Claude Draude, Thorsten Kluß
Unmögliche Körper? Von der Hülle des Denkens zur verkörperten Intelligenz. Ein Paradigmenwechsel
Mittwoch 18.01.2012, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079
Da der Körper viel zu wichtig ist, ihn den Biologist*innen oder Binariäten zu überlassen, freuen auf den Vortrag von Claude Draude (M.A. der Kulturwissenschaft, Arbeitsgruppe Soziotechnische Systemgestaltung) und Thorsten Kloß (Dipl.Psychologe mit Schwerpunkt Kogitive Neurowissenschaft, Institut für Hinrforschung), vom FB Informatik der Universität Bremen. Sie referieren zu folgendem:
Die Informatik scheint auf den ersten Blick kein Wissenschaftsfeld zu sein, in dem der Körper eine besondere Rolle spielt. Dies gilt im besonderen für das Gebiet der Künstlichen Intelligenz. Deren Anfänge waren von Zukunftsvisionen geprägt, die die Unsterblichkeit des Geistes und die Überwindung des biologischen Lebens vorhersagten. Dem cartesianischen Paradigma der Körper-Geist-Trennung folgend, spielte der menschliche Körper eine untergeordnete Rolle und wurde allenfalls als Trägermaterial für Informationen verstanden, die zu intelligentem Verhalten führen sollten. Zeitgleich zum Körperboom in den Kulturwissenschaften ist Embodiment heute jedoch ein wichtiger Begriff, wenn es um neue intelligente Systeme, assistive Technologien und soziale Roboter geht. In unserem Vortrag gehen wir der Frage nach, was es bedeutet, wenn nun Körper in Bereiche der Wissenschaft einziehen, die lange Zeit nur den reinen Geist und die abstrakte Mathematik von eben jeder Körperlichkeit abtrennten. Hierzu bringen wir Geschlechterforschung und Kognitionswissenschaft miteinander in Dialog und diskutieren, ob diese Körperkonzepte tatsächlich einen Paradigmenwechsel in der Forschung oder lediglich die Rückkehr zum Determinismus der Biologismen unter veränderten Vorzeichen darstellen. Anhand von Beispielen und Verfahren aus der angewandten Künstlichen Intelligenz fragen wir nach Praktiken der Re- und Dekonstruktion heteronormativer Geschlechterkörper im Labor.