Dr. Lisa Pfahl (HU Berlin)
Arm, krank oder lernbehindert? Subjekte im Konflikt mit medizinisch-pädagogischen Diskursen
Mittwoch 11.12.2013, 19:15, Von Melle Park 5 (“Wiwi Bunker”) 0079
Diese Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Zentrum für Disability Studies und mit Schriftdolmetscher*innen statt
Die Disability Studies haben sich lange Zeit auf die gesellschaftliche Konstruktion vorgeblich behinderter Körper konzentriert. „(D)en behinderten Körper zu analysieren, heißt herauszuarbeiten, dass es ihn als definierbare, abgrenzbare und erkennbare Einheit, kurz: als soziales Phänomen, erst dann geben kann, wenn sich entsprechende diskursive Strategien und Machtpraktiken um ihn herum verdichten“, so etwa Anne Waldschmidt. Der Anschluss an die Foucault’sche Machtanalyse bietet einen wichtigen Ansatzpunkt für die Untersuchung der gesellschaftlichen Konstruktion von Behinderungen, lenkt sie doch den Blick auf diskursive Gegenstände, Selbstthematisierungen und ihre Verknüpfung in gesellschaftlichen Verhältnissen. Behinderungen, die international als „Learning Difficulties“ bezeichnet werden, wurden dabei im Gegensatz zu den „Körperbehinderungen“ bislang vernachlässigt. Dies verwundert, weil gerade nicht-körperliche bzw. „psychische Behinderungen“ ein ausdifferenziertes Klassifikationssystem hervorgebracht haben und äußerst wirksam für soziale Ausschlüsse sind. Durch eine solche Beschäftigung mit dem Ausschluss durch Zuschreibungen gleichsam „innerer“ Differenzen werden die Disability Studies für Queer Studies anschlussfähig. Im Vortrag wird der Einfluss von human- und medizinwissenschaftlichen Diskursen auf ihre Adressaten und Adressatinnen untersucht. Es wird weiter diskutiert, welche biografischen Wünsche, Begehren und Verletzlichkeiten Personen entwickeln, die in medizinisch-pädagogischen Diskursen unter der Kategorie der „Lernbehinderung“ zusammengefasst werden.