Schlagwort: diskurs

  • Frohes Neues – Vortragseinladung für den 05.01.2011

    Fällt leider aus!

    Maren Möhring
    Zum ‚Italiener‘ gehen. Die italienische Gastronomie in der Bundesrepublik
    Mittwoch, 05.01.2011, 19ct, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

    Vom „Freiburg Institute for Advanced Studies“ kommt die Körper- und Konsumhistorikerin PD.Dr. Maren Möhring, für aufmerksame Leser*Innen dieses Blogs keine Unbekannte, doch dieses mal zu einem vollkommen neuen Thema:

    Seit den 1960er Jahren ist die Zahl ausländischer Gastronomiebetriebe in der Bundesrepublik stark angewachsen. Diese Gaststätten (Restaurants, Imbisse und Eisdielen) lassen sich als transnationale und transkulturelle Orte der Essensproduktion und -konsumtion verstehen. So wie Unternehmensgründungen und damit die ökonomische Selbständigkeit von MigrantInnen in der deutschsprachigen Migrationsforschung noch nicht die ihnen gebührende Aufmerksamkeit erfahren haben, so ist in der Konsumforschung die Internationalisierung der Ernährungsgewohnheiten in der BRD bisher nicht hinreichend untersucht worden. Mein Vortrag verknüpft migrations- und konsumhistorische Ansätze, um die Rolle ausländischer Gastronomiebetriebe für die Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte der Bundesrepublik zu bestimmen. Dabei fungiert das ausländische Restaurant als Linse, um den alltäglichen und sich wandelnden Umgang mit kultureller Differenz in der bundesdeutschen Gesellschaft zu analysieren. Über Nationalität und Ethnizität lässt sich jedoch kaum sprechen, ohne die Kategorie Geschlecht einzubeziehen, so dass neben der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung in den Betrieben und differenten Ernährungsstilen auch auf das Geflecht aus ethnischen und Geschlechter-Stereotypen einzugehen sein wird.

  • Vortragseinladung 15.12.2010: Über die Erfindung des Gleichheits- und des Differenzfeminismus

    Cornelia Möser
    C’è ma non si vede. Über die Erfindung des Gleichheits- und des Differenzfeminismus : Eine Dekonstruktion
    Mittwoch, 15.12.2010, 19ct, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

    Mittwoch widmen wir uns der Dekonstruktion einer beliebten Erzählung feministischer Bewegungsgeschichte. Dafür haben wir Cornelia Möser eingeladen, Promoventin an der Humboldt-Universität zu Berlin in Gender Studies (GK Geschlecht als Wissenskategorie) und an der Université Paris 8 in Politikwissenschaften. Sie ist aktiv im feminist
    saloon
    Berlin, ihre Kompetenz beschränkt sich also nicht auf Theorie.

    Differenz- und Gleichheitsfeminismus sind zentrale Kategorien für das Erzählen der Geschichte feministischen Denkens. Durch eine historisierende Dekonstruktion, welche einer Reihe ausgewählter theoretischer Wanderungsprozesse nachgeht, soll die Entstehung dieses Antagonismus zunächst nachgezeichnet und schließlich kritisiert werden. Dabei werden vor allem die produktiven Aspekte von theoretischen Wanderungen und kulturellen Übersetzungsprozessen eine Rolle spielen. Maßgeblich im Dreieck Frankreich, USA und Deutschland haben sich im Zuge mehrerer zum Teil überkreuzter Rezeptionsprozesse Narrative über feministische Theorie entwickelt, welche die tatsächlichen Antagonismen, Konflikt- und Spannungslinien nicht zu erzählen helfen, sondern statt dessen vielmehr verschleiern. Vor allem die Schriften von Simone de Beauvoir, Luce Irigaray, Monique Wittig, aber auch Judith Butler spielen für diese theoretischen Wanderungs- und Rezeptionsprozesse eine zentrale Rolle. Kontrastiert werden sollen diese Analysen mit der Frage nach der Bedeutung globalisierter Wissensproduktion für mindestens ehemals emanzipatorische Theorie- und Kritikgebäude. Welches sind die heute wirkmächtigen Kriterien, denen sich eine institutionalisierte queerfeministische Forschung unterwerfen muss? Welches könnten alternative Formen emanzipatorischer und kritischer Wissensproduktion sein? Welche Rolle spielt Übersetzung darin?

