Statement zum Start der Vortragsreihe WiSe 23/24 und Aufruf zum Mitmachen

Wir sind eine Gruppe von Studierenden und nicht Studierenden, die gemeinsam die Vortragsreihe „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ organisieren. Diese setzt sich mit (hetero-)sexistischen gesellschaftlichen Hierarchisierungen, Normierungsprozessen und den Möglichkeiten des politischen Handelns auseinander. Die Vortragsreihe startete 1990 und existiert noch heute – über mehrere Generationen, Konflikte und Verdrängungsversuche hinweg. 

Wir starteten die Vortragsreihe in diesem Semester mit einem Vortrag von Prof. Dr. Marianne Pieper, welche uns einen Einblick in die Geschichte der Gender & Queer Studies an der Uni Hamburg ermöglichte und damit auch jenen Teil der Geschichte sichtbar gemacht hat, welcher Queering Academia – anschließend an die AG Queer Studies – erst dazu brachte, für einen Ausbau in der Lehre sowie einen eigenen Studiengang eintreten zu müssen. Bis heute werden Gender & Queer Studies immer noch nicht ausreichend gefördert. Es fehlt an politischem Willen und finanziellen Mitteln, um diese wichtigen Forschungsrichtungen weiter auszubauen und zu sichern. Aus diesem Grund möchten wir gerade heute erneut auf die Wichtigkeit von queerfeministischen und intersektionalen Perspektiven in Forschung und Lehre verweisen. Denn Wissensproduktion- und Bildung darf nicht von patriarchalen, heterosexistischen Perspektiven dominiert werden. 

Besonders in Zeiten des Rechtsrucks braucht es gemeinsame Organisation und Positionierung sowie ein Programm und Arbeit gegen jene Entwicklungen. Forschung, Wissensproduktion und Lehre tragen gesellschaftliche Kämpfe maßgeblich mit und halten somit eine Verantwortung inne, der es jetzt gerecht zu werden gilt. Demnach glauben wir an die dringende Notwendigkeit, queerfeministische Forschung sowie Gender & Queer Studies als festen Bestandteil der Lehr- und Studienpläne zu sehen. 

Die Gender & Queer Studies leisten einen wichtigen Beitrag zur Analyse von Geschlecht, Sexualität und Herrschaftsverhältnissen in unserer Gesellschaft. Sie decken auf, wie Geschlecht konstruiert wird und wie es in Machtverhältnisse eingebettet ist. Indem wir diese Strukturen und Prozesse verstehen, können wir sie auch kritisch hinterfragen und für eine gerechtere Gesellschaft eintreten. Gender & Queer Studies haben weiterhin eine starke gesellschaftspolitische Relevanz. Sie setzen sich mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Gender Pay/Pension/Care Gaps, sexualisierter Gewalt und antidemokratischen Strömungen auseinander. Indem wir diese Themen in Forschung und Lehre stärker verankern, können wir aktiv zu einer gerechteren und inklusiveren Gesellschaft beitragen.

Wir als Aktionsbündnis möchten nicht, dass die Diskussion zur vergangenen und derzeitigen Lage der Gender & Queer Studies in Hamburg wie so oft nur in reinen Lippenbekenntnissen münden. Es muss nicht nur benannt werden, was genau verändert werden müsste, sondern es muss gemeinsam auch aktiv und solidarisch gehandelt werden. Hierzu möchten wir gerne Forderungen als Aktionsbündnis aufstellen und durchsetzen. Dabei kann es konkret z.B. um die Rückkehr des 2006 abgeschafften Studiengangs “Gender & Queer Studies” oder die Wiederbelegung von Gender & Queer Studies Professuren in allen Disziplinen gehen, aber es könnten auch interne Strukturen analysiert und aufgedeckt werden, die dazu führen, dass Themen zu Gender & Queerness in den Curricula an der Universität keine Beachtung finden und insgesamt verdrängt werden. Weiterhin könnte man eine aktive Professor*innenschaft und Student*innenschaft aufbauen, die zusammen arbeitet und an den Hamburger Universitäten und ihren Gremien dann dazu aktiv und laut wird. Dies sind alles nur Beispiele bzw. Ideen.

