Archiv der Kategorie: Vortragsreihe

Vortragseinladung 24-04-19: Kristallisierte Körperpolitik: Hochschulräume und Geschlechterkritik

Mittwoch, den 24.04.2019 um 19:15 Uhr
WiWi-Bunker, Von-Melle-Park 5, Raum 0079, Uni Hamburg

Susanne Kersten, Sozialpädagogin, Promovendin der Humanwissenschaften, Universität Kassel

Felix Krämer, Historisches Seminar, Universität Erfurt

Hier das Abstract zum Vortrag:

„In welcher Hochschullandschaft entsteht, agiert und bewegt sich queer-feministische Geschlechterkritik? In ihrem Beitrag werden die Referent_innen das Problem zunächst an die Geschichte der Vortragsreihe „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ koppeln und an Diskussionen, die seit den 1990er Jahren hier immer wieder entstanden. Dabei werden sie Überlegungen entfalten, wie sich verschiedene Perspektiven aus dem Umfeld des cultural turn zu Wissensräumen, Sexualitäts- und Klassenpolitiken verhalten, um zu der Frage zu gelangen, wie sich Diskriminierung in eine hegemonietheoretische Dekonstruktion einlesen lässt. Letzteres kann einen Beitrag dazu leisten, gegenwärtige politische Verschiebungen als identitätspolitische Kämpfe erkennbar zu machen. Raumkörperpolitiken – so die im Vortrag entworfene Perspektive – sind immer auch als historisch verfasste und daher gleichzeitig fragile Figurationen zu begreifen. Entsprechend hilft eine an Raumkonzepten, wie sie Foucault oder Deleuze/Guattari entwerfen, orientierte Blickrichtung, die Frage nach Bewegung und Emanzipation anders zu stellen. Räume, Reichweiten und transsektionale Körperbewegungen erhalten dabei den Vorzug vor einer Suche nach Grenzen, konturierten Identitäten und Verein-deutigungen. Das zeigen die Referent_innen abschließend anhand von Diskussionen aus einem Band, den sie unter dem Titel „Doing Space while Doing Gender“ heraus-gegeben haben. Open Access Publikation, frei zugänglich unter diesem Link: http://www.transcript-verlag.de/media/pdf/c8/df/01/oa9783839435366.pdf

Vortragseinladung 10-04-19: Lesung: Nicht nur Mütter waren schwanger – Unerhörte Perspektiven auf die vermeintlich natürlichste Sache der Welt

Mittwoch, den 10.04.19 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Lesung: Nicht nur Mütter waren schwanger – Unerhörte Perspektiven auf die vermeintlich natürlichste Sache der Welt

Johanna Montanari, Autorin und Lektorin des Buches, Doktorandin in Europäischer Ethnologie, Berlin

Alisa Tretau, Herausgeberin und Autorin, arbeitet außerdem als Regisseurin, Performerin und Workshopleiterin, Berlin

Hier das Abstract zum Vortrag:

Der Sammelband „Nicht nur Mütter waren schwanger – Unerhörte Perspektiven auf die vermeintlich natürlichste Sache der Welt“ vereint persönlich geschilderte Erfahrungen mit Schwangerschaft, die im gesamtgesellschaftlichen Diskurs oft überhört werden: Es geht um unerfüllte und lesbische Kinderwünsche, um trans-männliche oder alters-unty­pische Schwangerschaften, genauso wie um Abtreibung und Fehlgeburt, Repro-Medi­zin, Pränataldiagnostik und vieles mehr. Das Buch will den einengenden und Druck ausübenden Blick, Schwangerschaft sei für die cis-Heteronorm die „natürlichste Sache der Welt“, für alle anderen hingegen unmöglich, aufweichen und dabei alternative Vi­sionen entwickeln: für mehr Offenheit und Selbstbestimmung im Umgang mit Kinder­wünschen, Schwangerschaft und Eltern-Sein.

Vortragseinladung 30-01-19: Das Umami wohldosierten Widerstands. Mondsucht oder Farðu veginn? Feiner Fug für hirnwunde Zeiten.

Mittwoch, den 30.01.19 um 19:15 Uhr
Abweichend in Hörsaal ESA C

Das Umami wohldosierten Widerstands. Mondsucht oder Farðu veginn? Feiner Fug für hirnwunde Zeiten.