  • Vortragseinladung: 13.12.2010: Cripping Neoliberalism

    Katerina Kolarova
    Cripping Neoliberalism: Challenges of the Neoliberal Governance of Disability (Vortragssprache ist Deutsch)
    Montag, 13.12.2010, 16:30, Edmund-Siemers-Allee 1 (Hauptgebäude, Flügelbau West) 221

    Unsere PartnerInitiative ZeDiS bietet Montag in ihrer sonst schon empfehlenswerten Ringvorlesung ein Highlight: Katerina Kolarova aus Prag, welche auch schon zu anderem Thema bei uns eingeladen war, referiert über Neoliberal Governance of Disability.

  • Vortragseinladung 08.12.2010: Polyamory

    Gesa Mayer, Robin Bauer
    MonoPoly : Monogamie-Norm und Polyamory auf dem Spielfeld der Besitzansprüche, Treue und des Bekanntgehens
    Mittwoch, 08.12.2010, 19ct, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

    Gesa Mayer ist Lehrbeauftragte am Department Sozial-wissenschaften, Robin Bauer lehrt Gender & Queer Studies, beide an der Universität Hamburg. Sie präsentieren uns mittwoch folgenden Vortrag:

    „Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende …“ Das selbstverständlich zu zweit und in aller Regel auch heterosexuell. Das Lebenskonzept der monogamen Zweierbeziehung ist weit verbreitet und wird nur selten infrage gestellt, obwohl man angesichts der hohen Zahl von sogenannten Seitensprüngen in angeblich monogamen Beziehungen von einer Doppelmoral sprechen muss. Doch nicht nur Heterosexuelle sehen in dieser Art des Zusammenlebens oftmals den einzig „richtigen“ Weg, glücklich zu werden. Auch viele lesbischwule Menschen reproduzieren die scheinbar selbstverständliche Idee der romantischen Zweierbeziehung, wie beispielsweise die Verlagerung des Schwerpunkts schwul-lesbischer Politik auf die Forderung der „Homo-Ehe“ in den 1990er Jahren verdeutlicht. Zwar ist die sogenannte offene Beziehung in Teilen der schwulen Subkultur eher die Norm als sexuelle Exklusivität, diese stellt jedoch die Vorstellung, es gebe den einen richtigen Partner, kaum infrage. Auf der Grundlage ihrer empirischen Forschung stellen Gesa Mayer und Robin Bauer in ihren Vorträgen der Norm der Monogamie in unserer Gesellschaft die Vielfalt tatsächlich gelebter Beziehungsformen entgegen. Sie zeigen, wie sich die Monogamie-Norm historisch entwickelt hat und bis heute auch im Leben von Polyamoristen gleichzeitig wirkungsmächtig bleibt und hintergangen wird. So zeichnen sie ein realistischeres Bild der Möglichkeiten und Grenzen alternativer Beziehungskonzepte jenseits der Logik von egoistischem Verhalten und „heimlichen Affären“.

  • Vortragseinladung 01.12.2010: Doing Difference unter Linux

    Silke Meyer
    Doing Difference unter Linux
    Mittwoch, 01.12.2010, 19ct, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

    Im Sinne „‚queerer‘ ‚Ökonomiekritik’“ stets auf der Suche nach Möglichkeiten, kapitalistische Verhältnisse zu dezentrieren, scheinen die Ideen s.g. Free/Libre/OpenSource-Software Verfahren eines anderen Wirtschaften zu eröffnen. Wird noch andernorts über die Chancen reflektiert, haben wir uns Silke Meyer, Verfechterin und Kritkerin „freier“ Software aus Berlin eingeladen, die Bereiche aufzudecken, in denen dieses Wirtschaften leider gar kein so anderes ist.