Da wir im Moment selbst mit dem Erhalt von Queering Academia zu kämpfen haben, suchen wir dringend Menschen, die mit uns gemeinsam im Aktionsbündnis solche Forderungen formulieren und angehen wollen. Gleichzeitig suchen wir aber auch Menschen, die die Vortragsreihe aktiv mitgestalten und kritischen Stimmen in Hamburg in bezahlter Weise weiterhin eine Bühne geben möchten. Im Moment lastet leider viel Verantwortung auf nur wenigen Personen, deshalb wäre es für den Erhalt des Bündnisses wichtig, wenn sich mehr Menschen mit uns gemeinsam aktiv engagieren wollen und bewusst die Entscheidung treffen, in ihrem Leben hierfür Kapazitäten zu schaffen

Wir bitten euch also direkt um Mithilfe! Queering Academia muss bestehen bleiben und queerfeministischen Themen müssen ihre dringend benötigte Plattform in der Wissenschaft bekommen.

Sofern ihr mitmachen möchtet, schreibt uns einfach per Mail an queeringacademia@riseup.net oder an unseren Instagram-Account eine Nachricht.

Wir freuen uns auf dich!

Podcast-Archiv under construction

Unser Podcast-Archiv befindet sich derzeitig im Umbau. Wir wissen, dass einige der auf unserer Website geposteten Podcasts derzeit leider nicht gedownloaded und gehört werden können. Das tut uns sehr leid. Wir arbeiten daran, dass Archiv wieder aufzubauen und komplett zu vervollständigen. Dies kann jedoch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen.

Einige unserer Audioaufnahmen von den Vorträgen findest du noch hier: https://www.freie-radios.net/serie/jenseitsdergeschlechtergrenzen

Hinweis zur Anmeldung zum E-Mail-Verteiler

Du möchtest jedes Semester per E-Mail über unser aktuelles Programm der Vortragsreihe „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ informiert werden?

Schreib uns gerne dazu eine E-Mail an queeringacademia@riseup.net und wir nehmen dich im Verteiler auf. Sofern du dich hiervon wieder abmelden möchtest, schreib uns gerne an die gleiche E-Mail Adresse deinen Wunsch und wir nehmen dich aus dem Verteiler wieder raus. Der Verteiler wird absolut Spam-frei gehalten, Rundmails erfolgen nur sporadisch jedes Semester.

Programm „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ im Wintersemester 2023/24

Hallo ihr Lieben,

wir freuen uns euch ankündigen zu dürfen, dass die Vortragsreihe „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ endlich – wenn auch dieses Semester etwas später – wieder an die Uni Hamburg zurückkehrt! Im Zeitraum vom 31.01. bis zum 21.02.2024 haben wir jeden Mittwochabend von 19:15-20:45 Uhr vier spannende Vorträge für euch, die sich wie gewohnt mit Themen im Bereich der Gender- und Queer Studies beschäftigen.

Immer mittwochs von 19:15 bis 20:45
Ort der Veranstaltung: Café Knallhart, Von-Melle-Park 9, Universität Hamburg
Anmeldung per Mail unter: anmeldungjdg@riseup.net
Die Vorträge sind kostenlos und für alle zugänglich; auch für Menschen, die nicht studieren.

Unsere organisierten Vorträge dieses Semester sind:

31.01.24 Auftaktveranstaltung: Prof. Dr. Marianne Pieper – Geschichte der Gender & Queer Studies an der Universität Hamburg

Anfang 2000 zählte Hamburg für kurze Zeit zur Avantgarde der Gender & Queer Studies. Dieser Vortrag beschreibt den Prozess der Entstehung und die kurze Erfolgsgeschichte des hochschulübergreifenden Studiengangs Gender & Queer Studies in Hamburg. Diskutiert werden Ermöglichungen, aber auch die massiven Widerstände, die zur Einstellung des Studiengangs in Hamburg führten. An anderen Universitätsstandorten zeigt sich, dass eine erfolgreiche und auf Dauer gestellte Etablierung von Gender & Queer Studies durchaus gelungen ist und maßgeblich zur internationalen Reputation der Hochschulen beigetragen hat. Der Wissenschaftsrat (2023) empfiehlt gegenwärtig dringend den Ausbau von Geschlechterforschung zu einem disziplinübergreifenden Wissenschaftsgebiet: Er sieht hier „…ein dynamisches und auch international zukunftsträchtiges Forschungsfeld mit großer Transferrelevanz. Im internationalen Vergleich besteht allerdings Nachholbedarf.“ Eine stärkere Integration in Lehre und Forschung sei ebenso erforderlich wie verlässliche institutionalisierte Strukturen. Zudem dürfe die Forschung „nicht auf eine Zuarbeit für Gleichstellungsziele verkürzt werden.“ Vor diesem Hintergrund sollten wir erneut diskutieren: Welche Schritte können unternommen werden, um die Hamburger Universität / die Hamburger Hochschulen bezüglich einer interdisziplinär und intersektional gestalteten Lehre und Forschung in Gender & Queer Studies an den nationalen und internationalen Standard anzuschließen?

