Vortragseinladung 23-01-19: Trans. Frau. Sein.

Mittwoch, den 23.01.19 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Trans. Frau. Sein. Aspekte geschlechtlicher Marginalisierung
Felicia Ewert, @redhidinghood_, Masterstudentin der Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Geschlechterforschung, Autorin und Referentin, Marburg

Hier das Abstract zum Vortrag:

Der Vortrag umfasst eine nähere Erläuterung von offen transfeindlichem Feminismus, geht auf Symboliken und Erkennungszeichen ein und beschäftigt sich mit ihren Strukturen und Organisationen. Im Vortrag geht die Referentin auf die Widersprüchlichkeiten im vermeintlich radikalen Anspruch von transfeindlichen Feminismen ein, auf ihre biologistischen und cis-normativen Argumentationen. Darüber hinaus soll dieser Vortrag darstellen, wie weit Biologismen und normierte Zweigeschlechtlichkeit in der Gesellschaft und ebenso Feminismen verbreitet sind und dass ein reiner Fokus auf offene Transfeindlichkeit zu kurz greift. So zeigt sie auch, was die vermeintlich respektvolle sex/gender-Aufteilung von Geschlecht, die in universitären Kontexten zumeist gegenwärtig ist, für transgeschlechtliche Menschen bedeutet. Wie tief deutsches Recht in die persönliche Autonomie von trans-Personen eingreift, zeigt sie mit einem Überblick über das sogenannte „Transsexuellengesetz“. Zum Schluss widmet sich die Referentin der Frage, was *wir alle* tun können, um bestehende geschlechtliche Vorstellungen zu realisieren und zu überdenken.

Vortragseinladung 16-01-19: Matrix und die Manosphere – verletzte und vernetzte Männlichkeit als Einstieg in rechtes Denken

Mittwoch, den 16.01.19 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Matrix und die Manosphere – verletzte und vernetzte Männlichkeit als Einstieg in rechtes Denken

eve massacre, Künstlerin, Veranstalterin (musikverein) und Autorin mit dem Fokus auf Kultur der Digitalität, Popkultur und Soziopolitisches, Nürnberg

Hier das Abstract zum Vortrag:

Frustrierte Männlichkeit, die sich online vernetzt, findet oft in einer brodelnden Einstiegs­szene für die neue Rechte ein Zuhause. Von 4chan- und Reddit-Trolltum, über Gamergate oder Dark Enlightenment, bis hin zur Pick Up Artist- und Männerrechts­szene ziehen sich Radikalisierungsstrukturen zur selbsternannten „Alt-Right“ oder der Identitären Bewegung. Es ist ein loses, ideologisches Netzwerk, das sich in seinen Desinformationskampagnen gerne bei Pop- und Memekultur bedient. Die rote Pille aus dem Film Matrix wird zum Bild für einen verschwörungstheoretisch-augenöffnenden Moment gegenüber misogyner und rechter Ideologie: Redpilling, ein Ausdruck, der sowohl in der Männerrechtsszene als auch bei Rechten gern in Abgrenzung zum angeblich verblendeten Rest der Gesellschaft Ver­wendung findet, wird in diesem Vortrag als Beispiel herausgegriffen.

Vortragseinladung 09-01-19: Gay Antifa Porn. Wie politisch ist Pornographie?

Mittwoch, den 09.01.19 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Gay Antifa Porn – Wie politisch ist Pornografie? Eine medienwissenschafliche Annäherung
Gitte Schmitz ist Filmemacherin und Hamburger Polittunte

Hier das Abstract zum Vortrag:

Nach 100 Tagen Trump erlebte die Antifa in den USA einen vorher unbekannten Populari­tätsschub. Die Berkeley-Proteste im Frühjahr 2017 markieren vorerst den Höhe­punkt der Berichterstattung und der Resonanz in den sozialen Medien. Ähnlich der Occupy Wall­street-Bewegung schienen sich antifaschistische Gruppierungen zur online vernetzten Massenbewegung zu entwickeln, die digitale und nicht-digitale Reso­nanzräume zur Mobili­sierung von Menschen und Platzierung ihrer Themen nutzt.
Ganz amerikanisch lässt sie dabei das Entertainment Business nicht aus, scheinbar politi­sierte sich mit Fernsehserien, Filmen, Oscarverleihungen nahezu die gesamte Kulturin­dustrie. Widerständige Posen finden sich auf den Bildschirmen, vergessen ge­glaubte Ästhetiken erleben ein Revival im Mainstream. Wie selbstverständlich dreht sich auch das Rad des Adult Entertainments und findet seine Möglichkeiten, an wider­ständige Ästhetiken anzuknüpfen.
Ganz selbstverständlich gibt es nun Bilder mit radikalen politischen Inhalten auf dem priva­ten Screen. Nur logisch, wenn Pornografie als Gebrauchsfilm betrachtet werden kann, dass schwuler Antifa-Porno die aktuelle Form der politischen Bildung darstellt. Radikaler Sex zur Politisierung der perversen Schichten.
Gitte Schmitz geht dem Phänomen auf den Grund. In ihrem Vortrag lotet sie den Stellen­wert der Pornografie in der Konsumkultur aus. Zwischen einer Einordnung porno­grafischer Medien zeichnet sie die pornografisch-schwule Medienökonomie nach. Dabei stellt sie die Frage, welche Mechanismen zu „Gay Antifa Porn“ führen, und ob Porno nach Trump eigentlich noch unpolitisch sein kann.

Vortragseinladung 12-12-2018: Sorgende Netze – Care in einvernehmlich-nichtmonogamen Beziehungsnetzwerken

Mittwoch, den 12.12.18 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Sorgende Netze – Care in einvernehmlich-nichtmonogamen Beziehungsnetzwerken

Michel Raab, arbeitet seit vielen Jahren wissenschaftlich und politisch zu unkonventionellen Beziehungsformen, Erfurt

Hier das Abstract zum Vortrag:

Seit den 2000er-Jahren wird die Kritik an Monogamie und Mono-Normativität verstärkt dis­kutiert. Die aktuell populärste Alternative zu Ehe und Zweisamkeit nennt sich Polyamory und meint die Möglichkeit, mehr als zwei Menschen zur selben Zeit zu lie­ben. Nun hilft die Aussage „Ich liebe Dich/Euch“ wenig bei der Frage, wer den Ab­wasch macht, das Bad putzt oder sich anderweitig kümmert. Womöglich trägt der star­ke Fokus auf Liebe, Sexuali­tät und Eifersucht dazu bei, die Dimension der Sorge/Care aus dem Blick zu verlieren. Die Veranstaltung nimmt daher die gesellschaftliche Bedeutung der Monogamie zum Aus­gangspunkt für die Frage, unter welchen Bedin­gungen konsensuelle Nichtmonogamie ei­nen subversiven Charakter hat, wie sie ein schöneres Leben ermöglichen kann und wann sie schlichtweg eine modernisierte Varia­nte der für den Kapitalismus funktionalen Gestal­tung der Geschlechterverhältnis­se im sozialen Nahraum ist. Grundlage der Ausführungen ist eine marxistisch und feministisch inspirierte Interviewstudie zur Frage von Care in ein­vernehmlich-nichtmonogamen Beziehungsnetzwerken.

Votragseinladung 05-12-2018: Pleasure and Danger – Lesbian Sex Wars auf Deutsch? Diskussionen über lesbisch_queere Sexualität und Butch/Femme in den 80er und 90er Jahren in Wien und Westberlin

Mittwoch, den 05.12.18 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Pleasure and Danger – Lesbian Sex Wars auf Deutsch? Diskussionen über lesbisch_queere Sexualität und Butch/Femme in den 80er und 90er Jahren in Wien und Westberlin

Lisa Weinberg, Geschichtswissenschaftlerin_, Schwerpunkte: Frauen- und Geschlechtergeschichte, Geschichte von LGBTIQ-Bewegungen, Queer History & Sexualitätsgeschichte, Berlin

Hier das Abstract zum Vortrag:

Im Fokus meines Vortrages stehen Diskussionen über lesbisch_queere Sexualität inner­halb lesbischer und feministischer Kontexte der 1980er und 1990er Jahre. Es wird der Frage nachgegangen, ob und inwiefern sich in FrauenLesbenbewegungen in Westberlin und Wien ähnliche Debatten über Sexualität erkennen lassen wie in den US-amerikani­schen Sex Wars. Besonders interessiert mich dabei die Thematisierung von Geschlechts­inszenierungen und lesbisch_queeren Identitätskonzeptionen. Dem­entsprechend frage ich danach, wie Butch/Femme-Kulturen in deutschsprachigen Sze­nen gelebt, aufgenommen und im Rahmen der Auseinandersetzungen um Penetration, Pornografie, BDSM und Sex­spielzeug diskutiert wurden. Es soll gezeigt werden, dass auch in westdeutschen/österrei­chischen Kontexten diese Diskussionen zu Konflikten führten, die eine Herausbildung von sexpositivem Feminismus auf der einen und einer radikalfeministischen Anti-Pornografie-Strömung auf der anderen Seite mit sich brach­ten, wobei die Problematisierung sexueller Praktiken als ein zentrales Bindeglied der Debatten fungierte.

Im Vortrag werde ich Teile der Quellenarbeit und -interpretation präsentieren, die im An­schluss mit den Zuhörenden diskutiert werden sollen. Als Quellengrundlage dienen Auszü­ge aus der Berliner Lesbenzeitschrift UKZ (Unsere kleine Zeitung), dem österrei­chischen Lesbenrundbrief und der Wiener Frauenzeitschrift AUF.

 

Votragseinladung 28-11-2018: Antifeminismus vor Gericht – Über die Macht psychologischer Sachverständiger in Sexualstrafprozessen

Mittwoch, den 21.11.18 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Antifeminismus vor Gericht – Über die Macht psychologischer Sachverständiger in Sexualstrafprozessen

Clara Kern*, Diplom-Psychologin, lebt zerstreut zwischen Wien und manch anderen Orten, interessiert sich insbesondere für (Un-)Rechtsfragen

Anne Roth, Diplom-Psychologin, begleitet und unterstützt Betroffene sexualisierter Gewalt bei LARA, Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Frauen* in Berlin

Hier das Abstract zum Vortrag:

Innerhalb des Staats- und Justizsystems werden für bestimmte Fälle psychologische Sachverständige zu Stellungnahmen aufgefordert, die einen maßgeblichen Einfluss auf das Urteil haben. Dabei geht es u.a. um die Einschätzung, inwieweit eine Person „glaub­würdig“ ist – sei es in Entschädigungs- und Strafverfahren nach Gewalttaten, bei der Über­prüfung der „Legitimität“ des asylrechtlichen Aufenthalts oder der Feststellung der „Arbeits(un)fähigkeit“. Die Gutachter_innen wenden dabei „objektive“, „wissen­schaftliche“ Methoden an, um die „Lügner_innen“ von den „Wahrheitstreuen“ zu unter­scheiden. Diese (Vor-)Verurteilungen werden stark durch populäre false-memory-Modelle und moralische Wertvorstellungen der Gutachter_innen beeinflusst, was für die begutachteten Personen massive negative Folgen haben kann – z.B. wenn eine „wissenschaftlich fundierte“ Begut­achtung ergibt, Betroffene sexueller Gewalt hätten sich das Erlebte nur eingebildet.

In dem Beitrag möchten wir versuchen, die vermeintliche Objektivität der psychologi­schen Begutachtung zu hinterfragen, die gängigen Praxen kritisch aufzeigen und mit den Teilneh­mer_innen über mögliche Widerstandsformen und Alternativen diskutieren.

Unser Wunsch wäre außerdem die Vernetzung mit anderen Psycholog_innen und Jurist_innen, um perspektivisch feministische (Gegen-)Stimmen zur herrschenden Gutach­tenpraxis zu bündeln.

Die Veranstaltung kann ohne besondere Vorkenntnisse besucht werden.

Triggerwarnung: Es werden konkrete Erfahrungen von Betroffenen sexualisierter Gewalt im Justizsystem und bei der Suche nach Unterstützung beschrieben.

