Vortragseinladung 29-06-16: Return the gaze! – Performative Strategien für queer-feministischen Widerstand

Mittwoch, 29.06.2016, 19:15 Uhr, Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Julischka Stengele, freie Künstlerin, Kulturarbeiterin und Aktivistin, Wien
Return the gaze! – Performative Strategien für queer-feministischen Widerstand
Kurzankündigung zum Vortrag:
Die Auseinandersetzung mit dem Blick, das Verhältnis von anschauen und angeschaut werden ist in meiner künstlerischen Arbeit von zentraler Bedeutung. Dabei interessiert   mich insbesondere der Blick auf gesellschaftlich diskriminierte Körper, sowie der Blick von jenen, die diskriminiert werden, auf sich selbst und die unterdrückenden Mechanismen.
In meiner Kunst wie auch in meiner Lohnarbeit als Aktmodell erprobe ich Strategien für das Zurückgeben solcher Blicke. Mein eigener Körper und die gesellschaftlichen
Verhältnisse, in die er eingebunden ist, sind sowohl Inhalt als auch Ausdrucksmittel.
Die Bühne – ob im Theater, dem Aktzeichensaal oder auf der Straße – dient mir als
Austragungsort für selbstbestimmte Sichtbarkeit. Vorgefertigten Bildern setze ich
eigene entgegen – unbequeme, widerständige, bestärkende.
In diesem performativen Vortrag stelle ich eine Auswahl meiner Projekte und Strategien vor, die zeigen sollen, wie queer-feministische und künstlerische Praxen zusammenwirken können.

Vortragseinladung 15-06-16: Intersektionen Klasse und Geschlecht

Mittwoch, 15.06.2016
19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Tanja Abou, Institut für Klassismusforschung, pädagogische Tresenkraft, Sozialarbeiterin, Social-Justice-Trainerin und Kinderbuchautorin, Berlin

Intersektionen Klasse und Geschlecht am Beispiel von Interventionen in den feministischen Mainstream der 80er und 90er – Arbeiter_innentöchter und Prololesben

Kurzankündigung zum Vortrag:

In dem Vortrag werden verschiedene Formen der Selbstorganisation nicht-bürgerlicher Feminist_innen der 1980er und 1990er Jahre vorgestellt und aufgezeigt, wie Mehr­fachzugehörigkeit(en) sich verschränken und Ausschlüsse verstärken können.

Der Begriff Intersektionalität wurde zum ersten Mal von der US-amerikanischen Juristin Kimberlé Crenshaw verwendet. Der Begriff beschreibt die Überschneidung verschie­dener Diskriminierungen in einer Person. Diese Diskriminierungen können nicht einfach zusammen addiert werden, sondern führen zu spezifischen Diskriminierungs­erfahrungen. Crenshaw nutzt das Bild einer Kreuzung (intersection), um die spezifi­sche Diskriminierung von Schwarzen Frauen sichtbar zu machen. Jede Straße steht für eine strukturelle Diskriminierung – bei Crenshaw Rassismus und Sexismus. Für eine Schwarze Frau erhöht sich das Risiko eines Unfalls, weil sie sowohl von Rassismus als auch von Sexismus betroffen sein kann.

Im deutschsprachigen Raum war es Clara Zetkin, die auf den Zusammenhang von Klasse und Geschlecht aufmerksam machte und die bürgerliche Frauenbewegung dafür kritisierte, dass sie sich nur für ihre Interessen einsetze. Die Diskussion wurde von den Arbeiter_innentöchtern und den Prololesben weiter geführt. Sie kritisierten, dass die Bürgerlichen in der damaligen FrauenLesben-Bewegung den Ton angaben.

Die Arbeiter_innentöchter waren organisierte Feminist_innen, die an Universitäten studierten und auf ihre spezifische Situation aufmerksam machten und auch Kollo­quien für Betroffene anboten. Eine Gruppe gab zum Beispiel den Reader „Kommen sie auch aus der Bildungsferne?“ heraus. Die Prololesben waren Teil – oder eben nicht-Teil – der autonomen FrauenLesbenbewegung, an der sie kritisierten, dass nicht-Bürgerliche sich anpassen müssten, um nicht unangenehm aufzufallen oder um überhaupt ernst genommen zu werden.