07.02.24 Lara S. Thien – Wenn wir pinkeln: eine anthropologische Studie zum Urinieren in der Öffentlichkeit

Auch wenn Menschen sehr unterschiedlich sein können, haben alle trotzdem eines gemeinsam: Früher oder später müssen sie alle auf die Toilette. Dieser Vortrag beschäftigt sich damit, wie Gender unser Pinkelverhalten im öffentlichen Raum beeinflusst und inwiefern die Hemmschwellen, ein Tabu zu brechen oder Schamempfinden genderspezifisch sind. Zur Darstellung der verschiedenen Lebensrealitäten nutzt Lara Thien Ergebnisse aus ihrer Feldforschung in Hamburg sowie ergänzende Kulturtheorien (wie z.B.: Émile Durkheim, Mary Douglas, Clifford Geertz, Tim Ingold, Sarah Pink), Praxis von Alltagshandlungen (Pierre Bourdieu, Judith Butler, Donna Haraway) und Konzepte zur Organisation einer Gruppe (Mary Douglas, Simone de Beauvoir, Jay Mechling).

14.02.24 Ruby Rebelde – Sexarbeitsfeindlichkeit – Promiskuität als Kriterium für Diskriminierung?

In Ruby Rebeldes Vortrag stehen die Diskriminierungsrealitäten von Sexarbeiter*innen im Fokus: Wie ist die strukturelle Diskriminierung sexarbeitender Personen konstruiert und wieso ist das bisher wenig beachtet worden? Welche Anschlussfähigkeiten existieren in intersektionaler Hinsicht? Anhand konkreter Beispiele vermittelt der Vortrag einen Einblick in sexarbeitsfeindliche Praxen der Gegenwart und beleuchtet deren historische Kontinuitäten.
Und: Was gewinnt eine Gesellschaft, die aufhört, Sexarbeitende auszuschließen?

21.02.24 Ria Schöneberger – Aesthetics of Neglection: Transgender Healthcare Strategies

Der Vortrag untersucht die medizinische Versorgung für Trans* Personen, die außerhalb staatlicher Gesundheitswesen stattfindet. Digitale Schwarzmärkte, Guerilla Healthcare Strategien und Homebrewing – Notgedrungen setzt kollektive Praxis ein, wo das Gesundheitssystem aussetzt. Welche Arbeit bleibt ungesehen, unbezahlt, ungewürdigt?

Die Vorträge werden stimmlich aufgezeichnet und im Anschluss hochgeladen. Über die Veröffentlichung informieren wir noch einmal gesondert.

Barriereinformationen:
Das Café Knallhart ist gefüllt leider nicht so gut zugänglich für Rollstühle. Es ist sehr eng und kann auch etwas lauter sein. Es ist uns jedoch wichtig, dass alle Personen die Möglichkeit haben, an den Vorträgen teilzunehmen. Deshalb schreibt gerne in eure Anmeldung per Mail, wenn ihr besondere Bedürfnisse habt – ganz egal ob es ein Platz nah am Ausgang, ein Platz für einen Rollstuhl oder für mehrgewichtige Personen ist oder ihr andere Bedürfnisse habt.
Im Café Knallhart gibt es zudem eine All Gender Toilette, sowie eine FLINTA* Toilette, diese sind aber leider nur über das Treppenhaus (also nicht barrierefrei) zugänglich. Alternativ gibt es im Gebäude direkt nebenan Toiletten, die auch für Rollstuhlfahrer*innen zugänglich sind.

Corona:
Es wird keine gesonderten Corona-Beschränkungen von uns geben, aber wir wünschen uns, dass Menschen, die sich krank fühlen, zu Hause bleiben und die Audioaufnahme im Nachhinein anhören. Schreib uns einfach eine Mail an anmeldungjdg@riseup.net und wir schicken sie euch dann zu, sobald sie hochgeladen sind. Aus Solidarität mit Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören oder privat auf Risikogruppen Rücksicht nehmen, bitten wir euch entweder getestet und/oder mit Maske zu kommen.

Teilnahmehinweis:
Wir tolerieren keine Diskriminierung! Wer sich rassistisch, misogyn, ableistisch, fettfeindlich, antisemitisch, antimuslimisch oder anderweitig diskriminierend verhält, wird von der Veranstaltung ausgeschlossen.