    Die Referentin zu ihrem Vortrag

    Dem „freien“ Betriebssystem Linux wird oft ein fast subversiver Charakter zugeschrieben: Die alternative Software soll emanzipativen Ansprüchen gerecht werden, Computernutzer_innen von ökonomischen und rechtlichen Zwängen befreien. Die Philosophie hinter Linux sieht Computerprogramme als öffentliche Güter an, die gemeinwohlorientiert und von allen Interessierten gemeinsam entwickelt werden sollen. Kritische Stimmen zeigen jedoch, wo der Anspruch im Widerspruch zur Praxis steht, in der Linux entwickelt und vermittelt wird. Mich interessiert die konkrete Praxis, in der Linux entwickelt und vermittelt wird und die Frage nach Distinktions- und Ausschlussprozessen in dieser Praxis. Im Vortrag stelle ich Ergebnisse meiner teilnehmenden Beobachtung in Linux User Groups vor, die innerhalb der Community zentrale Plattformen für den angestrebten offenen Wissenstransfer sind. Dabei wird deutlich: Weder die Technologien selbst noch der Umgang mit ihnen liegt jenseits von Geschlechtergrenzen – Geschlecht ist aber auch bei weitem nicht das einzige K.O.-Kriterium für Neulinge…

  • Vortragseinladung 17.11.2010: Transsexualität aus der rechtlichen Perspektive

    Deborah Reinert
    Transsexualität aus der rechtlichen Perspektive
    Mittwoch, 17.11.2010, 19ct, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

    Viele verbinden „Queer“ intuitiv mit Transsexualität; gleichwohl wir keine Deutungshoheit beanspruchen können oder wollen, handelt es sich um ein Thematik – und eine damit verbundene politische Auseinandersetzung -, die uns am Herzen liegt. Von daher freuen wir uns auf den Vortrag von Deborah Reinert, die uns als Rechtsanwältin und Gründungsmitglied des Instituts zur Förderung der geschlechtlichen Vielfalt in Köln uns etwas über die rechtliche Perspektive vortragen wird

    Die Referierende zu ihrem Vortrag

    Transsexualität ist zuallererst eine Selbstdiagnose. Wenn sich die Betroffenen sich mit ihrer Situation auseinandergesetzt und für einen entsprechenden Weg entschieden haben, werden sie in der Regel mit einer Fülle von psychologischen, sozialen, ökonomischen und vor allem medizinischen und juristischen Fragen konfrontiert, auf die sie eine ganz persönliche Antwort finden müssen. Mein Vortrag behandelt die in diesem Zusammenhang bedeutsamen juristischen Gesichtspunkte und beschränkt sich hierbei im Wesentlichen auf das Transsexuellengesetz (TSG), das alle grundlegenden juristischen Regelungen enthält. Eingegangen wird darauf, was im TSG geregelt wird, und wie die Betroffenen die derzeitigen Regelungsinhalte sehen. Kritisch betrachtet wird ferner die Verzahnung des medizinischen mit dem juristischen Verfahrens und es wird aufgezeigt, wo die Grenzen des TSG liegen. Unter Einbeziehung der jüngsten Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts wird die Frage diskutiert, ob das TSG noch den aktuellen verfassungsrechtlichen Anforderungen genügt und wie eine Reform aussehen könnte.

  • Vortrag entfällt: Gender-Rollen und (Homo-)Sexualität japanischen Comics

    Der für den 3. November 2010 geplante Vortrag von Jan Worath muss leider kurzfristig entfallen!

    Aus Berlin kommt Jan Worath, um uns einen Einblick in Genderrollen japanischer Comics jenseits der dazu sonst üblichen Allgemeinplätze zu geben.

    Abstract

    Japanische Mangas (Comics) und Animes (Animationsfilme) haben den europäischen Comic-Markt erobert. Dass selbst Comics, die sich an Kinder richten, oft sexualisiert sind und sexistische Darstellungen von Frauen und Mädchen vorzuherrschen scheinen, konnte ihrem Siegeszug keinen Abbruch tun: Kaum ein Comic-Laden, der nicht einen Großteil seines Umsatzes mit Mangas bestreitet und diesen mittlerweile sein Überleben verdankt; keine Bahnhofsbuchhandlung, die nicht regalweise schwule Liebesgeschichten an junge Mädchen verkauft. Animes, die im Kinderfernsehen laufen, müssen nicht nur wegen der Gewaltdarstellungen oft stark geschnitten werden, um eine Jugendfreigabe in Deutschland zu erhalten. Den deutschen ZensorInnen fällt, wie bei dem Action-Anime Naruto, auch schon mal ein Kuss zwischen zwei Jungen zum Opfer. Diese widersprüchlichen Signale zeigen, dass eine genauere Betrachtung der japanischen Kulturindustrie notwendig ist, wenn wir uns nicht mit dem oft herangezogenen Allgemeinplatz von den eben etwas „verrückten Japanern“ zufriedengeben wollen, deren kulturelle Eigenartigkeit als Erklärung schon ausreichend sei.

