Vortragseinladung 13.12.2017: Die Psychiatrisierung der Lust. Der Umgang mit lesbischem Begehren in der Psychiatrie der DDR

Mittwoch, den 13.12.17 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Die Psychiatrisierung der Lust. Der Umgang mit lesbischem Begehren in der Psychiatrie der DDR

Maria Bühner, Kulturwissenschaftlerin, promoviert an der Universität Leipzig

Hier das Abstract zum Vortrag:

Die Psychiatrie ist der Geburtsort der modernen Homosexualität. Wie Foucault ausführt, wurde dort der_die Homosexuelle vom reinen Rechtssubjekt zu einer durch ihre_seine Sexualität geprägten Persönlichkeit; eine Prägung, die sich auch in ihrem_seinem gesamten Verhalten und Körper widerspiegle. Wie wirkmächtig waren diese Vorstellungen in der Folge? Was bedeuteten sie für konkrete Praktiken in den Psychiatrien? Basierend auf Krankenblättern der Nervenklinik der Charité gibt der Vortrag Einblicke in den dortigen Umgang mit homosexuellen Begehren von Patient_innen während der 1960er und 1970er Jahre. Die dokumentierten Bewertungen und Praktiken stützten sich auf wissenschaftliche Forschungen, welche ebenso Gegenstand des Vortrags sind. Ein prominentes Beispiel sind die Studien des Endokrinologen Günter Dörner, der Homosexualität als „heilbare Krankheit“ imaginierte. Dörner versuchte ab den 1960er Jahren mit Hilfe von Experimenten an Ratten und Menschen nachzuweisen, dass Homosexualität die Folge einer hormonellen „Fehlprägung“ während der Schwangerschaft und dementsprechend heilbar sei. In den analysierten Krankenakten zeigte sich deutlich ein ebenso pathologisierender Blick auf homosexuelles Begehren. Die Diagnosen reichten von „sexuelle Perversionen und Sexualneurosen“ bis hin zu „Sexopathie“. Die Patient_innenakten dokumentieren diskriminierende Behandlungen wie Befragungen zu intimsten Themen und unnötige gynä- kologische Untersuchungen. Homosexualität wurde als vermeintliche „Verfehlung“ des Frau-Seins verstanden, die es genauestens zu dokumentieren, zu vermessen und zum Teil zu unterbinden galt. Die Psychiatrie fungierte als Ort, an dem lesbisches Begehren als „Krankheit“ begriffen und diszipliniert wurde, wobei die Grenze von „normal“ zu „abnormal“ in Bezug auf Geschlecht und Sexualität verhandelt wurde.

Vortragseinladung 06-12-2017: Buchvorstellung: In guter Gesellschaft? Geschlecht, Schuld und Abwehr in der Berichterstattung über Beate Zschäpe

Mittwoch, den 06.12.17 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Buchvorstellung: In guter Gesellschaft? Geschlecht, Schuld und Abwehr in der Berichterstattung über Beate Zschäpe

Charlie Kaufhold, Autor_in, Berlin

Hier das Abstract zum Vortrag:

Nach über vierjährigem Prozess wird für Herbst 2017 ein Urteil gegen Beate Zschäpe und vier weitere Angeklagte im Münchner Oberlandesgericht erwartet.
Trotz des Prozesses und verschiedener Untersuchungsausschüsse ist der NSU-Komplex noch kaum aufgeklärt. Auch die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den rassistischen Strukturen, in denen der NSU hat agieren können, hat noch kaum begonnen. Dabei spielt auch die Kategorie Geschlecht eine Rolle: Bei der Zeitungsberichterstattung wurde Zschäpe stark vergeschlechtlicht dargestellt – wahlweise als putzige Diddl-Maus mit rosa Haus puschen (Süddeutsche Zeitung) oder als ein Teufel, der sich zu Prozessbeginn schick gemacht hatte (Bild-Zeitung). Anschließend an die Analyse der Berichterstattung wird auch der Frage nachgegangen, wie diese vergeschlechtlichten Darstellungsweisen von Zschäpe historisch und politisch zu erklären sind. Die zentrale These ist: Die Dominanzgesellschaft erhält durch die vergeschlechtlichte Berichterstattung über Zschäpe die Möglichkeit, sich nicht mit eigenen (rassistischen) Strukturen beschäftigen zu müssen. Und das hat historische Vorläufer…

Vortragseinladung 22.11.2017: „Partizipatives Arbeiten in der Gesundheitsversorgung am Beispiel einer Kampagne zur Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten bei Transmännern*, die Sex mit Männern (TMSM*) haben.“