Information for English speakers:
Unfortunately this semester all of our lectures will be held in German. Whisper translation is possible, if discussed with us in advance via Email. You would need to bring your own translator and would be seated in an area that is a little offside.

Weitere Fragen?
Falls ihr doch noch Fragen habt, könnt ihr auf unserem Instagram-Kanal (@queeringacademia) bei den gespeicherten Storys mit dem Titel „FAQ“ nachgucken, ob eure Frage dort vielleicht schon beantwortet wird. Ihr erhaltet unsere FAQs auch nochmal als automatische Mail, wenn ihr euch anmeldet. Ansonsten könnt ihr uns natürlich auch gerne eine Nachricht auf Instagram oder per Email an queeringacademia@riseup.net schreiben.

Wir freuen uns auf euch :)

Euer Aktionsbündnis Queering Academia

Get to know Queering Academia – Offenes Treffen am 11.07.

Am Dienstag, den 11.07. um 19:00 Uhr machen wir ein offenes Treffen für alle, die Lust haben, sich an Queering Academia zu beteiligen.
Egal, welche fachlichen Kenntnisse oder beruflicher Kontext – nicht nur universitäres Wissen ist Wissen.
Wenn du zum Beispiel Lust hast, dich an der Orga unserer Vorlesungsreihe „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ zu beteiligen, komm rum, wir freuen uns auf dich.
Wir treffen uns im Zentrum für Gender und Diversity in der Monetastr. 4 (Nähe U Schlump).

Einladung zum Vernetzungstreffen am 12. Juli 2023

Liebe gender-, queer-, und diversity-interessierte Studierende,
 
das Aktionsbündnis Queering Academia und das Zentrum Gender & Diversity (ZGD) laden zu einem hochschulübergreifenden Vernetzungstreffen für studentische Gruppen und interessierte Einzelpersonen rund um Gender, Queer, Diversity ein: Welche Zusammenschlüsse und Initiativen gibt es bereits an den Hamburger Hochschulen? Was sind die aktuellen Anliegen und Projekte? Wo gibt es Anschlussmöglichkeiten und wie können wir uns solidarisch unterstützen und gemeinsam Ziele erreichen?
 
Schreibt gern eine kurze Mail (zgd@uni-hamburg.de) im Vorfeld und sagt, wer ihr seid bzw. für welche Gruppe oder mit welchem Interesse Ihr kommt.
 
Wann:  Mittwoch, 12. Juli, 18:30 Uhr
Wo:       Seminarraum im Zentrum Gender & Diversity, Monetastraße 4, 20146 Hamburg
 
Hinweis: Das Gebäude ist über eine Rampe barrierefrei zugänglich. (Bitte vorher kurz anrufen oder am Eingang klingeln.) Leider hat das Gebäude keine barrierefreien Toilettenräume.

Programm „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ im Sommersemester 2023

Immer mittwochs von 19:15 bis 20:45

Anmeldung per Mail unter: anmeldungjdg@riseup.net

Ort der Präsenzveranstaltungen: Café Knallhart, Von-Melle-Park 9, Universität Hamburg

Mi 10.05. Janne Martha Lentz (Präsenz) – Gender and the City: feministische Perspektiven auf Stadt

Wie wir von A nach B kommen,  den öffentlichen Raum nutzen, wie wir wohnen und  unseren Alltag gestalten: Unsere Städte beeinflussen unser tägliches Leben auf verschiedenste Weise. Eine feministische Perspektive auf Stadt zeigt auf, dass dies nicht genderneutral passiert, sondern stark von gesellschaftlichen  Machthierachien geprägt ist. Die der Stadtplanung zugrunde liegenden Annahmen, beruhend auf kapitalistischen und patriarchalischen Genderrollen, führen zur Schaffung von Städten, in denen die Bedürfnisse und Lebensrealitäten von FLINTA und Sorgetragenden eine untergeordnete Rolle spielen. Ansätze aus Theorie und Praxis zeigen allerdings auch, dass es anders gehen muss und bereits anders geht. Es wird also Zeit das wir unsere Städte feministisch betrachten!

Mi 31.05. Prof. Dr. Elahe Haschemi Yekani (Online) – Enslavement in British Memorial Culture: Between Nostalgia and Toppled Monuments

Against the backdrop of the toppling of the statue of Edward Colston in Bristol in 2020, this talk discusses British memorial culture around enslavement and abolition and specifically how nostalgia for a British exceptionalism resurfaced in the 2007 events commemorating the bicentennial of the abolition of the slave trade. I will discuss interventions by artists of colour and suggest embracing a queer, less congratulatory mode of engagement with the past that also moves away from frameworks of empathy.