Blessless Mahoney, Dekanin der Eberhardt-Anbau-Scheibenschwenkpflug-Universität, Brake an der Weser
Didine van der Platenvlotbrug, Pröpstin der Elsa-Sophia-von-Kamphoevener-Fernuniversität, Katzen-Ellenbogen

Hier das Abstract zum Vortrag:

1000 tolle Sachen, die gibt es überall zu sehen. Manchmal muss man fragen, um sie zu verstehen. Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? Woher kommen wir und wohin gehen wir? Wer bin ich? Was ist der Sinn des Lebens? Alles Fragen, die die beiden Professorinnen der Beredsamkeit diesmal nicht klären werden.
Im pataphysischen Sinne geht es in dieser philosophischen „Lecture d’action“ um eine experimentelle Rhythmisierung von Weltwahrnehmung, die die Relativität unserer hermetischen Selbstreflexionen transformiert. Das Komische des in uns Eingeschriebenen wird evoziert. Ego cogito cogito cogito, ergo sum sum sum herum: Ich denke darüber nach, dass ich darüber nachdenke, dass ich denke. Danke.

Vortragseinladung 23-01-19: Trans. Frau. Sein.

Mittwoch, den 23.01.19 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Trans. Frau. Sein. Aspekte geschlechtlicher Marginalisierung
Felicia Ewert, @redhidinghood_, Masterstudentin der Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Geschlechterforschung, Autorin und Referentin, Marburg

Hier das Abstract zum Vortrag:

Der Vortrag umfasst eine nähere Erläuterung von offen transfeindlichem Feminismus, geht auf Symboliken und Erkennungszeichen ein und beschäftigt sich mit ihren Strukturen und Organisationen. Im Vortrag geht die Referentin auf die Widersprüchlichkeiten im vermeintlich radikalen Anspruch von transfeindlichen Feminismen ein, auf ihre biologistischen und cis-normativen Argumentationen. Darüber hinaus soll dieser Vortrag darstellen, wie weit Biologismen und normierte Zweigeschlechtlichkeit in der Gesellschaft und ebenso Feminismen verbreitet sind und dass ein reiner Fokus auf offene Transfeindlichkeit zu kurz greift. So zeigt sie auch, was die vermeintlich respektvolle sex/gender-Aufteilung von Geschlecht, die in universitären Kontexten zumeist gegenwärtig ist, für transgeschlechtliche Menschen bedeutet. Wie tief deutsches Recht in die persönliche Autonomie von trans-Personen eingreift, zeigt sie mit einem Überblick über das sogenannte „Transsexuellengesetz“. Zum Schluss widmet sich die Referentin der Frage, was *wir alle* tun können, um bestehende geschlechtliche Vorstellungen zu realisieren und zu überdenken.

Vortragseinladung 16-01-19: Matrix und die Manosphere – verletzte und vernetzte Männlichkeit als Einstieg in rechtes Denken

Mittwoch, den 16.01.19 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Matrix und die Manosphere – verletzte und vernetzte Männlichkeit als Einstieg in rechtes Denken

eve massacre, Künstlerin, Veranstalterin (musikverein) und Autorin mit dem Fokus auf Kultur der Digitalität, Popkultur und Soziopolitisches, Nürnberg

Hier das Abstract zum Vortrag:

Frustrierte Männlichkeit, die sich online vernetzt, findet oft in einer brodelnden Einstiegs­szene für die neue Rechte ein Zuhause. Von 4chan- und Reddit-Trolltum, über Gamergate oder Dark Enlightenment, bis hin zur Pick Up Artist- und Männerrechts­szene ziehen sich Radikalisierungsstrukturen zur selbsternannten „Alt-Right“ oder der Identitären Bewegung. Es ist ein loses, ideologisches Netzwerk, das sich in seinen Desinformationskampagnen gerne bei Pop- und Memekultur bedient. Die rote Pille aus dem Film Matrix wird zum Bild für einen verschwörungstheoretisch-augenöffnenden Moment gegenüber misogyner und rechter Ideologie: Redpilling, ein Ausdruck, der sowohl in der Männerrechtsszene als auch bei Rechten gern in Abgrenzung zum angeblich verblendeten Rest der Gesellschaft Ver­wendung findet, wird in diesem Vortrag als Beispiel herausgegriffen.

Vortragseinladung 09-01-19: Gay Antifa Porn. Wie politisch ist Pornographie?