Mittwoch, den 27.11.2017 um 19.15 Uhr

Von-Melle-Park 5, Raum 0079

„Partizipatives Arbeiten in der Gesundheitsversorgung am Beispiel einer Kampagne zur Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten bei Transmännern*, die Sex mit Männern (TMSM*) haben.“

Laurette Rasch, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Studierende für Gesundheits- und Sozialwissenschaften Berufsschullehramt, Univ. Hamburg, Queerdo und
Alexander Hahne, M.A. B.Sc. Medientechnik, langjährige Erfahrung und Fortbildung in Tanz und kreativen Ausdrucksformen

Der Vortrag gibt einen Einblick in die IWWIT Kampagne „Schwul. Trans*. Teil der Szene.“ und die Arbeit an der Entstehung eines solchen Projekts. Ein Schwerpunkt liegt auf der Kooperation von sogenannten Betroffenen und anderen beteiligten Berufsgruppen bei der Erarbeitung von Gesundheits- und Präventionskampagnen. Auch das Thema schwuler* Sex und Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten soll nicht zu kurz kommen.

 

Vortragseinladung 22.11.2017: Lesung & Diskussion: „Wege zum Nein. Emanzipative Sexualitäten und queer-feministische Visionen. Beiträge für eine radikale Debatte nach der Sexualstrafrechtsreform in Deutschland 2016“

Mittwoch, den 22.11.2017 um 19.15 Uhr

Von-Melle-Park 5, Raum 0079

 

„Wege zum Nein. Emanzipative Sexualitäten und queer-feministische Visionen. Beiträge für eine radikale Debatte nach der Sexualstrafrechtsreform in Deutschland 2016“

Sina Holst und Johanna Montanari, Herausgeberinnen

 

Hier das Abstract zum Vortrag:

Wie können wir Räume und Beziehungen gestalten, in denen Neinsagen nicht nur möglich ist, sondern wertgeschätzt wird? Was ändert sich mit der Sexualstrafrechtsreform in Deutschland 2016? Was bedeutet diese Reform aus rassismuskritischer queer-feministischer Perspektive?

Wir stellen das Buchprojekt „Wege zum Nein“ vor, lesen daraus vor und laden euch ein, mit uns zu diskutieren.

„Wege zum Nein“ versammelt aktivistische, juristische und philosophische Perspektiven auf die Reform des Sexualstrafrechts 2016 und führt eine radikale Debatte über sexuelle Gewalt, sexuelle Selbstbestimmung und Emanzipation. Rassismuskritische queer-feministische Perspektiven thematisieren und attackieren den gesellschaftlichen Status Quo und treten in Austausch miteinander. Sie entwerfen Argumente und Visionen, diesen Status Quo zu verändern, sich Handlungsmacht anzueignen und diese zu erweitern.

 

Vortragseinladung 15.11.2017: Lookismus zwischen Theorie und (Alltags-)Praxis – Vortrag und Lesung aus dem aktuellen Buch

Mittwoch, den 15.11.2017 um 19.15 Uhr

Von-Melle-Park 5, Raum 0079

 

Lookismus zwischen Theorie und (Alltags-)Praxis – Vortrag und Lesung aus dem aktuellen Buch

Herausgeber*innen- und Autor*innenkollektiv

Hier das Abstract zum Vortrag:

Seit Jahren werden in queeren, linken und feministischen Diskursen immer wieder sogenannte lookistische Diskriminierungen thematisiert. Der Begriff des Lookismus scheint dabei keinesfalls klar umrissen zu sein, weshalb es sich lohnt danach zu fragen, was unter dem Terminus verstanden und miteinander verhandelt wird. Grob lässt sich Lookismus wie folgt zusammenfassen: Lookismus fragt nach Prozessen der alltaglichen Wahrnehmung und Bewertung von Körpern, wobei es immer wieder um Fragen der Diskriminierung, Ausgrenzung und Ausschließung geht. Offen bleibt die Frage, inwiefern Lookismus mit anderen -ismen einhergeht. Und, wenn dem so ist, ob sich eine klare Abgrenzung und Erweiterung zu bestehenden -ismen überhaupt lohnt. Genügen die bestehenden Analysekategorien aus, um gegenwärtige, körperbezogene, sexistische, misogyne, rassistische, klassistische usw. Diskriminierungen zu erfassen? Oder bedarf es eines stärker körperfokussierten -ismus, um bisher ungeklärte und unbedachte Leerstellen zu betrachten?

Der Beitrag ist so aufgebaut, dass er sich nach einer gemeinsamen, theoretischen Beschäftigung mit dem Begriff zunächst einer kritischen Betrachtung von Empowermentstrategien widmet, um abschließend in der Diskussion ein Fazit zu ziehen – im Sinne eines gemeinsamen An-, Weiter- und Umdenkens.