Mi 7.6.2023 Janna Mareike Hilger (Online) – Safe Spaces. Eine genealogische Perspektive

Safe Spaces, also Räume, die marginalisierten Gruppen Sicherheit verschaffen sollen, wurden in den letzten Jahren leidenschaftlich diskutiert – auch in feministischen Kontexten. Das eigentliche Konzept bleibt jedoch häufig im Dunkeln. Dieser Vortrag geht Safe Spaces auf den Grund. Mit Fokus auf die USA wird die verworrene und wechselhafte Geschichte dieser Räume entfaltet, die direkt zum Puls von gegenwärtigen und vergangenen Machtformationen und den darauffolgenden Kritiken und Widerständen führt.

Mi 14.6.2023 Theresa Richarz  (Online) – Familienrecht macht Familie? Queerfeministische Perspektiven auf das Abstammungsrecht (Nachholtermin)

​​​Das sogenannte Abstammungsrecht regelt, welche Erwachsenen einem Kind unmittelbar nach der Geburt als rechtliche Eltern zugeordnet werden. Das dient der Absicherung des Kindes – und was noch? Die Anerkennungskämpfe queerer Familien zeigen, dass über das Abstammungsrecht heteronormative Vorstellungen von Geschlecht und Familie hergestellt und legitimiert werden. Quasi am Vorabend einer Reform lautet die Frage: Familie – what‘s law got to do with it? Nach einer Einführung in das geltende Recht erfolgt eine queerfeministische Einordnung der Funktion des Familienrechts, die zur gemeinsamen Diskussion einlädt: Wie könnte das Recht aussehen?

Mi 21.06.2023 Vildan Aytekin + Malika Mansouri (Präsenz) – Our Journey through the »sea of whiteness« – Rassismuserfahrungen von Wissenschaftler:innen of Color. Eine machtkritische Analyse.

Der Beitrag untersucht die Erfahrungen von Lehrenden of Color an deutschen und österreichischen Hochschulen im Kontext von Rassismus. Die Referentinnen präsentieren Erkenntnisse aus Interviews und analysieren mögliche Konsequenzen und Praxen des Widerstands. Dabei geht es um Fragen wie: Welche spezifischen Erfahrungen machen Wissenschaftler:innen of Color? Welche Herausforderungen erleben sie und welche Strategien setzen sie ein, um diesen zu begegnen? Der Beitrag bietet wichtige Einblicke und trägt zur Diskussion über Rassismus an Universitäten bei.

Mi 28.6.2023 Dr. Emelia Quinn (Online) – Queer Veganism

This lecture proposes that there is something distinctly queer about veganism. It will establish that thinking queer theory with and alongside vegan theory provides important nourishment for vegan theoretical perspectives, providing new horizons for thinking about and negotiating vegan modes of being in the world.

Einladung zum Orga-Treffen am 28.02.2023

Das Aktionsbündnis Queering Academia organisiert auch für das kommende
Sommersemester wieder die erfolgreiche Vortragsreihe „Jenseits der
Geschlechtergrenzen“. Du hast Lust, die Veranstaltungsreihe
mitzuorganisieren und tolle Leute nach Hamburg einzuladen? Dann
engagiere dich in unserem Büdnis, das für alle Menschen aus allen
Hochschulen und Fachrichtungen offen ist.

Für alle Interessierte gibt es ein offenes Orga-Treffen am Dienstag, den
28. Februar um 18:30 Uhr. Das Treffen findet in den Räumen des Zentrums
Gender und Diversity in der Monetastraße 4 in 20146 Hamburg statt. Die
Leitung des Zentrums wird auch vor Ort sein, um über die Arbeit des
Zentrums zu berichten. Bitte komm wenn möglich getestet.

Alle Interessierte sind herzlich eingeladen. Wenn eine digitale
Teilnahme an dem Treffen gewünscht ist, bitte unter
queeringacademia@riseup.net per Mail anmelden.

Viele Grüße
Queering Academia

Programm „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ im WS 22/23

immer mittwochs 19:15 Uhr bis 20:45 Uhr, online oder in Präsenz.

