Lüder Tietz: Kritik der Psychopathologisierung von Homo-, Trans- und Intersexualität

Logo des Podcasts von Jenseits der Geschlechtergrenzen Lüder Tietz ist wahrlich kein Unbekannter in der Reihe „Jenseits der Geschlechtergrenzen“. Er gründete in den 90er Jahren die AG LesBISchwule Studien (heute AG Queer Studies) und hat – auch als Mitherausgeber des ersten Sammelbandes – die Geschichte der Reihe und AG in besonderer Weise geprägt. Der Ethnologe ist heute wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Materielle und Visuelle Kultur der Universität Oldenburg und zudem als Berater und Trainer tätig. Lüder hat zu Homosexualität und Transidentität im indigenen Nordamerika und ethnographisch zu CSD Paraden gearbeitet. Das Thema seines Vortrages im Sommersemester 2011 war „Kritik der Psychopathologisierung von Homo-, Trans- und Intersexualität“. Die Folien zum Vortrag (PDF) hat er uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

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Viele geschlechtliche und sexuelle Praxen, die nicht der Heteronormativität entsprechen, werden weiterhin in den gängigen Diagnoserastern der Psychiatrie und Klinischen Psychologie (Internationale Klassifikation von Krankheiten: ICD-10 und Diagnostisches und Statistisches Manual: DSM-IV) pathologisiert. Die
beschriebenen „Krankheitsbilder“ werden kritisiert und auf ihre historische Entstehung hin befragt. Dabei setze ich drei Schwerpunkte:

  • Das Konzept ‘weibliche Seele im männlichen Körper’, die Debatte zwischen Vorläufern der Emanzipations-Bewegung und der Sexualpsychiatrie und die Genese der Konzepte Homo- und Transsexualität;
  • Der zähe Kampf mit der Psychoanalyse und den christlichen ‘Homo-Heilern’ um die Entpathologisierung der Homosexualität;
  • Der Einsatz der Diagnose „Störung der Geschlechtsidentität des Kindesalters“ als versuchte Prävention von Homo- und Bisexualität sowie Transgender.

Dabei soll das komplexe Wechselspiel zwischen hegemonialen Subjektivierungsbestrebungen und subalternen Entsubjektivierungsversuchen genauer beleuchtet werden.

3 Gedanken zu „Lüder Tietz: Kritik der Psychopathologisierung von Homo-, Trans- und Intersexualität

  1. Komisch. Denn das, was behandelt wird seit den 60er-Jahren ist nicht etwa „Transsexualität“, sondern „Transgender“. „Transgender“ ist der Begriff der sich aus „gender“, „gender-identity“ usw. ableitet (seit 1994 gibt es „Transsexualität“ im DSM ja gar nicht mehr – nach Ken Zucker und John Money ging es auch zuvor darum noch nie, sondern immer um „gender roles“). Seit dem es den „gender-identity“-Begriff gibt (erfunden von John Money, dem Zwitterverstümmler), werden auch transsexuelle Menschen psychopathologisiert. Warum wird das immer wieder falsch herum erzählt? Was bringt denn diese Geschichtsverdrehung?

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