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Vortragseinladung 26.01.2011: Die Gewalt, ihre Zeit und ihr Ort

Jin Haritaworn
Die Gewalt, ihre Zeit und ihr Ort:
Liebe, Hass und Genozid im vitalen Ghetto
Mittwoch, 26.01.2011, 19ct, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Jetzt aber wirklich: In Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung – welcher wir herzlich danken – präsentieren wir voller Vorfreude Jin Haritaworn. Jin Haritaworn ist im Helsinki Collegium of Advanced Studies, intellektuell, politisch und kreativ auf der Schnittstelle Critical Race
und Trans/Gender/Sexuality tätig und präsentiert uns folgenden Vortrag:

Mein Vortrag folgt Küssen durch Berlin. Wie werden manche vormals verschrankte, kriminalisierte und pathologisierte Intimitäten plötzlich zu einem schönen Anblick? Die Küsse, die ich verfolge, evozieren und orientieren uns, erinnernd und vergessend, auf unterschiedliche queere Orte und Zeiten unterschiedlich hin: vom Konzentrationslager, Gefängnis, der Anstalt und dem ,Ghetto‘; zur NS-Zeit, Aids-Krise und (weniger offensichtlich) dem Neoliberalismus und dem Krieg ohne Ende. Zeichen der Liebe, Fürsorge, Freiheit und freien Wahl, bedürfen sie dennoch für ihr Erscheinen der Ko-Präsenz hasserfüllter Anderer, deren Bewegung durch dieselben Orte einer verwandten und doch verschobenen Zeitlinie folgt: Im selben Moment, da bestimmte queere Subjekte die ‚wenig begangenen, schlecht beleuchteten‘ (Lauren Berlant und Michael Warner) Gegenden ihrer Vergangenheit verlassen, überlassen sie, in Jasbir Puars Worten, den Bereich des Todes ethnisierten Anderen. Der Vortrag untersucht diese nekropolitischen Konversionen in Bezug auf mehrere Schauplätze: aktivistische und mediale Texte über homophobe Hassgewalt, Stadtplanung am ‚Tatort‘ der revitalisierenden Innenstadt, die Debatte ums ‚Homo-Denkmal‘ und die Darstellung von Genozid, Wahnsinn, Sexradikalität und Hassgewalt in Bruce LaBruces schwulem Zombie-Porno Otto, Or Up with Dead People.

Frohes Neues – Vortragseinladung für den 05.01.2011

Fällt leider aus!

Maren Möhring
Zum ‚Italiener‘ gehen. Die italienische Gastronomie in der Bundesrepublik
Mittwoch, 05.01.2011, 19ct, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Vom „Freiburg Institute for Advanced Studies“ kommt die Körper- und Konsumhistorikerin PD.Dr. Maren Möhring, für aufmerksame Leser*Innen dieses Blogs keine Unbekannte, doch dieses mal zu einem vollkommen neuen Thema:

Seit den 1960er Jahren ist die Zahl ausländischer Gastronomiebetriebe in der Bundesrepublik stark angewachsen. Diese Gaststätten (Restaurants, Imbisse und Eisdielen) lassen sich als transnationale und transkulturelle Orte der Essensproduktion und -konsumtion verstehen. So wie Unternehmensgründungen und damit die ökonomische Selbständigkeit von MigrantInnen in der deutschsprachigen Migrationsforschung noch nicht die ihnen gebührende Aufmerksamkeit erfahren haben, so ist in der Konsumforschung die Internationalisierung der Ernährungsgewohnheiten in der BRD bisher nicht hinreichend untersucht worden. Mein Vortrag verknüpft migrations- und konsumhistorische Ansätze, um die Rolle ausländischer Gastronomiebetriebe für die Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte der Bundesrepublik zu bestimmen. Dabei fungiert das ausländische Restaurant als Linse, um den alltäglichen und sich wandelnden Umgang mit kultureller Differenz in der bundesdeutschen Gesellschaft zu analysieren. Über Nationalität und Ethnizität lässt sich jedoch kaum sprechen, ohne die Kategorie Geschlecht einzubeziehen, so dass neben der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung in den Betrieben und differenten Ernährungsstilen auch auf das Geflecht aus ethnischen und Geschlechter-Stereotypen einzugehen sein wird.

Vortragseinladung 15.12.2010: Über die Erfindung des Gleichheits- und des Differenzfeminismus

Cornelia Möser
C’è ma non si vede. Über die Erfindung des Gleichheits- und des Differenzfeminismus : Eine Dekonstruktion
Mittwoch, 15.12.2010, 19ct, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Mittwoch widmen wir uns der Dekonstruktion einer beliebten Erzählung feministischer Bewegungsgeschichte. Dafür haben wir Cornelia Möser eingeladen, Promoventin an der Humboldt-Universität zu Berlin in Gender Studies (GK Geschlecht als Wissenskategorie) und an der Université Paris 8 in Politikwissenschaften. Sie ist aktiv im feminist
saloon
Berlin, ihre Kompetenz beschränkt sich also nicht auf Theorie.