Anmeldung per Mail unter: anmeldungjdg@riseup.net

Ort der Präsenzveranstaltungen: Café Knallhart, Von-Melle-Park 9, Universität Hamburg

Mi, 2.11. Karima Schulze (Präsenz)

Klassismus im Wissenschaftsbetrieb – und wie wir ihm solidarische Praktiken entgegensetzen können

In Deutschland sind wir mit einem der klassistischsten Wissenschaftsbetriebe unter den sogenannten Industriestaaten konfrontiert. Insbesondere, wenn es zu Intersektionalitäten kommt, wird es im Wissenschaftsbetrieb für Betroffene oftmals gefährlich; ob Student*in oder Wissenschaftler*in.
Worin bestehen diese Klassismen genauer? Warum ist gerade der Wissenschaftsbetrieb in Deutschland so klassistisch? Welche Funktion haben Klassismen, wer oder was profitiert davon? Wie können wir Klassismen gemeinsam solidarische Praktiken entgegensetzen? Diesen Fragen wollen wir durch einen Vortrag, in den auch praktische Erfahrungen der Betroffenen Referentin miteinfließen und durch eine offene, gemeinsame Diskussion auf den Grund gehen.

Mi, 23.11. Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß (Online)

Biologie und Geschlecht: Nach den aufgeregten Debatten an der HU Berlin. Vortrag mit Prof. Dr. Heinz-Jürgen Voß, Hochschule Merseburg

Wir müssen sprechen – auch über biologisches Geschlecht (sex). Das wird mit den aktuellen Debatten um die Humboldt-Universität zu Berlin deutlich. Denn: In der Biologie ist schon länger klar, dass es nicht nur zwei Ausprägungsformen des Genitaltrakts gibt, sondern dass sich Genitalien individuell unterschiedlich entwickeln. Doch populär kommt diese Sicht erst verzögert an. Heinz-Jürgen Voß führt hierfür Gründe an, erläutert biologische Geschlechtsentwicklung und zeigt die pädagogischen Zugänge, die die biologischen Vorgänge korrekt darstellen und nach und nach in der Schule ankommen.

Mi, 7.12. Dr. Carolin Wiedemann (Präsenz)

Von der Beharrlichkeit des Patriarchats

Carolin Wiedemann zeigt, wie grundlegend der Glauben an eine vermeintlich natürliche Geschlechterordnung für die bürgerliche, kapitalistische Gesellschaft ist und dass rechte, liberale und sogar manch linke Antifeminist*innen umso mehr auf dieser alten Ordnung beharren, je stärker sie herausgefordert wird. Und das wird sie: durch kollektive queerfeministische Praxis, auf der Straße und im Alltag.

Mi, 14.12. Carla Ostermayer (Präsenz)

Eine kurze Einführung in die Ideologie des Antifeminismus

Der Vortrag analysiert den Anstieg des Antifeminismus in Deutschland. Antifeminismus ist Bestandteil der Ideologien radikal rechter Attentäter. Er beschränkt sich jedoch nicht auf dieses Extrem, schließlich ziehen sich antifeministische Debatten über Geschlecht und Sexualität sowie die damit verbundene Idee eines vermeintlich hegemonialen Feminismus von radikal Rechten bis in die sogenannte Mitte der Gesellschaft – Antifeminismus kann als Scharnier zwischen diesen Gesellschaftsgruppen fungieren. Im Vortrag werden zunächst die ideologischen Grundannahmen des Antifeminismus präsentiert. Anschließend wird aus gesellschaftstheoretischer Perspektive analysiert, weshalb es aktuell in Deutschland zu einem Anstieg von Antifeminismus kommt. Dabei wird argumentiert, dass Antifeminismus durch das Propagieren einer ‚natürlichen Ordnung‘, die Stabilität und Sicherheit verspricht, auf aktuelle Krisen reagiert.

Mi, 21.12. Dr. Mustafa Algül (Online)

The Evolution of Queer Television and an Audience Reseach Through Netflix’s TV Series

Although queer representations in Western television fiction have shown certain developments until today, they have been presented in a problematic framework for many years. Following the change in representational forms in the 1990s, media researchers began to diversify their approaches to explore more comprehensive and visible representations of queer. Queer theory, which is an approach against hegemonic norms and biological essentialism and questions the idea of fixed identity, offered a new and efficient perspective to examine these representations. Thus, queer television studies, which examine queer appearance on television from a broad perspective, gained momentum. The fact that the television industry, institutions and audience practices are in a transformation process in today, directly affects the portrayal of queer narratives and characters on screen. In particular, the production of innovative television content by online streaming services on gender/sexuality-based topics expands the fields of expression and possibilities for queer. The fact that Netflix, with the largest users, is the streaming organization that provides the most space for queer visibility in television content, makes it important to examine the meanings of the contents for the audience. This lecture will primarily encompass the evolution of queer television and some of the processes that paved the way for this transformation. Then, the findings and results of a study on how audiences receive queer visibility in various Netflix original TV series will be presented. In this way, some inferences for the future of queer television and its possible alterations will be expressed.