  • Vortragseinladung 14.7.: NeuroGenders

    Prof. Dr. Sigrid Schmitz
    NeuroGenders : Über Geschlechterdeterminismen und
    Geschlechterkonstruktionen in der modernen Hirnforschung
    Mittwoch, 14. Juli 2010, 19ct, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

    Das Semester beenden wir mit einem weiteren Highlight. Denn Wissenschaftskritik ist uns ein Anliegen und als gelernte Biologin und derzeit Professorin für Genderstudies in Wien ist Siegrid Schmitz durchaus bedeutend für das nach wie vor modische Thema der kognitiven Neurowissenschaft.

    Die Vortragende zu ihrem Vortrag

    Die Erforschung von Geschlechterunterschieden im Gehirn steht heute (wieder) im Mittelpunkt der Rückführung von Verhalten, Leistungen und des Denkens von Männern und Frauen auf biologische Ursachen. Ich möchte Theorien, Forschungspraxen, widersprüchliche Befunde, ihre Präsentation und Verwendung in der Diskussion um die „erneute“ Naturalisierung von Gehirn und Geschlecht aufzeigen. Die modernen Bild gebenden Verfahren der Hirnforschung versprechen den Blick ins lebende und arbeitende Gehirn. Ich möchte der Wirkmacht dieser digitalen Körperbilder nachspüren und transparent machen, welche Entscheidungen und Einschreibungen von Geschlechtervorstellungen auch in diesen angeblich so objektiven Verfahren zu finden sind. Wissenschaft findet immer im gesellschaftlichen Kontext statt. So gilt es, mit dem Instrumentarium der Genderforschung die naturwissenschaftliche Argumentationslogik zu durchleuchten. Dieser Beitrag soll Ansatzpunkte für eine kritische Umgangsweise mit „wissenschaftlichen“ Aussagen über das geschlechtliche Gehirn liefern.

    Siegrid Schmitz hat bereits in der Zeit veröffentlicht. Mehr zum Thema der biologisch fundierten Wissenschaftskritik finden sich auf dieser Seite von Kerstin Palm und Heinz Jürgen Voss.

  • Einladung: Anti-WM Abend

    AG Queer Studies
    Bunter Anti-WM Abend
    Mittwoch, 07. Juli 2010, 19ct, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

    Da unsere Referentin WM-bedingt ausfällt, machen wir aus der Not eine Tugend und zeigen zwei unterhaltsame Kurzfilme mit WM-Bezug, die uns und euch nach dem Ankommen dabei helfen sollen, das zu erwartende Straßenbild an diesem Abend angemessen zu verarbeiten. Anschließend schlagen wir die Brücke zur Debatte um Homonationalismus. Anlässlich Judith Butlers Verweigerung des Zivilcouragepreises auf dem diesjährigen Berliner CSD wird zurzeit sogar in der Tagespresse über homonationale Kompliz_innenschaft mit Rassismus und Krieg sowie die Ausrichtung Lesbisch-Schwuler-Lobbypolitik ganz grundsätzlich diskutiert. Wir geben einen kleinen Einblick in die Debatte und freuen uns, wenn ihr Lust habt, mit uns zu diskutieren und den Abend zu verbringen.

    Anläßlich dieses Themas hat die AG Queer Studies ein ausführlicheres Statment zur Lage der Nation verfaßt.