Differenz- und Gleichheitsfeminismus sind zentrale Kategorien für das Erzählen der Geschichte feministischen Denkens. Durch eine historisierende Dekonstruktion, welche einer Reihe ausgewählter theoretischer Wanderungsprozesse nachgeht, soll die Entstehung dieses Antagonismus zunächst nachgezeichnet und schließlich kritisiert werden. Dabei werden vor allem die produktiven Aspekte von theoretischen Wanderungen und kulturellen Übersetzungsprozessen eine Rolle spielen. Maßgeblich im Dreieck Frankreich, USA und Deutschland haben sich im Zuge mehrerer zum Teil überkreuzter Rezeptionsprozesse Narrative über feministische Theorie entwickelt, welche die tatsächlichen Antagonismen, Konflikt- und Spannungslinien nicht zu erzählen helfen, sondern statt dessen vielmehr verschleiern. Vor allem die Schriften von Simone de Beauvoir, Luce Irigaray, Monique Wittig, aber auch Judith Butler spielen für diese theoretischen Wanderungs- und Rezeptionsprozesse eine zentrale Rolle. Kontrastiert werden sollen diese Analysen mit der Frage nach der Bedeutung globalisierter Wissensproduktion für mindestens ehemals emanzipatorische Theorie- und Kritikgebäude. Welches sind die heute wirkmächtigen Kriterien, denen sich eine institutionalisierte queerfeministische Forschung unterwerfen muss? Welches könnten alternative Formen emanzipatorischer und kritischer Wissensproduktion sein? Welche Rolle spielt Übersetzung darin?

Philipp Dorestal: Styling the Revolution

Logo des Podcasts von Jenseits der Geschlechtergrenzen„Styling the Revolution. Mode, Geschlecht und Blackness in den USA der 1960er Jahre“ lautete der Titel von Philipp Dorestals Vortrag im Sommersemester 2010, der sich mit der performativen Herstellung von “Autentizität” in der Black Power Bewegung beschäftigt. Philipp Dorestal lebt in Hamburg und ist Promovend am Lehrstuhl für Nordamerikanische Geschichte an der Universität Erfurt. Seine Forschungsschwerpunkte sind Geschichte der African Americans, Postkoloniale Theorie, Geschichte des Rassismus und der Karibik in der Neuzeit.

[podcast]http://www1.uni-hamburg.de/QUEERAG/podcast/dorestal_2010_CC.mp3[/podcast]
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Felix Krämer: Playboy tells his story

Logo des Podcasts von Jenseits der GeschlechtergrenzenDie aktuelle Folge unseres Podcastes führt uns zurück ins Wintesemester 2006/2007, in dem Queer AG Mitglied und damals frisch gebackener Historiker Felix Krämer einen Vortrag zu seiner Magisterarbeit bei uns gehalten hat: „Playboy tells his story. Hegemoniale Männlichkeit und Kriesenszenario in den USA der 1970er Jahre“ erzählt davon, wie das Krisenszenario der Männlichkeit im Playboy artikuliert wurde.

Zurzeit ist Felix Doktorand im Exzellenzcluster „Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne“ der Universität Münster und wir freuen uns schon darauf, ihn demnächst mit seiner Arbeit zu „Geschlecht, Religion und soziokulturelle Ordnung in den USA, 1969 – 1989“ wieder bei uns in der Reihe begrüßen zu dürfen.

[podcast]http://www1.uni-hamburg.de/QUEERAG/podcast/kraemer_2007_CC.mp3[/podcast]
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Vortragseinladung 23.06.2010: Styling the Revolution

Philipp Dorestal, M.A.
Styling the Revolution : Mode, Geschlecht und Blackness in den USA der 1960er Jahre
Mittwoch, 13. Juni 2010, 19ct, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

Zunächst einmal herzlichen Dank allen Unterstützenden und Mitfeiernden, gestern solch eine großartige 20 Jahrfeier ermöglicht zu haben. Auch Mittwoch wird es geschichtlich, wir beschäftigen uns mit Herstellung von „Autentizität“ durch Style innerhalb der Black Power Bewegung. Der Referierende Philipp Dorestal ist promovend am Lehrstuhl für Nordamerikanische Geschichte der Universität Erfurt.

Der Referent zu seinem Vortrag:

Mitte der 1960er Jahre wurden innerhalb der in den USA entstandenen Black Power-Bewegung spezifische Vorstellungen von „rassischer“ Authentizität, geschlechtlicher Identität und von Militanz über bestimmte performative Praktiken, den Körper zu stylen, konstruiert. Dies wird anhand von drei ausgewählten Organisationen untersucht: der Black Panther Party of Self-Defense, der Organisation US von Maulana Karenga sowie der Nation of Islam. An Beispielen wie dem Afro-Hairstyle, den afrikanischer Kleidung nachempfundenen sogenannten Dashiki-Hemden oder dem Outfit der Black Panther mit schwarzer Lederjacke, Sonnenbrille und Gewehr wird analysiert, wie Style zu einem integralen Bestandteil politischer Strategien im Kampf um Repräsentation, schwarzes Selbstbewusstsein und geschlechtliche Identität genutzt wurde.