 

Vortragseinladung 08-11-2017: Hate Speech – Harassment – Antifeminismus

Mittwoch, den 08.11.17 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Hate Speech – Harassment – Antifeminismus: Digitale Öffentlichkeiten als Labor eines neuen Kulturkampfes

Dr. Kathrin Ganz, Forschungsgruppe Arbeit–Gender–Technik, TU Hamburg

Hier das Abstract zum Vortrag:

Rechte Ideologien werden aktuell auf neue Weise als ein Identifikationsangebot für Menschen artikuliert, die ihre Opposition zum Gegebenen zum Ausdruck bringen wollen. Neben Rassismus, Islamfeindlichkeit, Antisemitismus, Antiglobalismus u.a. sind Antifeminismus und der sogenannte Antigenderismus wichtige Elemente dieses politischen Projektes. Feminismus und Gender werden dabei als Projekte einer herrschenden Elite adressiert.

Digitale Öffentlichkeiten spielen bei der Formation dieses rechten Diskurses eine wichtige Rolle. Auf geradezu paranoide Art werden dort Feindbilder gepflegt und angegriffen. Antifeminismus äußert sich folglich nicht nur in Form von Argumenten gegen Quote und Binnen-I, sondern auch in sogenannter hate speech und organisiertem online harassment. Die „Verrohung“ von Online-Kommunikation wird in jüngster Zeit vermehrt öffentlich diskutiert, mit dem Ergebnis, dass „Hass im Netz“ zuletzt auch zum Gegenstand netzpolitischer Regulierung geworden ist.

Der Vortrag nimmt den Antifeminismus in digitalen Öffentlichkeiten zum Ausgangspunkt, um eine Reihe von Themen zu diskutieren: die Dynamiken digitaler Kommunikation, die u.a. Antifeminismus derzeit befeuern, die politische Bedeutung von Antifeminismus im Internet und die Frage, wie (netz-)politische Strategien gegen Antifeminismus und Hass im Netz zu bewerten sind.

Vortragseinladung 01-11-17: Lesung: „Wir waren doch mal Feministinnen“

Mittwoch, 01.11.2017, 19:15 Uhr,
Abweichend im Pferdestall, Allende-Platz 1, Raum 250

Andi Zeisler, Gründerin und Herausgeberin des Bitch Magazine

Die Lesung findet in englischer Sprache statt.
The event will be held in English.

Kurzankündigung zum Vortrag:

Feminismus ist hip. Beyoncé und Emma Watson bekennen sich zum »F-Wort«, Taylor Swift sowieso. Eine ganze Marketingindustrie schreibt sich »Empowerment« auf die Fahnen, um damit so gut wie jedes Produkt, von Unterwäsche bis Frühstücksflocken, an die Frau zu bringen. Was als politische Bewegung für soziale Gerechtigkeit begonnen hat, scheint heute kaum noch mehr als ein Shoppingtipp in einem großen, bunten Markt zu sein, der uns Lösungen für Probleme und Problemzonen verkauft, die erst das System zu solchen macht. Der Feminismus als Marke setzt individuelle Selbstverwirklichung über kollektive Solidarität.
Andi Zeisler, Gründerin und Herausgeberin des Bitch Magazine, nimmt in „Wir waren doch mal Feministinnen“ (Rotpunktverlag, 2017) eine schillernde Reihe von Beispielen aus Popkultur, Medien und Werbung unter die Lupe und zeigt, wie der Feminismus vereinnahmt und verwässert wurde.
Unerschrocken und mit beißendem Witz erzählt dieses Buch, wie wir es dazu haben kommen lassen, und es erinnert uns daran, dass mit Feminismus eigentlich einmal etwas anderes gemeint war.

 

Semesterstart mit Kooperationsveranstaltung

Dieses Wintersemester beginnen wir mit einer Kooperationsveranstaltung aus der Ringvorlesung „Inclusive Religions?! Beiträge zur Dekonstruktion von Dis/Abled Bodies in religiösen Kontexten“ des Zentrums für Disability Studies und Teilhabeforschung.
Dementsprechend bitten wir, den anderen Ort und die andere Zeit für diesen Vortrag zu berücksichtigen:
Mittwoch, 25.10.2017 – 16.00 bis 18.00 Uhr
Edmund-Siemers-Allee 1, 20146 Hamburg, Raum 221 Ostflügel

Zu Gast ist:
Katharina Payk, Mag.a ev. Theologin und Pädagogin aus Wien. Sie ist leitende Redakteurin von an.schläge, Das feministische Magazin
Der Titel des Vortrags lautet:
Dis_ability: Dekonstruktion und Selbstermächtigung, Gender_queere und postsäkulare Perspektiven