 

Vortragseinladung 2018-11-21: Recht auf Trauer?! Klassismuskritische und queere Perspektiven auf Bestattungs- und Trauerpraktiken in Deutschland

Mittwoch, den 21.11.18 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Recht auf Trauer?! Klassismuskritische und queere Perspektiven auf Bestattungs- und Trauerpraktiken in Deutschland

Francis Seeck, Kulturanthropolog_in, Lehrbeauftragte_r und Trainer_in promoviert zu kollektiven Fürsorge/Care Praxen in trans und nicht-binären Räumen, Berlin

Hier das Abstract zu Vortrag:

Vorm Tod sind alle gleich? Im Gegenteil: von der Lebenserwartung über die Frage, wie wir sterben, bis hin zu der Art, wie und wo wir beerdigt werden, herrscht soziale Ausgrenzung.
Ausgehend von einer ethnographischen Studie zu ordnungsbehördlichen Bestattungen in Berlin werde ich in dem Vortrag aufzeigen, auf welche Weisen die Bestattungspraxis in Deutschland von Machtverhältnissen, insbesondere Klassismus, Heteronormativität und Rassismus geprägt ist. Aktuell werden immer mehr arme Menschen, für die keine Zugehörigen die Bestattungspflicht wahrnehmen (können), ohne Grabstein, Namen, Trauerfeiern und Blumenschmuck von Ordnungs- und Gesundheitsämtern anonym bestattet. Oft wurden diese Menschen schon zu Lebzeiten marginalisiert und gesellschaftlich ausgegrenzt.
Durch eine zunehmende Altersarmut, prekäre Beschäftigung und Wohnungsnot sind heutzutage immer mehr Menschen betroffen.
Ich werde in dem Vortrag auch widerständige queere und klassismuskritische Praxen diskutieren, die neue Formen des Bestattens und Sterbens ermöglichen wollen, sowie eine Grundversorgung für alle einfordern – ganz im Sinne von „Rest in protest!“

 

 

Absage für die Lesung und Buchvorstellung am 14-11-2018

Verehrte Freund*innen der AG Queer Studies,
leider müssen wir heute die Absage der Lesung/Buchvorstellung
I’m a queerfeminist cyborg, that’s ok. Gedankensammlung zu Anti/Ableismus
von und mit mika murstein mitteilen.
Wenn das möglich ist, werden wir diese hoffentlich im nächsten Sommersemsester nachholen können.

In der Vorlesungsreihe geht es also weiter am
21.11.2018 mit dem Vortrag
Recht auf Trauer?! Klassismuskritische und queere Perspektiven auf Bestattungs- und Trauerpraktiken in Deutschland
Von Francis Seeck, Kulturanthropolog_in, Lehrbeauftragte_r und Trainer_in promoviert zu kollektiven Fürsorge/Care Praxen in trans und nicht-binären Räumen, Berlin

Vortragseinladung 2018-11-07: Kirsten Achtelik

Mittwoch, den 07.11.18 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079
„Selbstbestimmte Norm. Feminismus, Pränataldiagnostik, Abtreibung“

Kirsten Achtelik ist Diplom-Sozialwissenschaftlerin, freie Journalistin und Autorin in Berlin.

Aus dem Abstract:

Sollen Feministinnen jede Art von Abtreibung verteidigen? Können Entscheidungen überhaupt selbstbestimmt getroffen werden? Welche Art von Wissen entsteht durch pränatale Untersuchungen? Dienen sie der Vorsorge oder sind sie behindertenfeindlich?
Kirsten Achtelik lotet das Spannungsfeld zwischen den emanzipatorischen und systemerhaltenden Potenzialen des feministischen Konzepts „Selbstbestimmung“ in Bezug auf Abtreibung aus. So mischt sie sich in die aktuellen feministischen Debatten um reproduktive Rechte ein, die mit den zunehmenden Aktivitäten und Demonstrationen von „Lebensschützern“ wieder aufgeflammt sind. Zugleich ist es ihr Anliegen, einer neuen Generation von Aktivistinnen und Aktivisten die Gemeinsamkeiten und Konflikte der Frauen- und Behindertenbewegung sowie die inhaltlichen Differenzen zwischen Frauen mit und ohne Behinderung verständlich zu machen. Vor allem aber stellt sich Achtelik der dringend zu klärenden Frage, wie ein nicht selektives und nicht individualisiertes Konzept von Selbstbestimmung gedacht und umgesetzt werden kann.