Vortragseinladung 01-06-16: Arbeitsskizzen zu passing/belonging

Mittwoch, 01.06.2016
19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Dr. Sushila Mesquita, Referat Genderforschung, Universität Wien &
Nick Prokesch, Queer-Filme-Macher, Bildproduzent und Graffitikünstler, Wien:

Arbeitsskizzen zu passing/belonging

Kurzankündigung zum Vortrag:

Wir stehen am Beginn eines längeren (Film)Projekts, das sich mit unterschiedlichen
Formen von und Zugängen zu passing (als jemand „anderes“ Durchgehen) und
belonging (ein Gefühl des Dazugehörens) auseinandersetzt. Mit Hilfe von Video-
sequenzen und Zitaten wollen wir uns dem Spannungsverhältnis der beiden Figuren
annähern. Im Gespräch suchen wir von unseren unterschiedlichen Perspektiven als
trans/non-binary und weiß/nicht-weiß nach gemeinsamen Anknüpfungspunkten und
Formen des transdisziplinären Austauschs.

Vortragseinladung 27-04-16: Decolonize Your Veranstaltungsplanung

Mittwoch, 27.04.2016
19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Noah Sow, Künstlerin, Autorin, Theoretikerin, Aktivistin, Hamburg:
Decolonize Your Veranstaltungsplanung aka Verantwortlich Veranstalten.
Epic Fails und Bessere Praxis für die Planung transformativer Projekte – Eine Einführung

Kurzankündigung zum Vortrag:

Es gibt viele Traditionen, wie in Deutschland kommuniziert und veranstaltet wird. Diese Traditionen – und oft auch unhinterfragten „automatischen“ Abläufe, Besetzungs­politiken und Programmpunkte – sind genauso gewachsen wie die gesellschaftlichen Zustände, die wir verändern wollen. Wenn wir herkömmliche Regeln und Traditionen befolgen, ohne sie zu hinterfragen, verlaufen selbst transformativ beabsichtigte Veranstaltungen oft nicht vorteilhaft – und die politische veranstalterische Konzeption und Praxis sabotiert ihre eigenen (vorgeblichen) Absichten.
Auch Aktivist_innen unterlaufen planerische Automatismen, die mit ihren politischen Zielen nicht im Einklang sind. Mit besonderem Augenmerk auf die Meta-Ebenen und unterschiedlichen Interessens-, Macht- und Zumutungslagen, die sich aus unterschied­lichen Positioniertheiten ergeben, gibt der Vortrag eine Einführung in Noah Sows aktuellen gesellschaftswissenschaftlichen und aktivistischen Arbeitsschwerpunkt. Wir betrachten das Gerüst verschiedener klassischer Unhinterfragtheiten aktivistischer/ kultureller/kunst-und kulturpolitischer Veranstaltungsunternehmungen. Durch die Sichtbarmachung werden Vor- und Nachteile identifiziert, analysiert und Raum wird eröffnet für bewusstere und neue kuratorische/veranstalterische Experimente und Freiheiten.

Vortragseinladung 13-04-16: Biphobie, Monosexismus und das ‚Verschwinden Lassen’ des Phänomens der Bisexualität

Mittwoch, 13.04.2016
19:15 Uhr
Von-Melle-Park 5, Raum 0079

Dr. Christian Klesse, Senior Lecturer am Department of Sociology, Manchester Metropolitan University:
Negation & Annihilation. Über Biphobie, Monosexismus und das ‚Verschwinden Lassen’ des Phänomens der Bisexualität

Kurzankündigung zum Vortrag:

Das vorherrschende Sexualitätsverständnis ist von heteronormativen oder dualisti­schen Annahmen geprägt, nach welchen Menschen sowohl klar einem Geschlecht zuzuordnen sind und sich im Normalfall auch heterosexuell begehrend, romantisch auf das sogenannte andere Geschlecht beziehen; oder aber – dies jedoch nur im Ausnahmefall! – sich als schwule oder lesbische Personen dem gleichen Geschlecht zuwenden. Menschen, deren Partnerwahl nicht auf ein Geschlecht festgelegt ist, erfahren häufig eine Infragestellung ihrer Sexualität. Der Juraprofessor Kenji Yoshino stellt fest, dass das dominante Sexualitätsverständnis darauf angelegt ist, bisexuelle Identitäten und Kultur unsichtbar zu machen, zum Verschwinden zu bringen.