Vortragseinladung: 14.04.2010 – Jürgen Martschkat

Prof. Dr. Jürgen Martschukat
„A man is not a man without work“: Von Wirtschaftskrisen und
arbeitslosen Familienvätern in den USA der 1930er Jahre
Mittwoch, 28. April 2010, 19ct, Von Melle Park 5 („Wiwi Bunker“) 0079

In diesem highlightreichen Semester haben wir das Vergnügen, ein ganz besonderes ankündigen zu können: Jürgen Martschukat, Lehrstuhlinhaber für Nordamerikanische Geschichte an der Uni Erfurt gibt uns einblicke in seine Arbeit, die kritische Männlichkeitengeschichte.

Der Referent zu seinem Vortrag:

Allerorten ist derzeit von „Krisen“ die Rede. Der Vortrag wird den Krisenbegriff in Bezug auf Geschlechter- und Sozialordnungen überprüfen und vor allem den Effekten und Implikationen seiner Verwendung nachspüren. Dabei wird sich der Blick vor allem auf die Geschichte der USA in den 1930er Jahren richten, wo die „Krise“ schon in der Epochenbezeichnung als „Great Depression“ mitschwingt und eine Gesamterfahrung signalisiert. Ein genauer Blick auf einzelne zeitgenössische Analysen und einzelne Akteur/inn/e/n wird allerdings zeigen, wie normativ die Rede von der Krise war, wie sie zur Rezentrierung der bestehenden soziokulturellen Ordnung aufforderte und damit ignorierte, dass die Krise des einen durchaus auch als Chance der anderen wahrgenommen werden konnte.

Iris Wigger: Die „Schwarze Schmach am Rhein“

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Als letzten Podcast in diesem Jahr(zehnt) präsentieren wir euch den Vortrag „Die Schwarze Schmach am Rhein. Rassische Diskriminierung zwischen Geschlecht, Klasse, Nation und Rasse“ von Dr. Iris Wigger vom 29. Oktober 2008. Iris Wigger ist Lecturer in Sociology im Department of Social Sciences an der Loughborough University in England. Ihre Monographie „Die Schwarze Schmach am Rhein. Rassische Diskriminierung zwischen Geschlecht, Klasse, Nation und Rasse“ ist 2007 im Verlag Westfälisches Dampfboot erschienen.

[podcast]http://www1.uni-hamburg.de/QUEERAG/podcast/wigger_2008.mp3[/podcast]
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Iris Wigger über ihren Vortrag:

In den 1920er Jahren bot der Einsatz französischer Kolonialtruppen im Rahmen der Alliierten Rheinlandbesetzung den Anlass für eine unter dem Titel „Die Schwarze Schmach“ von Deutschland ausgehende, internationale Kampagne gegen ihre Stationierung. Mein Vortrag diskutiert die rassistische Logik dieser Kampagne. Er verdeutlicht wie Geschlecht, Rasse, Nation und Klasse als Kategorien sozialer Integration und Ausgrenzung in der gesellschaftlichen 3 Konstruktion ‚Schwarze Schmach‘ ineinander greifen und als sich wechselseitig ergänzende Diskriminierungszusammenhänge ein rassistisches Konglomerat bilden. Muster kategorialer Einschließung und Ausschließung werden dabei nicht summativ aneinander gereiht. Geschlecht, Rasse, Nation und Klasse zeigen sich als flexible, einander überlagernde, sich teilweise substituierende Kategorien, wo die ‚Schwarze Schande‘ als französischer Angriff auf die deutsche Frau, das deutsche Volk und die weiße Rasse gewertet und mit ihr der Zusammenhalt aller Deutschen und Weißen beschworen wird. Die symbolische Reichweite von Körpern deutscher Frauen erwies sich dabei als ungemein flexibel. Allegorisch aufgeladen, dienten sie Protagonisten der Kampagne als Metapher für eine vermeintlich durch den Versailler Vertrag und die Besatzungsmächte ‚gepeinigte und erniedrigte deutsche Nation‘ und eine durch Schändung bedrohte ‚weiße Rasse‘. Deutsche Frauen, die sich nicht in die ihnen von den Konstrukteuren ‚Schwarzer Schmach‘ zugewiesene Opferrolle fügen wollten, wurden als Schandmal und Verräterinnen beider imaginierter Kollektive – Nation und Rasse – attackiert und sozial ausgegrenzt. Die Kampagne läßt sich als historisch und rassismusanalytisch interessantes Beispiel für die flexible diskursive Verknüpfung und ideologische Überlagerung verschiedener Kategorien sozialer Eingrenzung und Ausgrenzung in der Entwicklung des modernen Rassismus interpretieren.

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