Vortragseinladung 31.05.2017: Von der friedfertigen Antisemitin zur queer-theoretischen Post-Zionistin.

Mittwoch, 31.05.17, 19.15 Uhr,
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Dr. Ljiljana Radonić, Gastprofessorin am Centrum für Jüdische Studien der
Universität Graz/Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien

Von der friedfertigen Antisemitin zur queer-theoretischen Post-Zionistin

Kurzankündigung zum Vortrag:

Jahrzehntelang hat die „neue Frauenbewegung“ ein positives Bild von „der Frau“
im NS gezeichnet, was nicht selten zu einer den Holocaust verharmlosenden
Argumentation führt(e). Entgegen der Tatsache, dass Frauen als KZ-Aufsehe-
rinnen, Fürsorgerinnen oder Denunziantinnen an der antisemitischen Ausgren-
zung und Vernichtung von Jüdinnen und Juden begeistert mitwirkten, werden sie
in feministischen Schriften oft als auf die Mutterrolle reduzierte „Gebärmaschi –
nen“ dargestellt – ein feministischer Fall von Täter(innen)-Opfer-Umkehr. Handelt
es sich um einen spezifisch feministischen Antisemitismus, wenn Matriarchats-
forscherinnen dem Judentum und seinem historischen „Ausmordungsprogramm“
die Schuld an der Zerstörung des Matriarchats geben und es als besonders
patriarchale Religion imaginieren? Der Bogen reicht bis Judith Butler, die nicht
mehr vom „alten Israel“ spricht, sondern alles Schlechte im heutigen, rassisti-
5schen, vom Siedlerkolonialismus und Reinheitsvorstellungen geprägten, auf
Vertreibung basierenden, illegitimen Staat Israel verortet, der aufgrund anhalten-
der „Deportationen“ und des „konzentrierenden Kolonialismus“ ebenfalls selbst
schuld an der ihm drohenden Zerstörung sei. Schließlich lässt sich auf Basis
einer kritischen Theorie des Antisemitismus die Frage stellen, ob Antisemitismus
bei Frauen und Männern die gleichen Bedürfnisse befriedigt, oder ob entspre –
chend der verschiedenen Geschlechterrollen unterschiedliche Inhalte projiziert
werden.