Mi, 11.1.23 Prof. Dr. Christine Bratu (Online)

Der 48-Stunden-Tag in Akademia: Wie sich die Vereinbarkeit von Sorge- und akademischer Arbeit wirklich herstellen lässt

In meinem Vortrag möchte ich untersuchen, wie sich akademisches Arbeiten auf befristeten Stellen mit Sorgearbeit vereinbaren lässt. Dass dies möglich sein sollte, wird gesellschaftlich gefordert und auch von den meisten Wissenschaftsorganisationen und Hochschulleitungen als Leitziel propagiert. Doch wie genau lässt sich dieses Ziel umsetzen, wenn der Arbeitskontext vom Prinzip der so genannten Bestenauslese und dem dadurch entstehenden Konkurrenzdenken geprägt ist? Gilt es, alle gleichermaßen fit zu machen für das Wettrennen? Oder sollten wir vielmehr das Wettrennen anders ausgestalten, so dass auch Menschen mit Sorgeverpflichtungen eine faire Chance darauf haben, über die Ziellinie zu kommen? Und was spricht überhaupt dafür, Vereinbarkeit in einem umfassenden Sinne herzustellen? Auf diese (und einige andere Fragen) möchte ich erste Antworten formulieren.

Mi, 25.1.23 Theresa Richarz (Präsenz)

Familienrecht macht Familie? – Queerfeministische Perspektiven auf das Abstammungsrecht

​​​Das sogenannte Abstammungsrecht regelt, welche Erwachsenen einem Kind unmittelbar nach der Geburt als rechtliche Eltern zugeordnet werden. Das dient der Absicherung des Kindes – und was noch? Die Anerkennungskämpfe queerer Familien zeigen, dass über das Abstammungsrecht heteronormative Vorstellungen von Geschlecht und Familie hergestellt und legitimiert werden. Quasi am Vorabend einer Reform lautet die Frage: Familie – what‘s law got to do with it? Nach einer Einführung in das geltende Recht erfolgt eine queerfeministische Einordnung der Funktion des Familienrechts, die zur gemeinsamen Diskussion einlädt: Wie könnte das Recht aussehen?

Programm Ringvorlesung „Jenseits der Geschlechtergrenzen“ Sommersemester 2022

20.04.2022 (Präsenz) Felicia Ewert: Transfeindlichkeit – Geschlecht, Diskriminierung, Solidarität.

Der Vortrag umfasst eine Aufklärung über gängige diskriminierende Begriffe und zeigt wie sie im Alltag verankert sind. Die Referentin beschäftigt sich mit der Existenz von offen transfeindlichen Personen und Organisationen. Hierin wird auch dargestellt, dass Transfeindlichkeit ein verbindendes Element (Querfront) zwischen entgegengesetzten politischen Strömungen sein kann. Wie tief deutsches Recht in die Leben von trans Personen eingreift, zeigt sie mit einem Überblick über das sogenannte „Transsexuellengesetz“ und widmet sich der Frage, was *wir alle* tun müssen, um bestehende diskriminierende geschlechtliche Vorstellungen zu erkennen und abzubauen.

18.05.2022 (Online, Englisch) Shofie Bahalwan: Queer Affects and Transformative Justice.

What does queer theory have to offer for thinking about transformative justice? What is affect theory, and what does it have to do with queer theory? In this lecture, we will introduce the groundbreaking contributions of queer theorists in the development of affect theory. We will discuss the various possibilities opened up by queer affect in thinking about justice. This lecture will also serve as a Black queer intervention on how Black queer feminist authors and scholars contributed and prefigured the development of affect theory despite the under-citation of their contributions.

25.05.2022 (Online, Englisch) Selin Üreten: Exploring the field of intersectionality and diversity in technology.

This session is about intersectionality and diversity in technology. Especially, the product developers perspective will be focused upon. We will look at some challenges in socio-technical systems with our critical lens and explore best practices as well.

01.06.2022 (Online) Kalle Hümpfner: Trans*rechte sind Menschenrechte! – worum geht es bei der Forderung nach geschlechtlicher Selbstbestimmung?

