Mittwoch, den 24.01.18 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079
Auf dem Fleischmarkt untenrum frei unterwegs – Zur Brüchigkeit weiblicher Subjektwerdung und feministischer Erfahrungsliteratur in der Gegenwart
Constanze Stutz, Redaktionsmitglied der outside the box – Zeitschrift für
feministische Gesellschaftskritik, Leipzig
Hier das Abstract zum Vortrag:
Fragt man nach den Bedingungen und (Un-)Möglichkeiten weiblicher Subjektwerdung unter den neoliberalen Vorzeichen der Gegenwart, zeigt sich in der doppelten und widersprüchlichen Vergesellschaftung von Frauen eine neue Qualität, die den Krisendynamiken der Gegenwart kaum etwas entgegen zu setzen hat. In Zeiten, da Autonomie und Selbstbestimmung längst zum notwendigen Bestandteil jeder Arbeitsbiographie gehört, scheinen die Waffen feministischer Kritik gestreckt: das Empowerment von Frauen wird längst von großen Unternehmen übernommen und H&M liefert Mädchen das Gefühl, dass auch sie Menschen sind, dank Slogan T-Shirts gleich mit. Gleichsam stellt sich das Geschlechterverhältnis im Kapitalismus der permanenten Krise als ungebrochen gewalttätig und ausschließend dar.
Populäre Texte über Feminismus und weibliche Erfahrung im Neoliberalismus von Autorinnen wie Laurie Penny und Margarete Stokowski beginnen daher folgerichtig bei dem eigenen Gewordensein: Wie wurde ich von dieser Gesellschaft zur Frau gemacht und was kann ich gegen die Gewalttätigkeit tun, die diesem Prozess eingeschrieben ist? Doch auch wenn vieles von dem, was sie schreiben, richtig und notwendig ist, bieten Penny und Stokowski als Lösungen zumeist allein individuelle Strategien des weiblichen Empowerments an, Formen von kollektiver politischer Organisation erscheinen undenkbar.
Der Vortrag möchte daher zum einen die Brüchigkeit weiblicher Subjektwerdung unter neoliberalen Vorzeichen und zum anderen das Verhältnis von Erfahrung als Selbsterfahrung und Erfahrung als Grundlage für individuelle und gesellschaftliche Veränderung gerade in feministischen Erfahrungstexten vermessen.