Vortragseinladung 2014-05-07: Feministische Ökonomie

Katharina Mader
Feministische Ökonomie – Möglichkeiten und Herausforderungen
Mittwoch 07.05.2014, 19:15, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Wer glaubte, queere Vorlesungsreihen vernachlässigten die Ökonomie, wird Mittwoch eines Besseren belehrt: Dr. Katharina Mader arbeitet am Institut für Institutionelle & Heterodoxe Ökonomie der Wirtschaftsuniversität Wien.

Die herrschende Doktrin der Ökonomie und ihrer hegemonialen Stellung an Wirtschaftsfakultäten blendet Macht- und Herrschaftsverhältnisse, soziale Ungleichheiten, fundamentale Unsicherheit sowie Werte und Normen aus und reduziert die Wissenschaft auf statisch-mathematische Modelle. Ausgeblendet werden damit zahlreiche Aspekte, die speziell oder verstärkt Frauen betreffen. Hierzu gehören formale und informelle Macht strukturen, die Frage der unbezahlten Arbeit oder die Bestimmung von Löhnen und Gehältern.

Feministische Ökonomie ist daher einerseits auf die Integration von Frauen und ihren Bedürfnissen in die Wirtschaftswissenschaften ausgelegt. Andererseits geht es um ein Ausrichten der Ökonomie auf das Ziel der Verbesserung der Lebensbedingungen. Ökonomie wird als per se geschlechtslos oder geschlechtsneutral angenommen, wobei diese Annahme (oft) gar nicht erst explizit formuliert, sondern stillschweigend vorausgesetzt wird. Dieses Phänomen wird als „strategisches Schweigen“ bezeichnet. Ökonomische Theorien sind jedoch nicht geschlechtsneutral, sondern beruhen auf androzentrischen Wert- und Weltvorstellungen. Das moderne Verständnis von Wirtschaft ist geprägt von männlichen Erfahrungen und Interessen und vernachlässigt die Notwendigkeit, auch anderen Bedürfnissen Raum zu geben. Es blendet die spezifischen sozialen Erfahrungen und Lebenskontexte von Frauen aus. Die Konstruktion des ökonomischen Gegenstandsbereichs, die Wahrnehmung von Problemen sowie Erklärungen und Interpretationen eben dieser erfolgen aus männlicher Perspektive.

Damit unterschätzt die Ökonomie die Beiträge von Frauen zur Wirtschaft systematisch. Insbesondere wird der gesamte Bereich der unbezahlten Arbeit, der die soziale Kohäsion und die zwischenmenschliche Verantwortung wesentlich aufrechterhält, nicht sichtbar, er wird nicht als (bepreiste) Leistung in einer Volkswirtschaft wahrgenommen und erfährt (damit) keine breite gesellschaftliche Schätzung und keine angemessene Beachtung innerhalb der Wirtschaft und den Wirtschaftswissenschaften.

Dies und weitere Forschungsagenden der Feministischen Ökonomie, die Möglichkeiten und Herausforderungen ebendieser sollen diskutiert werden.