Bertold Scharf
„Opfer, nichts als Opfer der Naziverbrechen!“ Die „Trümmerfrauen“ als Gründungsmythos der Bundesrepublik
Mittwoch 12.12.2012, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079
Bertold Scharf ist Sozial- und Wirtschaftshistoriker in Hamburg und referiert zum Inhalt seiner Magisterarbeit. Da u.a. für die AG Queer Studies tätig, erwarten wir qua Gruppendruck einen nicht weniger als großartigen Vortrag, um die ‚Hausberufung‘ zu rechtfertigen.
Die „Trümmerfrauen“ sind aus den Erzählungen über die deutsche Nachkriegsgeschichte nicht mehr wegzudenken. Tatkräftige deutsche Frauen seien es gewesen, die in den zerbombten Städten Schutt und Trümmer beseitigt und die Voraussetzungen für den Wiederaufbau und das deutsche „Wirtschaftswunder“ geschaffen hätten, so die gängige Vorstellung. In den letzten Jahren wurde in der historischen Forschung aber Kritik an diesem Bild laut. So kritisierte Elizabeth Heineman, dass sich Frauen besonders gut als „Heldinnen“ der Nachkriegszeit geeignet hätten, da sie unbelasteter von den Verbrechen der NS-Zeit erschienen als Männer. Aber auch die tatsächliche Beteiligung von Frauen an der Trümmerbeseitigung außerhalb Berlins wurde in Frage gestellt. Hat es die „Trümmerfrauen“ in Hamburg überhaupt gegeben? Wer ist damit überhaupt gemeint? Wie konnten sie Teil eines bundesdeutschen Gründungsmythos werden und was ist daran problematisch? In diesem Vortrag wird diesen Fragen am Beispiel Hamburgs nachgegangen und die Ergebnisse zur Diskussion gestellt.