Die Konzepte der Biphobie und des Monosexismus bieten sich an, um diese und andere Formen der Verneinung, Abwertung und Stereotypenbildung hinsichtlich bisexueller Lebensweisen oder nicht eindeutig geschlechtlich kodierter Begehrens­muster in ihrem materiellen Zusammenhang zu begreifen. Der Vortrag legt nahe, dass Biphobie kein eindimensionales und universal operierendes, sondern vielmehr ein vielschichtiges und dynamisches Machtverhältnis darstellt, das auch andere Formen des Ausschlusses und der Diskriminierung mobilisiert.

Jüngere Forschungen verkomplizieren gängige Sichtweisen von Biphobie als ein hauptsächlich symbolisches Gewaltverhältnis, welches sich auf stereotype Wahr­nehmung reduzieren ließe. Biphobie strukturiert auch den Zugang zu Privilegien und zu materiellen Ressourcen und Sicherheiten. Biphobiekritik ist somit ein wichtiger und notwendiger Bestandteil effektiver intersektionaler Herrschaftskritik.

Vortragseinladung 27-01-2016: Von rheokrenen Culture Kleshas – oder der feine Herr Camus beim Rumprousten

Mittwoch, 27.01.2016, 19:15 Uhr

Achtung! Diesmal abweichend in Hörsaal C, Von Melle Park 6 („Philosophen-Turm“)

Blessless Mahoney, Dekanin der Eberhardt-Anbau-Scheibenschwenkpflug-Universität, Brake an der Weser &
Didine van der Platenvlotbrug, Pröpstin der Elsa-Sophia-von-Kamphoevener-Fernuniversität, Katzen-Ellenbogen

Hier die Kurzankündigung zum Vortrag:

Nach 22 Jahren im Dienste der philosophischen Welterkenntnis heißt es nun bei den bei­den Professorinnen der Beredsamkeit: „Voll auf die Zwölf!“ Aus den 15 Aggregatzuständen wählen sie ausgerechnet die 42 für ihren bunt gemischten Fruchtkorb. Beherzt wird das absurde Mycel bei der Wurzel gepackt und verwandelt sich durch kundiges Plaudern zu Staub! Und Gold! Also Goldstaub!

und for our foreign guests:

For 22 years the two professors of eloquence helped in understanding the philosophical problems of the world, but now they go like: „In your face!“ From the 15 states of aggrega­tion they chose of all the „42“ for their motley fresh fruit basket. Spirited as they are, they strike the mycelium at the heart of its problem and turn it by their knowledgeable talk into dust! And gold! Means gold dust!

 

Vortragseinladung 20-01-2016: how to combine activism and filmmaking?

Mittwoch 20.01.2016, 19:15, Raum 0079, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“)

Zara Zandieh, Filmemacherin und Kamerafrau, Berlin

Dekonstruktion von Sehgewohnheiten in Erzählform und Bildersprache aus postkolonialer & queer-feministischer Perspektive – Or how to combine activism and filmmaking?

Filmemachen ist eine Möglichkeit Geschichten, Blickwinkel und Widersprüchlichkeiten, die im Mainstream weniger Betrachtung finden, sowohl im Inhalt, als auch in der Form, einen Raum und Ausdruck zu geben.
In Filmausschnitten von verschiedenen Filmschaffenden, die u.a. post-koloniale (queer-) feministische Perspektiven einnehmen, schauen wir uns unterschiedliche Möglichkeiten an und diskutieren auf welche Weise sie sich sowohl in ihrer narrativen Erzählform als auch in der Bildersprache vom Mainstream absetzen.

Zara Zandieh ist unabhängige Filmemacherin & Kamerafrau und schloss 2006 ihren MA in Gender, Ethnic Studies und Sexualities an der University of East London ab.
Ihre Arbeit ‚under-construction‘ (2012) wurde auf Ausstellungen in verschiedenen Ländern gezeigt, zuletzt im Haus der Kulturen der Welt im Februar 2015. Ihr Film ‚Khoshbakhti‘ (Happiness) läuft auf der DokLeipzig (Internationales Leipziger Festival für Dokumentar– und Animationsfilm) im Rahmen der offiziellen Auswahl des Deutschen Wettbewerbs kurzer Dokumentar- und Animationsfilm.
Andere Filme wie ‚Fragments of Ava‘ (2012) und „Such a strange time it is, my dear…“ (2007) liefen auf diversen Filmfestivals weltweit. Sie war außerdem an der Organisation und künstlerischen Programmgestaltung des Filmfestivals SECOND TAKE – Gender and Society in Cinema in Kabul 2008 beteiligt.
Durch ihre Filme zieht sich eine poetische schlichte Erzählweise, die die Zuschauenden einlädt, unvertraute Perspektiven einzunehmen.