Im Koalitionsvertrag hielt die Bundesregierung fest: „Wir werden das Transsexuellengesetz abschaffen und durch ein Selbstbestimmungsgesetz ersetzen.“ Vor der parlamentarischen Sommerpause sollen erste Eckpunkte für ein Selbstbestimmungsgesetz veröffentlicht werden. Diese Änderung ist längst überfällig und wird seit Jahren von queeren Aktivist*innen und Verbänden gefordert. Anknüpfend an aktuelle politische Diskussionen wird die Veranstaltung die Frage aufgreifen, welche gesetzlichen Änderungen es braucht, damit geschlechtliche Selbstbestimmung keine ferne Vision bleibt, sondern real umgesetzt wird.

15.06.2022 (Online) Djalila Boukhari: Rassismuskritik – ohne Intersektionalität funktioniert es nicht!

Zunehmend beschäftigen sich Institutionen und Mehrheitsangehörige mit den Themen Rassismuskritik und Intersektionalität und deren Umsetzung in der Praxis. Was aber bedeutet Rassismuskritik und Intersektionalität eigentlich und wofür ist es gut? Wie können diese Themen bearbeitet und behandelt werden, ohne dabei einerseits rassismuserfahrene Menschen zu belasten und andererseits nicht in Schuld und Scham zu verhaften? Dieser Input beschäftigt sich u.a. mit diesen Fragen und gibt eine Einführung in die Themen Rassismuskritik und Intersektionalität.

29.06.2022 (Online) Prof. Dr. Gundula Ludwig: Heteronormativität und Staat.

Der Staat greift routinemäßig in sexuelles Verhalten ein, und zwar auf einem Niveau, wie es in keinem anderen gesellschaftlichen Lebensbereich geduldet werden würde“ – so schrieb Gayle Rubin 1983. In dem Vortrag wird aufgefächert, in welch vielfältiger und oftmals auch subtiler Weise der moderne westliche Staat Sexualitäten, Geschlechter, Körper und Begehren reguliert, normalisiert und normiert. Zugleich wird dargelegt, wie heteronormative Strukturen und Logiken tief in die Architektur des Staates eingeschrieben sind: in das Rechtssystem, in Staatsbürger*innenschaftskonzepte oder in wohlfahrtsstaatliche Sicherungssysteme. Ebenso wird gezeigt, wie sexuelle Politiken Machttechniken sind, um rassistische Biopolitiken und postkoloniale Grenzziehungen zu legitimieren.

06.07.2022 (Präsenz) Dr. Carolin Wiedemann. Von der Berharrlichkeit des Patriarchats. Diese Veranstaltung fällt leider krankheitsbedingt aus!

Carolin Wiedemann zeigt, wie grundlegend der Glauben an eine vermeintlich natürliche Geschlechterordnung für die bürgerliche, kapitalistische Gesellschaft ist und dass rechte, liberale und sogar manch linke Antifeminist*innen umso mehr auf dieser alten Ordnung beharren, je stärker sie herausgefordert wird. Und das wird sie: durch kollektive queerfeministische Praxis, auf der Straße und im Alltag.

13.07.2022 (Präsenz) Zarah Henschen vom Fuck Yeah Sexshopkollektiv: Mit Dildos gegen das Patriarchat?- Feminismus zwischen Ausverkauf und Selbstermächtigung.

Wie passen feministische Vorstellungen von Körper, Begehren, Gender und Sex mit einem Sexshop zusammen? Welche Chancen kann ein solcher Raum bieten? Lassen sich politische Ideale mit den Sachzwängen der kapitalistischen Logik zusammenbringen? In dem Vortrag wird ausgehend von dem ersten Sexshop der Welt in Flensburg, ein historischer Bogen zu den später aufkommenden ersten explizit feministischen Sexshops in den USA gespannt. Dabei sind die dahinter liegenden gesellschaftlichen und politischen Kämpfe und Veränderungen interessant. Abschließend können die Teilnehmenden Anhand von reellen Sachfragen aus dem Sexshop Alltag, diskutieren, wie Feminismus, Kapitalismus und sexpositive Inhalte zusammen kommen können.

Die Anmeldung finden pandemiebedingt zum Teil online via Zoom statt. Die Präsenztermine finden in Räumen der Universität Hamburg statt.

Anmeldung unter: anmeldungjdg@riseup.net

Uhrzeit: 19:15- 20:45 Uhr.