Mittwoch, den 12.12.18 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079
Sorgende Netze – Care in einvernehmlich-nichtmonogamen Beziehungsnetzwerken
Michel Raab, arbeitet seit vielen Jahren wissenschaftlich und politisch zu unkonventionellen Beziehungsformen, Erfurt
Hier das Abstract zum Vortrag:
Seit den 2000er-Jahren wird die Kritik an Monogamie und Mono-Normativität verstärkt diskutiert. Die aktuell populärste Alternative zu Ehe und Zweisamkeit nennt sich Polyamory und meint die Möglichkeit, mehr als zwei Menschen zur selben Zeit zu lieben. Nun hilft die Aussage „Ich liebe Dich/Euch“ wenig bei der Frage, wer den Abwasch macht, das Bad putzt oder sich anderweitig kümmert. Womöglich trägt der starke Fokus auf Liebe, Sexualität und Eifersucht dazu bei, die Dimension der Sorge/Care aus dem Blick zu verlieren. Die Veranstaltung nimmt daher die gesellschaftliche Bedeutung der Monogamie zum Ausgangspunkt für die Frage, unter welchen Bedingungen konsensuelle Nichtmonogamie einen subversiven Charakter hat, wie sie ein schöneres Leben ermöglichen kann und wann sie schlichtweg eine modernisierte Variante der für den Kapitalismus funktionalen Gestaltung der Geschlechterverhältnisse im sozialen Nahraum ist. Grundlage der Ausführungen ist eine marxistisch und feministisch inspirierte Interviewstudie zur Frage von Care in einvernehmlich-nichtmonogamen Beziehungsnetzwerken.