  • WM Statement

    Zur Lage der Nation: oder warum die AG Queer Studies der Absage eines Vortrags wegen eines Fußballspiels wenig abgewinnen kann

    Dieses Jahr ist wieder Fußball-WM. Genauer: Ablebodied-Erwachsenen-Männer-Fußball-WM und Deutschland befindet sich – wenigstens während der Spiele der deutschen Nationalelf – in einem Ausnahmezustand. Dieser betrifft auch die Universität: Es finden in der Staatsbibliothek, im Audimax und im Pferdestall-Hinterhof Fußballübertragungen statt. Die Spiele der deutschen Nationalelf gelten in Seminaren automatisch als Entschuldigungsgrund, bei denen sonst peinlich genau auf die Anwesenheit geachtet wird. Leider hat dieser Ausnahmezustand nun auch unsere Ringvorlesung erreicht. Da nächsten Mittwoch (7.7.2010) „Deutschland“ im Halbfinale steht, muss der Vortrag leider entfallen, da die Referentin lieber das Fußballspiel ansehen möchte. Aus diesem Grund sehen wir uns gezwungen, zu den Ereignissen während der Männer-Fußball-WM einmal grundsätzlich Stellung zu beziehen.

    Gemeinsam Fußballschauen kann nett sein – was sich aber derzeit abspielt, ist leider viel mehr als das. Denn „wir“ (gemeint sind wohl alle „Deutschen“, denn die Aussagen kommen nicht von den Fußballspielern) spielen bei der WM mit, und das wichtigste ist, dass „wir“ hierbei auch gewinnen, gegen den alten Erzrivalen England, aber auch gegen Ghana mit „Ballack-Treter“ Boateng. Nun ist diese nationale Aufteilung bedauerlicherweise schon im Format der WM angelegt. In Deutschland ist seit 2006 aber die Auffassung verbreitet, dass wir uns ja bisher viel zu stark zurückgehalten hätten. Wenn wir aber nun eifrig mit Deutschlandfähnchen wedeln, Autokorsos veranstalten und uns auch ansonsten nationalistisch gebärden, würden wir nur einen „gesunden“ Patriotismus ausleben. Was „gesund“ an Patriotismus sein soll, bleibt hier vollkommen im Unklaren. Unserer Meinung schließt dieser immer andere Leute aus und macht eine Frontstellung zu anderen Ländern auf. Die Rechtfertigung beschränkt sich meist darauf, dass dies bei anderen Ländern ja genauso sei (über den Wahrheitsgehalt dieser Aussage wollen wir uns mal nicht auslassen, aber das macht Patriotismus leider auch nicht besser). Mal ganz abgesehen von den Leuten, die diese WM eine gute Gelegenheit finden, mal ganz unverblümt ihre nationalistische und nazistische Einstellung heraushängen zu lassen und die erste Strophe des Deutschlandliedes absingen, „Sieg Heil“ brüllen oder aber gegnerische Fahnen abfackeln. Mal ganz abgesehen von „unvermeidlichen“ Sprüchen wie „Ihr seid alle homosexuell!“, die die latent homophobe Einstellung vieler Deutschland-Fans illustriert, auch wurde die Variante „Ihr seid alle behindert“ gehört. (alle Fälle mussten wir in den letzten Wochen persönlich beobachten).

    Es geht bei der ganzen Veranstaltung also weniger um schönen Fußball, sondern um ein kollektives Zusammengehörigkeitsgefühl, dass zu allem Übel auch noch an nationalen Grenzen festgemacht wird. Dies schließt selbstverständlich nicht aus, dass sich die Leute nicht auch über bestimmte Spielzüge freuen können. Leider wird dies aber mit einer Feierkultur verbunden, die alle Personen in die Verzweiflung treibt, die trotz medialen Trommelfeuers noch nicht zu Fußballfans mutiert sind oder aber diesem nationalistischen Feiergetaumel nicht viel abgewinnen können. Es muss möglich sein, in dieser Situation auch etwas Anderes tun zu können als Fußball zu gucken und zwangsweise mitmachen zu müssen. Mehr noch: Wir hätten unseren Spaß gehabt mit einem interessanten Vortrag in unserer Vorlesungsreihe. Keiner der AG-Mitglieder kann sich erinnern, dass bisher andere als dringende persönliche Gründe (Krankheit usw.) bei Vortragsabsagen eine Rolle gespielt haben und wir sind einigermaßen erschüttert, dass nun ausgerechnet die Fußball-WM einer ist.

    In unser Entsetzen mischt sich aber die Hoffnung, dass dieser Wahnsinn  bald vorbei ist. Um trotzdem einen schönen Abend zu haben, planen wir ein kleines Alternativprogramm für alle, die Interesse an etwas Anderem als Fußballgucken haben.