Vortragseinladung: 13-01-2016: Stinkt Pink? Die Farbe Pink in feministischen Diskursen

Hengameh Yaghoobifarah, Medienkulturwissenschaftlerin, Aktivistin, Autorin und Online-Redakteurin beim Missy Magazine, Berlin

Mittwoch 13.01.2016, 19:15, Raum 0079, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“)

Hier die Kurzankündigung zum Vortrag:

Barbie, Himbeeren, Dildos, Parteilogos und Winkel: Keine Farbe ist so sehr geladen wie Pink. Bereits im Säuglingsalter werden Mädchen und Jungen farblich in zwei Sektoren getrennt, die Gender-Markierung ist wohl die offensichtlichste. Belastet mit Vorurteilen bleiben aber auch Bereiche wie Klasse, Ethnizität/Race, Alter und Begehren nicht unberührt. Während einige Initiativen mit feministischem Anspruch zum Boykott auffordern, bedienen sich andere queer_feministische Gruppen gezielt dieser Farbe. Den einen verschafft sie Sichtbarkeit, den anderen Assimilation. Zwischen kurzlebigem Konsumwahn in einer heteropatriarchalen Gesellschaft und campy-queerer Subversion fragt Hengameh

Yaghoobifarah, inwiefern Pink als verloren gilt und ob die Farbe nicht zurückerobert werden kann.

Vortragseinladung: 02-12-2015: Es gibt uns! Asexualitat sichtbar machen

Irina Brüning, Mitglied von AktivistA, Verein zur Sichtbarmachung von Asexualität, Berlin

Mittwoch 02.12.2015, 19:15, Raum 0079, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“)

Hier die Kurzankündigung zum Vortrag:

Asexuelle Menschen fühlen sich von keinem Geschlecht sexuell angezogen. Das größte Problem dieser Gruppe ist wohl die geringe Bekanntheit ihrer seltenen Orientierung; andere begegnen ihr häufig mit Vorurteilen oder ignorieren sie ganz einfach.

Der Vortrag geht auf Schwierigkeiten ein, mit denen Asexuelle sich auseinandersetzen müssen, und gibt einen Einblick in asexuellen Aktivismus und asexuelle Öffentlichkeitsarbeit.

Vortragseinladung 25-11-2015: Von „What the hell?“ zu „Hell, yeah!“ – Blacktivism und Empowerment

Ginnie Bekoe, queer B(l)acktivist und zukünftige Ziegenbesitzerin, Beiratsmitglied in der Initiative Schwarze Menschen (ISD) Bund e.V., Hamburg

Mittwoch 25.11.2015, 19:15, Raum 0079, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“)

Der Vortrag wird in die Deutsche Gebärdensprache übersetzt

Hier die Kurzankündigung zum Vortrag:

Empowerment ist eine Praxis der Selbstermächtigung. Selbstermächtigung bedeutet, sich frei-machend von gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen (Rassismus, (Hetero-)Se­xismus, Ableismus etc.) den eigenen Stärken und Interessen zuzuwenden.
Es ist also eine Praxis, die all jene nutzen können, die auf Grund von sozialen Kategorien strukturell benachteiligt sind. Es ist eine positive Zuwendung auf das eigene Selbst, weg von sozialer Negativ-Prägung und Fremdbestimmung.

Schwarze Personen sind in dieser Gesellschaft Rassismus und Ressentiments ausge­setzt. Dies kann sehr verschiedene Gefühle auslösen: Von Hilflosigkeit und Ablehnung über Widerwillen, Wertlosigkeit zu Enttäuschung, Trotz und Wut. Das Selbstbild ist ge­meinhin durch die Fremdassoziationen und -erwartungen geprägt, es kann aber auch ver­sucht werden, sich nicht trotz sondern unabhängig davon als Individuum zu begreifen: nicht nur gegen das Fremdbild, sondern für das Selbstbild zu agieren.

In dem Vortrag werden verschiedene Empowermentstrategien und -ebenen anhand von Beispielen beleuchtet und in Verbindung gebracht mit verschiedenen aktivistischen Praxen Schwarzer Menschen.

Ich werde auf individuelle und gruppenbezogene Wirkweisen von Aktivismus eingehen und Geschichten erzählen von Widerstand und Wellness, Sanftheit und Stärke, Kunst, Kultur, Kuchen und albernen Alliterationen.
Und Ziegen.