Vortragseinladung 2018-11-21: Recht auf Trauer?! Klassismuskritische und queere Perspektiven auf Bestattungs- und Trauerpraktiken in Deutschland

Mittwoch, den 21.11.18 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Recht auf Trauer?! Klassismuskritische und queere Perspektiven auf Bestattungs- und Trauerpraktiken in Deutschland

Francis Seeck, Kulturanthropolog_in, Lehrbeauftragte_r und Trainer_in promoviert zu kollektiven Fürsorge/Care Praxen in trans und nicht-binären Räumen, Berlin

Hier das Abstract zu Vortrag:

Vorm Tod sind alle gleich? Im Gegenteil: von der Lebenserwartung über die Frage, wie wir sterben, bis hin zu der Art, wie und wo wir beerdigt werden, herrscht soziale Ausgrenzung.
Ausgehend von einer ethnographischen Studie zu ordnungsbehördlichen Bestattungen in Berlin werde ich in dem Vortrag aufzeigen, auf welche Weisen die Bestattungspraxis in Deutschland von Machtverhältnissen, insbesondere Klassismus, Heteronormativität und Rassismus geprägt ist. Aktuell werden immer mehr arme Menschen, für die keine Zugehörigen die Bestattungspflicht wahrnehmen (können), ohne Grabstein, Namen, Trauerfeiern und Blumenschmuck von Ordnungs- und Gesundheitsämtern anonym bestattet. Oft wurden diese Menschen schon zu Lebzeiten marginalisiert und gesellschaftlich ausgegrenzt.
Durch eine zunehmende Altersarmut, prekäre Beschäftigung und Wohnungsnot sind heutzutage immer mehr Menschen betroffen.
Ich werde in dem Vortrag auch widerständige queere und klassismuskritische Praxen diskutieren, die neue Formen des Bestattens und Sterbens ermöglichen wollen, sowie eine Grundversorgung für alle einfordern – ganz im Sinne von „Rest in protest!“