Die Veranstaltung wird von Schriftdolmetscher*innen übersetzt

Hier noch die Kurzbeschreibung:
„Dem Konzept Queer wohnt inne, dass naturalisierte und ewig geglaubte Kategorien destrukturalisiert werden. Hingegen wird Religion gemeinhin nicht gerade als Möglichkeit zur Dekonstruktion angesehen. Religiöse Normen wirken – oft unbewusst – auf unsere Konzepte von Körper, Dis_ability, Geschlecht und Begehren ein. Aber Religiosität kann auch offensiv genutzt werden, um Ressourcen für Selbstermächtigungsstrategien in Bezug auf gender, desire und dis_ability freizumachen. Im Vortrag werden sowohl wissenschaftliche wie aktivistische Konzepte und Strategien berücksichtigt.“

In unserer Reihe geht es nächsten Mittwoch los, allerdings auch an einem anderen Vortragsort. Die Details dazu sowie Aktualisierungen und das Abstractheft zu unserem Programm im Wintersemester sind jetzt online.

Dania Alasti: Der Wille zum Nein

Dania Alasti MA. ist Autorin und studierte Philosophie in Hamburg und Berlin. Juni 2017 referierte sie daüber Wie die deutsche Rechtsprechung Betroffenen sexueller Gewalt einen selbstbestimmten Subjektstatus verweigert hat. Aus dem Abstract:

Die Auslegung des Sexualstrafrechts vor der Reform im Juli 2016 hatte den Betroffenen sexueller Gewalt den Status des bürgerlichen Subjektes verweigert. Der Schutz der sexuellen Selbstbestimmung wurde an der physischen Widerstandsfähigkeit bemessen, nicht an der Äußerung des Willens. Nicht nur war die Verfügung über Eigentum besser geschützt als die Verfügung über den eigenen Körper. Die Praxis der Rechtsprechung hat auch zu widersprüchlichen Auslegungen des Gewaltbegriffs bei Sitzblockaden und bei sexueller Gewalt geführt.

In meinem Vortrag werde ich die Problematik des Strafrechts vor der Reform darlegen, um zu zeigen, dass dem Strafrecht sowie seiner Apologie Vergewaltigungsmythen zugrunde lagen. Dabei verstehe ich die Forschung zu Vergewaltigungsmythenakzeptanz der Sozialwissenschaften als eine Art von Ideologiekritik im Sinne der Kritischen Theorie, die Widersprüche als Ausdruck von Herrschaftsverhältnissen versteht. Doppelstandards bei der Auslegung des Gewaltbegriffs bei Sitzblockaden und bei sexueller Gewalt interpretiere ich insofern als Ausdruck patriarchaler Ideologien. Dass seit der Reform der verbale Ausdruck des entgegenstehenden Willens hinreichend sein soll, um die sexuelle Selbstbestimmung zu schützen, ist die Verwirklichung des Versprechens an das bürgerliche Subjekt, autonom über sich und die eigenen Angelegenheiten entscheiden zu können. Diese Selbstbestimmung werde ich ebenfalls hinterfragen als etwas, das nicht unabhängig von gesellschaftlichen Verhältnissen gedacht werden kann.

Wir danken den Kolleg*innen von Tide herzlich für die Zusammenarbeit!

Vortragseinladung 05.07.2017: Migrationsbedingt behindert? Rassismusforschung trifft Disability Studies

Mittwoch, 05.07.2017, 19.15 Uhr,

Von-Melle-Park 5, Raum 0079

 

Dr. Donja Amirpur, Institut für Kindheit, Jugend, Familie und Erwachsene an der TH Köln

Migrationsbedingt behindert? Rassismusforschung trifft Disability Studies

Kurzankündigung zum Vortrag:

Im Mittelpunkt des Vortrages stehen Familienbiographien an der Schnittstelle von Migration und Behinderung. Dafür nutzt Donja Amirpur Ergebnisse und Interviewausschnitte aus ihrer Studie „Migrationsbedingt behindert?“. Eine Analyse der von den Eltern und ihren Kindern erfahrenen Ausgrenzungen zeigt die Verwobenheit rassistischer und ableistischer Machtverhältnisse und weist auf eine Spezifik an ihrer Schnittstelle hin.

Dies ist eine Kooperationsveranstaltung mit dem ZeDis (Zentrum für Disability Studies). Wir möchten euch aber darüber informieren, dass es dieses mal leider keine Schriftmittlung geben wird, was bei den Kooperationsveranstaltungen sonst üblich ist.