzielle Zirkelschluss enthält keinerlei Argumentation und erfüllt nicht einmal die minimalen Anforderungen an eine Auseinandersetzung auf gleicher Augenhöhe.

Getreu der beliebten Argumentationsfigur „Es ist nicht rassistisch, weil ich kein/e Rassist/in bin und das so bestimme“ weist der AStA auch auf seine angeblichen anti-rassistischen und anti-diskriminierenden Errungenschaften hin – ganz abgesehen davon, dass niemand vor verinnerlichten Rassismen gefeit ist, egal wie lange und intensiv mensch sich mit Rassismus beschäftigt hat. Wenn er sich aber im Rahmen seines hier selbst gelobten Einsatzes gegen Diskriminierung mit der Wiederwahl des „AusländerInnenReferats“ und der Einführung der „Männertage“ brüsten will, müssen wir an dieser Stelle das erste Mal bitter auflachen.
Genau diese AStA Koalition hat die gewählten Referent_innen des „Aref“ zwei Jahre lang nicht bestätigt und dann durch Verfahrensfragen und Formalia gegen den Willen der Betroffenen dort eine neue Struktur etabliert. Jetzt zu schreiben, dass „auf [ihr] Hinwirken in [ihrer] Legislatur wieder eine rechtmäßige und erfolgreiche Wahl des „AusländerInnenreferates“ durchgeführt“ wurde, ist absurd und anmaßend.
Programm und Ausrichtung besagter „Männertage“ hatten mit Fußball gucken, Gerätetraining in der Kaifu-Lodge, Kochkurs und dem Vortrag eines nicht unproblematischen Scheidungsväter-Vereins wohl nur weiße heterosexuelle Männer im Fokus. Unseres Erachtens reihen sie sich damit eher in einen bestimmten Jammer-Diskurs ein. Demnach sei der Feminismus und die ganze Frauenförderung daran schuld, dass heute Jungs und Männer ins Hintertreffen geraten seien. Natürlich können auch sie Diskriminierung erfahren, allerdings meist dann, wenn sie sich nicht wie „richtige“ Männer verhalten (wollen).
Sexismus ist schlecht für Alle, seine Stereotype schränken auch die Möglichkeiten von Männern ein. Aber die Antidiskriminierungsstrategien des AStA kommen gut ohne Kritik an hegemonialer Männlichkeit und den Privilegien von weißen heterosexuellen Männern aus. Besonders brisant ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass wir auch genau dieser AStA-Koalition die Abschaffung des FrauenLesben-Rats zu verdanken haben. Damit wurde der gesellschaftliche Backlash gegen den Feminismus ganz aktiv unterstützt und die nach wie vor schlechtere Stellung von Frauen in unserer Gesellschaft spielt für die politische Arbeit dieses AStA anscheinend kaum eine Rolle.

Schließlich verfällt der AStA in die Opferhaltung: Es wird der Wunsch nach einem „offenen Dialog ohne vorverurteilende Anschuldigungen“ geäußert, von „Unklarheiten“ gesprochen, außerdem könne in der „Lebensrealität des Bezeichneten Rassismus stattfinden, ohne dass die [andere] […] Person […] ein Rassist sein muss.“ Die Kritiker_innen sind also zu empfindlich, sehen Rassismus, wo keiner ist, verstehen den Witz nicht – auch dies ist eine beliebte Taktik, sich nicht mit Kritik auseinandersetzen zu müssen. Jetzt fehlt nur noch der Tipp an die Kritiker_innen, sich mal ein bisschen locker zu machen.

Die Bemühungen, sich der lästigen Stimmen zu entledigen, gipfeln in der Pseudoentschuldigung des AStA, er bitte „alle Menschen, bei denen dieser Film für Missverständnisse gesorgt hat, um Entschuldigung“. Dies ist keine Entschuldigung, sondern eine Unverschämtheit! Ein Missverständnis seitens der Kritiker_innen zu konstruieren, ist Selbstüberschätzung, unbegründetes Überlegenheitsgebaren und ein billiger Weg, sich der Verantwortung zu entziehen!

Unser Fazit:
Diese Stellungnahme des AStA UHH und ihr verzweifeltes Bemühen sich selbst als wackere Bekämpfer_innen von Diskriminierung darzustellen, ist ein Schlag ins Gesicht für alle Gruppen, die jeden Tag gegen strukturelle, gewaltförmige und alltägliche Diskriminierung kämpfen.

Weitere Reaktionen auf die Stellungnahme findet ihr u.a.