Mittwoch, den 09.01.19 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Gay Antifa Porn – Wie politisch ist Pornografie? Eine medienwissenschafliche Annäherung
Gitte Schmitz ist Filmemacherin und Hamburger Polittunte

Hier das Abstract zum Vortrag:

Nach 100 Tagen Trump erlebte die Antifa in den USA einen vorher unbekannten Populari­tätsschub. Die Berkeley-Proteste im Frühjahr 2017 markieren vorerst den Höhe­punkt der Berichterstattung und der Resonanz in den sozialen Medien. Ähnlich der Occupy Wall­street-Bewegung schienen sich antifaschistische Gruppierungen zur online vernetzten Massenbewegung zu entwickeln, die digitale und nicht-digitale Reso­nanzräume zur Mobili­sierung von Menschen und Platzierung ihrer Themen nutzt.
Ganz amerikanisch lässt sie dabei das Entertainment Business nicht aus, scheinbar politi­sierte sich mit Fernsehserien, Filmen, Oscarverleihungen nahezu die gesamte Kulturin­dustrie. Widerständige Posen finden sich auf den Bildschirmen, vergessen ge­glaubte Ästhetiken erleben ein Revival im Mainstream. Wie selbstverständlich dreht sich auch das Rad des Adult Entertainments und findet seine Möglichkeiten, an wider­ständige Ästhetiken anzuknüpfen.
Ganz selbstverständlich gibt es nun Bilder mit radikalen politischen Inhalten auf dem priva­ten Screen. Nur logisch, wenn Pornografie als Gebrauchsfilm betrachtet werden kann, dass schwuler Antifa-Porno die aktuelle Form der politischen Bildung darstellt. Radikaler Sex zur Politisierung der perversen Schichten.
Gitte Schmitz geht dem Phänomen auf den Grund. In ihrem Vortrag lotet sie den Stellen­wert der Pornografie in der Konsumkultur aus. Zwischen einer Einordnung porno­grafischer Medien zeichnet sie die pornografisch-schwule Medienökonomie nach. Dabei stellt sie die Frage, welche Mechanismen zu „Gay Antifa Porn“ führen, und ob Porno nach Trump eigentlich noch unpolitisch sein kann.

Vortragseinladung 12-12-2018: Sorgende Netze – Care in einvernehmlich-nichtmonogamen Beziehungsnetzwerken

Mittwoch, den 12.12.18 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Sorgende Netze – Care in einvernehmlich-nichtmonogamen Beziehungsnetzwerken

Michel Raab, arbeitet seit vielen Jahren wissenschaftlich und politisch zu unkonventionellen Beziehungsformen, Erfurt

Hier das Abstract zum Vortrag:

Seit den 2000er-Jahren wird die Kritik an Monogamie und Mono-Normativität verstärkt dis­kutiert. Die aktuell populärste Alternative zu Ehe und Zweisamkeit nennt sich Polyamory und meint die Möglichkeit, mehr als zwei Menschen zur selben Zeit zu lie­ben. Nun hilft die Aussage „Ich liebe Dich/Euch“ wenig bei der Frage, wer den Ab­wasch macht, das Bad putzt oder sich anderweitig kümmert. Womöglich trägt der star­ke Fokus auf Liebe, Sexuali­tät und Eifersucht dazu bei, die Dimension der Sorge/Care aus dem Blick zu verlieren. Die Veranstaltung nimmt daher die gesellschaftliche Bedeutung der Monogamie zum Aus­gangspunkt für die Frage, unter welchen Bedin­gungen konsensuelle Nichtmonogamie ei­nen subversiven Charakter hat, wie sie ein schöneres Leben ermöglichen kann und wann sie schlichtweg eine modernisierte Varia­nte der für den Kapitalismus funktionalen Gestal­tung der Geschlechterverhältnis­se im sozialen Nahraum ist. Grundlage der Ausführungen ist eine marxistisch und feministisch inspirierte Interviewstudie zur Frage von Care in ein­vernehmlich-nichtmonogamen Beziehungsnetzwerken.

Votragseinladung 28-11-2018: Antifeminismus vor Gericht – Über die Macht psychologischer Sachverständiger in Sexualstrafprozessen

Mittwoch, den 21.11.18 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Antifeminismus vor Gericht – Über die Macht psychologischer Sachverständiger in Sexualstrafprozessen

Clara Kern*, Diplom-Psychologin, lebt zerstreut zwischen Wien und manch anderen Orten, interessiert sich insbesondere für (Un-)Rechtsfragen

Anne Roth, Diplom-Psychologin, begleitet und unterstützt Betroffene sexualisierter Gewalt bei LARA, Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Frauen* in Berlin

Hier das Abstract zum Vortrag:

Innerhalb des Staats- und Justizsystems werden für bestimmte Fälle psychologische Sachverständige zu Stellungnahmen aufgefordert, die einen maßgeblichen Einfluss auf das Urteil haben. Dabei geht es u.a. um die Einschätzung, inwieweit eine Person „glaub­würdig“ ist – sei es in Entschädigungs- und Strafverfahren nach Gewalttaten, bei der Über­prüfung der „Legitimität“ des asylrechtlichen Aufenthalts oder der Feststellung der „Arbeits(un)fähigkeit“. Die Gutachter_innen wenden dabei „objektive“, „wissen­schaftliche“ Methoden an, um die „Lügner_innen“ von den „Wahrheitstreuen“ zu unter­scheiden. Diese (Vor-)Verurteilungen werden stark durch populäre false-memory-Modelle und moralische Wertvorstellungen der Gutachter_innen beeinflusst, was für die begutachteten Personen massive negative Folgen haben kann – z.B. wenn eine „wissenschaftlich fundierte“ Begut­achtung ergibt, Betroffene sexueller Gewalt hätten sich das Erlebte nur eingebildet.

In dem Beitrag möchten wir versuchen, die vermeintliche Objektivität der psychologi­schen Begutachtung zu hinterfragen, die gängigen Praxen kritisch aufzeigen und mit den Teilneh­mer_innen über mögliche Widerstandsformen und Alternativen diskutieren.

Unser Wunsch wäre außerdem die Vernetzung mit anderen Psycholog_innen und Jurist_innen, um perspektivisch feministische (Gegen-)Stimmen zur herrschenden Gutach­tenpraxis zu bündeln.

Die Veranstaltung kann ohne besondere Vorkenntnisse besucht werden.

Triggerwarnung: Es werden konkrete Erfahrungen von Betroffenen sexualisierter Gewalt im Justizsystem und bei der Suche nach Unterstützung beschrieben.

 

Vortragseinladung 2018-11-21: Recht auf Trauer?! Klassismuskritische und queere Perspektiven auf Bestattungs- und Trauerpraktiken in Deutschland

Mittwoch, den 21.11.18 um 19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Recht auf Trauer?! Klassismuskritische und queere Perspektiven auf Bestattungs- und Trauerpraktiken in Deutschland

Francis Seeck, Kulturanthropolog_in, Lehrbeauftragte_r und Trainer_in promoviert zu kollektiven Fürsorge/Care Praxen in trans und nicht-binären Räumen, Berlin

Hier das Abstract zu Vortrag:

Vorm Tod sind alle gleich? Im Gegenteil: von der Lebenserwartung über die Frage, wie wir sterben, bis hin zu der Art, wie und wo wir beerdigt werden, herrscht soziale Ausgrenzung.
Ausgehend von einer ethnographischen Studie zu ordnungsbehördlichen Bestattungen in Berlin werde ich in dem Vortrag aufzeigen, auf welche Weisen die Bestattungspraxis in Deutschland von Machtverhältnissen, insbesondere Klassismus, Heteronormativität und Rassismus geprägt ist. Aktuell werden immer mehr arme Menschen, für die keine Zugehörigen die Bestattungspflicht wahrnehmen (können), ohne Grabstein, Namen, Trauerfeiern und Blumenschmuck von Ordnungs- und Gesundheitsämtern anonym bestattet. Oft wurden diese Menschen schon zu Lebzeiten marginalisiert und gesellschaftlich ausgegrenzt.
Durch eine zunehmende Altersarmut, prekäre Beschäftigung und Wohnungsnot sind heutzutage immer mehr Menschen betroffen.
Ich werde in dem Vortrag auch widerständige queere und klassismuskritische Praxen diskutieren, die neue Formen des Bestattens und Sterbens ermöglichen wollen, sowie eine Grundversorgung für alle einfordern – ganz im Sinne von „Rest in protest!“

 

 

Absage für die Lesung und Buchvorstellung am 14-11-2018

Verehrte Freund*innen der AG Queer Studies,
leider müssen wir heute die Absage der Lesung/Buchvorstellung
I’m a queerfeminist cyborg, that’s ok. Gedankensammlung zu Anti/Ableismus
von und mit mika murstein mitteilen.
Wenn das möglich ist, werden wir diese hoffentlich im nächsten Sommersemsester nachholen können.

In der Vorlesungsreihe geht es also weiter am
21.11.2018 mit dem Vortrag
Recht auf Trauer?! Klassismuskritische und queere Perspektiven auf Bestattungs- und Trauerpraktiken in Deutschland
Von Francis Seeck, Kulturanthropolog_in, Lehrbeauftragte_r und Trainer_in promoviert zu kollektiven Fürsorge/Care Praxen in trans und nicht-binären Räumen, Berlin